Deutschland / Österreich 2019, 218 min, deutsche Originalfassung
Regie: Thomas Heise
Was bleibt? Biografien hinterlassen Spuren. Die Zeitläufte auch. Wie sich das eine zum anderen verhält untersucht Thomas Heise in Heimat ist ein Raum aus Zeit. Der Film folgt den biografischen Spuren einer zerrissenen Familie über das ausgehende 19. und das folgende 20. Jahrhundert hinweg. Es geht um Menschen, die einst zufällig zueinander fanden, dann einander verloren. Deren verbliebene Kinder und Enkel jetzt verschwinden. Es geht um Sprechen und Schweigen. Erste Liebe und verschwundenes Glück. Väter, Mütter, Söhne, Brüder, Affären, Verletzung und Glück in wechselnden Landschaften, die verschiedene, einander durchwuchernde Spuren von Zeiten in sich tragen.
„Über 218 eindringliche Minuten hinweg werden in fünf Kapitel mehr als 100 Jahre Familien- und Zeitgeschichte zu einer Collage verwoben, beginnend vom Ersten Weltkrieg bis zum Ende der DDR. Es geht um die Großeltern, die Eltern, den Bruder, um Ausgesprochenes und Verschwiegenes zwischen den Generationen. Oder, wie Heise sagt: ‚Das Material des Films ist das Übriggebliebene meiner Familie, Reste. Die, von denen ich weiß, deren Umstände ich erlebt oder anders erfahren habe. Reste, die Geschichte spiegeln, Geschichte, die auch meine ist.‘“ (Claus Löser, BLZ 9./10.02.19)
„‘-Ist die DDR überhaupt heute ein Thema?‘ ‚-Das ist ein Thema. Das ist genau der Punkt: Es wurde nur behauptet, es sei eben kein Thema. Jetzt spuren wir die Ergebnisse dieser Vereinigung deutlicher und merken, dass auch die Geschichte komplett verschwunden ist. Wenn es um die Betrachtung von Geschichte geht, geht die linear bis zur Bundesrepublik und der Osten ist daran ein Pickel. Den drückt man aus. Nur der Mauerfall ist interessant. Heiner Müller beschrieb das so – im Rahmen der Modernisierung müssen die unproduktiven Teile abgestoßen werden. Ein bisschen erzählt der Film das auch.“ (Interviewauszug, Thomas Heise im Gespräch mit Barbara Wurm, TAZ 9./10.02.19)