Vier Frauen in der Politik, in Führungspositionen. Vier Frauen mit ostdeutscher Vergangenheit. Für Anke Domscheit-Berg, Yvonne Magwas, Frauke Petry und Manuela Schwesig war es selbstverständlich, berufstätige Mütter zu haben – zu einer Zeit, als viele Frauen in Westdeutschland vorrangig für Haus und Kinder zuständig waren. Der Mauerfall und die Zeit danach gingen nicht spurlos an ihren Familien vorbei: Zusammenbruch, Entwurzelung, Neuorientierung und Aufbruch. Die widersprüchlichen Erfahrungen beeinflussen das politische Handeln der vier Frauen bis heute. Sie sind berufstätig und haben Kinder, so wie ihre Mütter es waren. Die Herausforderungen ihres Alltags ähneln sich, doch ihre politischen Positionen, auch zur Frauenfrage, könnten unterschiedlicher kaum sein.
Auch nach über 100 Jahren Frauenwahlrecht und 30 Jahren Deutscher Wiedervereinigung sind Frauen und Ostdeutsche in der Politik immer noch signifikant unterrepräsentiert. FRAUEN IN LANDSCHAFTEN bietet einen spannenden und authentischen Einblick in das politische Engagement und die persönlichen Erfahrungen von vier ostdeutschen Politikerinnen. Man kommt den Frauen so nahe wie selten zuvor und kann dennoch einen kritischen Abstand wahren.
“Michel bewahrt dabei die Balance aus Nähe und Distanz. Nur hin und wieder vernimmt man ihr tastendes, offenes, nie investigativ-lauerndes, aber vor allem bei Petry auch kritisches Nachfragen. (…)Eine der klügsten dramaturgischen Entscheidungen besteht darin, die vier nicht gemeinsam auftreten zu lassen; stattdessen entsteht einzig auf der Ebene der Montage so etwas wie ein implizites Gespräch. Widersprüche dürfen unaufgelöst nebeneinander stehen bleiben, als intellektuelle Herausforderung statt als affektive. Niemand gerät wie in Talkshows unter Zugzwang oder muss sich rechtfertigen. Die (Ex-)Politikerinnen sprechen auf eine Weise, der anzumerken ist, dass sie natürlich Profis sind, aber auch mit zuhörender Akzeptanz rechnen. (…) Nicht zuletzt durch die Bildgestaltung von Uwe Mann wird FRAUEN IN LANDSCHAFTEN zu einem fein nuancierten Porträt von Menschen, die sich mühen und die wissen, dass auch sie irgendwann müde werden.“ (Cosima Lutz, filmdienst.de)
Der Film begleitet Kabeltechniker in den aneinander grenzenden Ländern Ukraine, Moldawien, Rumänien und Bulgarien, bei ihrer Arbeit und deckt dabei nicht nur auf, wie stark das Leben gerade in ländlichen Gegenden von den kommunikativen Infrastrukturen abhängig ist, sondern fängt auch eben dieses Leben in seiner reinen Authentizität ein. Aus den Wohnzimmern und Hintergärten der Menschen erzählt der Film unaufgeregt und angenehm intim von den vielfältigen Begegnungen, die die Engel in blau während ihrer Arbeit erleben. Hier sind sie nicht nur Dienstleister, sondern Retter, Hoffnungsträger und Seelsorger. Sie verbinden die Menschen mit der Welt und mit sich selbst, denn „Kommunikation ist alles“. (goEast 2021)
„Mit der Zeit neigen wir dazu, Kommunikation wie ein Binde- und Näherungsmittel zwischen den Völkern zu betrachten. Mit so einer Vielfalt an Mitteln der Kommunikation bevölkern wir jedoch immer noch eine Welt der geordneten Diskordanz von Persönlichkeiten und Perspektiven.“ (Pavel Cuzujoc)
„Eine häufige Situation, und eigentlich ganz banal: man hängt in der Warteschleife einer Telekom–Firma, hört die Worte „Bitte warten!“ – und ist verstimmt. Doch wer hätte gedacht, dass diese enervierende Phrase, in der immer auch eine Ahnung von Unendlichkeit mitschwingt, die erstaunlichsten Räume erschließt?
