Gegen­wart

Deutsch­land 2012, 65 min, deut­sche Originalfassung

Regie: Tho­mas Heise

GEGEN­WART ist eine Beob­ach­tung des Arbeits­all­tags zwi­schen Hei­lig­abend und Neu­jahr in einem klei­nen deut­schen Kre­ma­to­ri­um, das rund um die Uhr arbeitet.

Das hat­te ich nicht erwar­tet, und blieb mit offe­nem Mund. In der kur­zen Zeit zwi­schen Weih­nach­ten und Neu­jahr, als die Arbeit über­hand­nahm. Gespro­chen wur­de wenig. Es gab nichts zu sagen. Es geschah. Ich ver­folg­te beob­ach­tend die ein­zel­nen Schrit­te des Vor­gangs und sah, wie die Arbei­ter jeden die­ser Schrit­te gehen. Ich war inter­es­siert an der Spra­che ihres Kör­pers im Lärm der Maschi­ne, ihrem Atem. Ich sah die Bewe­gun­gen, rou­ti­niert, ohne Über­flüs­si­ges, den Pro­duk­ti­ons­ab­läu­fen opti­mal ange­passt. Die Span­nung im Kör­per. Der Arbei­ter vor der Asche­müh­le wie ein Tän­zer oder ein sehr spe­zi­ell exer­zie­ren­der Sol­dat Sei­ne Arbeit, sein Tanz, wur­de von einer Kame­ra über­wacht, das Bild davon in die Zen­tra­le über­tra­gen und auf­ge­zeich­net. Das Über­ra­schen­de, die End­lo­sig­keit, der ste­ti­ge Nach­schub, dem nicht zu ent­ge­hen war, nie eine Pau­se, nie­mals Stil­le, kein Moment, in dem ein Mensch zur Ruhe kommt. Und ich bemerk­te, wie ich mich zu gewöh­nen begann. Die gleich­mü­ti­ge, flie­ßen­de Bewe­gung des Hand­rü­ckens weni­ge Zen­ti­me­ter über der Asche, die knis­tern­den Kno­chen. Die Repa­ra­tur des Ofens bei lau­fen­dem Betrieb zum Jah­res­wech­sel nach Mit­ter­nacht. Die Kon­se­quenz, das Offen­sicht­li­che, das mit uns geschieht. Wirt­schaft Hora­tio, Wirt­schaft!” (Tho­mas Heise)