In seinem Dokumentarfilm BITTE WARTEN folgt Regisseur Pavel Cuzuioc sechs Mitarbeitern von Telefon‑, TV- und Internet-Anbietern durch Bulgarien, Rumänien, Moldau und die Ukraine. Er begleitet sie vom streng strukturierten Server-Park bis zum Kabelsalat im Hinterhof, und in die Wohnungen der Kunden hinein, wo das Informationszeitalter auf post-sowjetische Realitäten trifft. Das Spektrum ist breit: Ein Pope. Ein Sammler. Arbeitslose. Eine Quebecerin in der Ukraine und eine Äthiopierin in Bulgarien. Nicht zu vergessen Pensionisten; reizende alte Damen darunter, die in lila ausgemalten Räumen blutrünstige Geschichten erzählen. Cuzuiocs behutsame, beobachtende, aber nie voyeuristische Kameraführung lässt den Protagonisten Raum zur Entfaltung; sie danken es ihm mit intimen Einblicken in ihr Leben und ihre Gedankenwelt.
Egal wer oder wie sie sind – mehr oder weniger arm, gebildet oder einfach gestrickt, aus der Zeit gefallen, oder nur verschroben: in ihrer Präsenz und ihrer Verletzlichkeit sind sie einander gleich. Genauso, was ihren Wunsch nach Anschluss – sowohl im menschlichen als auch im technischen Sinne – betrifft. Letzteres ist die eigentliche Aufgabe der porträtierten Telekom-Techniker. In der Praxis sind sie jedoch viel mehr: Berater, Zuhörer, Gesellschafter, die-richtigen-Fragen-Steller, Psychologen, Berichterstatter. Sogar Philosophen, mit klaren Vorstellungen über den Fortschritt, die Menschheit und das Leben an sich. (…)
Mit seinem neuesten Film gelingt Pavel Cuzuioc ein zeitgeschichtliches und zugleich zeitloses Dokument. Mit seiner klaren, ästhetischen Bildsprache beleuchtet er die Schnittstellen von Moderne und Tradition, und behält doch immer den Menschen im Fokus, und zwar nicht nur mit seiner Verwirrung und technischen Unzulänglichkeit, sondern auch mit seinen Wünschen und Hoffnungen, seinen Vorstellungen und Interpretationen von der Wirklichkeit. Und vor allem mit seiner Suche nach Antworten in der Warteschleife des Lebens.“ (Georg Thiel, „Warteschleife des Lebens“)
„BITTE WARTEN ist intim, ohne ungeniert zu sein. Man bekommt nichts zu sehen, womit die Kabeltechniker nicht auch zu tun hätten. Und manchmal sind es sogar die Dienstleister selbst, die auftauen. Nach einem Gläschen Wodka erfährt man etwa von einem, dass er noch zu Sowjetzeiten Soldat in Afghanistan war. Andere sind verschwiegen, gehen professionell und distanziert ihrer Arbeit nach. Es sind kurze Begegnungen, Langeweile wie in einer Warteschleife kommt keine auf.“ (Diagonale 2021)
* Die Kinoauswertung wird freundlich von Syndicado Film Sales unterstützt. Bei Verleihanfragen vermitteln wir gern den Kontakt weiter!
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Regie: Paweł Łoziński, Jan Gogola, Peter Kerekes, Robert Lakatos, Biljana Čakič-Veselič
In einer filmischen Episoden-Reise von Nord nach Süd zeigen fünf RegisseurInnen aus Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn und Slowenien ihre Sicht und Vision von Nation, Identität und Europa: In ihrer persönlichen kinematographischen Handschrift zeichnen sie ein facettenreiches Bild der Regionen in all ihrer stilistischen Vielfalt, und öffnen damit einen breiten Raum der Begegnung mit dem Nächstfremden. Der Film ist in einem einzigartigen historischen Moment entstanden, der politischen Neuordnung Europas. Über die Grenze wird zu einer Reise durch Landschaften und Mentalitäten, in einem verschwindenden und zugleich neu entstehenden Raum – ein ernsthafter, absurder, märchenhafter, humorvoller und poetischer Crashkurs über neue alte Nachbarn.
“Fünf Ansichten vom Leben an der Grenze zum alten Europa. Eine Fahrt von Nord nach Süd: Von einem verschlafen im Nebel liegenden polnischen Dorf an der Oder, dessen Bewohner – nach dem Krieg hier angesiedelt – noch immer keine Wurzeln geschlagen haben, weiter in einen tschechischen Grenzort, der sein Glück in Casinos und Prostitution sucht, und dann durch slowakische Wälder, wo ehemalige Zivilhelfer der Grenzschutztruppen die Zeit am liebsten zurückdrehen würden. Mit zwei rumänischen Roma geht es schließlich nach Wien, bis die Reise bei Fischern auf dem schmalen Meerstreifen Sloweniens vor einer unsichtbaren Grenzlinie endet.
Kultur, Mentalität, Zeitgefühl und Lebensphilosophie: an den Nahtstellen zwischen ‚altem‘ und ‚neuem‘ Europa treten die Unterschiede (noch) deutlich zutage. Fünf Ansichten zu Identität und Nation: spannend, witzig, sarkastisch, absurd – und höchst unterhaltsam.” (DOK.fest München 2005)
Menschen, Orte und Landschaften im Nordosten Deutschlands, „wo der Wind grau und rauh vom Meer ins Land fällt“, wie der Schriftsteller Uwe Johnson schrieb. Auch von ihm, einem der bedeutendsten deutschen Nachkriegsautoren, erzählt dieser Film.
Uwe Johnson wurde 1934 in Cammin, in Pommern, dem heute polnischen Kamień Pomorski an der Ostsee geboren und starb 1984 mit nur 49 Jahren im englischen Sheerness-on-Sea an der Nordsee. Die mecklenburgische und pommersche Herkunft blieb für ihn lebenslang ein wichtiger literarischer Bezugspunkt. Erst recht, nachdem er 1959 die DDR verlassen hatte und fortan in West-Berlin, New York und England lebte. Motive des Gehens und Bleibens durchziehen sein Werk ebenso wie die Auseinandersetzung mit deutscher Geschichte, dem Zweiten Weltkrieg, deutscher Schuld und den „weiteren Folgen des Krieges“, wie er es nannte. Hinzu kommen Erfahrungen als Schüler, Student und angehender Schriftsteller in der frühen DDR.
Volker Koepp reist mit Texten Uwe Johnsons in dessen biografische und literarische Gegenden. Etwa in die Fluss- und Seenlandschaft Mecklenburg-Vorpommerns zwischen Anklam und Güstrow und den nordöstlichen Zipfel Mecklenburgs, den Klützer Winkel oder auf das Fischland an der Ostsee bei Ahrenshoop. Hier begegnet er Menschen in ihrem gegenwärtigen Leben. Sie erzählen von ihren Erinnerungen, vom Gehen und Bleiben, vom Ausharren an den Orten der Herkunft, vom Fortziehen und auch von Uwe Johnson.
„Gehen und Bleiben“ entstand in der Wirklichkeit der Jahre 2020 bis 2022, während der Pandemie und der Ausweitung des russischen Krieges auf die gesamte Ukraine. Auf seiner Fahrt durch die Zeit fragt der Film, welche Bedeutung die Vergangenheit für das gegenwärtige Leben hat und wie ein hoffnungsvoller Blick auf die Zukunft mit Motiven des Gehens und Bleibens zusammenhängt. Textzitate Uwe Johnsons eröffnen dabei einen filmischen Erzählraum, der Geschichte und Gegenwart gedanklich und sinnlich zusammenführt. Wie nebenbei entsteht so auch ein fragmentarisches Lebensbild des Schriftstellers Uwe Johnson und eine Annäherung an sein Werk.
“Der Film beschäftigt sich umherstreifend mit dem, was den Autor in der Sprache hielt, auch als er aus der Landschaft fortgegangen war. Er zieht durch den mecklenburgischen Wind, führt in Berliner Zimmer und auf den Leipziger Hauptbahnhof. Drei Stunden reicher Eindrücke sind das, drei Stunden, während derer sich das Notizbuch auf den Knien mit immer mehr Hinweisen füllt zum Weiterlesen und Reisen.” (Cornelia Geißler, Berliner Zeitung)
„Ich war 2018 zur Premierenfahrt unseres Films SEESTÜCK unterwegs. Nach der Vorführung in Rostock bekam ich ein Buch geschenkt: Die Ostsee – Berichte und Geschichten aus 2000 Jahren. Darin ist auch ein Text aus Uwe Johnsons Romanzyklus Jahrestage. Aus dem Leben von Gesine Cresspahl enthalten (…). Die Wiederbegegnung mit dem Schriftsteller Uwe Johnson war für mich besonders: Es schien so, als hätte hier ein Überlebender des Krieges versucht, gegen das Vergessen anzuschreiben. Die Gegenwart des Jahres 2018 aber war von Geschichtsvergessenheit geprägt und die Hoffnungen der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts waren nach dem scheinbaren Ende des Kalten Krieges auf eine friedlichere Welt längst wieder verflogen. Es hatte Tschetschenien gegeben und Georgien, und Russland hatte zuletzt auch die Krim annektiert. Nur wenige Seiten vor Uwe Johnsons Bericht über die Cap Arcona gibt es im Roman eine Unterhaltung am 5. Mai 1968 zwischen Gesine Cresspahl und ihrer Tochter Marie über die Frage, ob sowjetische Panzer – wie schon 1956 in Budapest – in Prag einrücken oder ob lediglich Manöver stattfinden werden. Die Aktualität dieser Fragestellung beeindruckte mich. (…) Ich stellte fest, dass ich viele der Orte, die in seinem Werk auftauchen, schon gesehen hatte. Natürlich bewegte mich auch eine besondere Art von biografischer Nähe zu Uwe Johnson. (…) Johnsons Beziehung zu den Landschaften seiner pommerschen und mecklenburgischen Heimat, seine Aufarbeitung der Nachkriegszeit, sein „Gehen und Bleiben“. Viele Landschaften hatte ich schon in seinen Gegenden gedreht und ich habe oft erlebt, dass die Menschen, denen ich in den Dörfern begegnete, erst nach 1945 hier heimisch wurden. (…)
Die Pandemie sorgte nach Drehbeginn immer wieder für Unterbrechungen. Die gegenwärtigen Entwicklungen der Jahre 2020 bis 2023 waren plötzlich sehr eng mit dem Werk Uwe Johnsons verbunden. Die zerschlagenen Hoffnungen der Frauen in Belarus und die Ankündigung von russischen Manövern. Schließlich, am 24. Februar 2022, die Ausweitung des Überfalls Russlands auf die gesamte Ukraine. Jetzt, zu Beginn des Jahres 2023, scheint es so, als hätte es nie ein Kriegsende gegeben.“ (Volker Koepp)
Schweden / Ukraine / Norwegen 2023, 92 min, Belarusisch | Russisch mit deutschen UT
Regie: Alexander Mihalkovich, Hanna Badziaka
Svetlana glaubt nicht, dass ihr Sohn während seines Militärdienstes Suizid begannen hat, wie es offiziell heißt. Sie kämpft dafür, dass die Mörder ihres Sohnes zur Verantwortung gezogen werden und die brutalen Schikanen in der belarussischen Armee, denen ihr Sohn zum Opfer gefallen ist, ein Ende finden. Andernorts in Belarus lebt Nikita noch bei seinem Vater, geht gerne mit Freunden feiern und steht kurz vor der Einberufung ins Militär. Wenig später beginnen die Proteste nach der Wiederwahl von Alexandr Lukaschenko und mit ihnen ihre brutale Niederschlagung durch die Staatsmacht, sodass Nikita selbst, mittlerweile Soldat, und seine Freunde sich fragen müssen: Wem dient das Militär? Welche Rolle hat es in der Gesellschaft? Alexander Mihalkovich und Hanna Badziaka geben mit ihrem Film tiefe Einblicke in das Innere der belarussischen Armee, welches von Gewalt und Korruption bestimmt ist. Gleichzeitig beleuchten sie das komplexe Verhältnis zwischen Zivilgesellschaft, Öffentlichkeit und Staatsgewalt vor und während der Massenproteste infolge der belarussischen Präsidentschaftswahl 2020. (goEast 2023)
“Belarus jenseits der Nachrichtenbilder: In nachdenklichen Alltagsszenen dokumentiert der Film ein Land zwischen Aufbegehren und Resignation, Frühlingserwachen, Sommerprotesten und Winterstarre. Es sind stille Bilder, die hinter die Fassade blicken und vielleicht besser verstehen helfen, wie diejenigen postsowjetischen Gesellschaften ticken, die den Weg zur Freiheit nie wirklich eingeschlagen haben. Wer dabei auch an Russland und dessen Aggression gegen die Ukraine denkt, liegt völlig richtig, auch wenn die beiden belarussisch-ukrainischen Filmemacher solche Bezüge höchstens in Schrifttafeln, aber nie in ihrer beinahe lyrischen Visualität herstellen. Gerade darin liegt der Reiz ihrer Dokumentation: nicht zu bebildern, was sowieso fast jeder im Westen denkt, sondern ohne didaktische Vorgaben genau hinzuschauen, um tiefere Einsichten zu ermöglichen.” (Peter Gutting, kino-zeit.de)
„Von der Ukraine aus, wo MOTHERLAND entscheidende Phasen seiner Fertigstellung durchlief, kann man nur sagen: Dies ist das System, aus dem sich das Land befreien wollte, in das der Krieg der Russischen Föderation es zwingen will.In einer Situation wie der gegenwärtigen, in der unentwegt über Marschflugkörper, Kampfflugzeuge, Artillerieproduktion zu reden ist, braucht es auch immer wieder Orientierungsmarken, die deutlich machen, worum es eigentlich geht. Belarus hatte seit jeher ein wichtige Rolle in diesem Krieg. MOTHERLAND macht nun einerseits deutlich, wie übermächtig die Gewalt ist, gegen die es nach Strategien zu suchen gilt.
Er macht andererseits aber auch Mut, für die Ukraine und für Belarus und für das Europa, das nicht genug Anstrengungen unternehmen kann, all die Filmemacher zu unterstützen, die wie Alexander Michalkowitsch und Hanna Badziaka mit ihren Protagonisten in das Innerste einer zivilisationsfeindlichen Welt führen.“ (Bert Rebhandl, faz.net)
Vier Frauen in der Politik, in Führungspositionen. Vier Frauen mit ostdeutscher Vergangenheit. Für Anke Domscheit-Berg, Yvonne Magwas, Frauke Petry und Manuela Schwesig war es selbstverständlich, berufstätige Mütter zu haben – zu einer Zeit, als viele Frauen in Westdeutschland vorrangig für Haus und Kinder zuständig waren. Der Mauerfall und die Zeit danach gingen nicht spurlos an ihren Familien vorbei: Zusammenbruch, Entwurzelung, Neuorientierung und Aufbruch. Die widersprüchlichen Erfahrungen beeinflussen das politische Handeln der vier Frauen bis heute. Sie sind berufstätig und haben Kinder, so wie ihre Mütter es waren. Die Herausforderungen ihres Alltags ähneln sich, doch ihre politischen Positionen, auch zur Frauenfrage, könnten unterschiedlicher kaum sein.
Auch nach über 100 Jahren Frauenwahlrecht und 30 Jahren Deutscher Wiedervereinigung sind Frauen und Ostdeutsche in der Politik immer noch signifikant unterrepräsentiert. FRAUEN IN LANDSCHAFTEN bietet einen spannenden und authentischen Einblick in das politische Engagement und die persönlichen Erfahrungen von vier ostdeutschen Politikerinnen. Man kommt den Frauen so nahe wie selten zuvor und kann dennoch einen kritischen Abstand wahren.
“Michel bewahrt dabei die Balance aus Nähe und Distanz. Nur hin und wieder vernimmt man ihr tastendes, offenes, nie investigativ-lauerndes, aber vor allem bei Petry auch kritisches Nachfragen. (…)Eine der klügsten dramaturgischen Entscheidungen besteht darin, die vier nicht gemeinsam auftreten zu lassen; stattdessen entsteht einzig auf der Ebene der Montage so etwas wie ein implizites Gespräch. Widersprüche dürfen unaufgelöst nebeneinander stehen bleiben, als intellektuelle Herausforderung statt als affektive. Niemand gerät wie in Talkshows unter Zugzwang oder muss sich rechtfertigen. Die (Ex-)Politikerinnen sprechen auf eine Weise, der anzumerken ist, dass sie natürlich Profis sind, aber auch mit zuhörender Akzeptanz rechnen. (…) Nicht zuletzt durch die Bildgestaltung von Uwe Mann wird FRAUEN IN LANDSCHAFTEN zu einem fein nuancierten Porträt von Menschen, die sich mühen und die wissen, dass auch sie irgendwann müde werden.“ (Cosima Lutz, filmdienst.de)
Menschen, Orte und Landschaften im Nordosten Deutschlands, „wo der Wind grau und rauh vom Meer ins Land fällt“, wie der Schriftsteller Uwe Johnson schrieb. Auch von ihm, einem der bedeutendsten deutschen Nachkriegsautoren, erzählt dieser Film.
Uwe Johnson wurde 1934 in Cammin, in Pommern, dem heute polnischen Kamień Pomorski an der Ostsee geboren und starb 1984 mit nur 49 Jahren im englischen Sheerness-on-Sea an der Nordsee. Die mecklenburgische und pommersche Herkunft blieb für ihn lebenslang ein wichtiger literarischer Bezugspunkt. Erst recht, nachdem er 1959 die DDR verlassen hatte und fortan in West-Berlin, New York und England lebte. Motive des Gehens und Bleibens durchziehen sein Werk ebenso wie die Auseinandersetzung mit deutscher Geschichte, dem Zweiten Weltkrieg, deutscher Schuld und den „weiteren Folgen des Krieges“, wie er es nannte. Hinzu kommen Erfahrungen als Schüler, Student und angehender Schriftsteller in der frühen DDR.
Volker Koepp reist mit Texten Uwe Johnsons in dessen biografische und literarische Gegenden. Etwa in die Fluss- und Seenlandschaft Mecklenburg-Vorpommerns zwischen Anklam und Güstrow und den nordöstlichen Zipfel Mecklenburgs, den Klützer Winkel oder auf das Fischland an der Ostsee bei Ahrenshoop. Hier begegnet er Menschen in ihrem gegenwärtigen Leben. Sie erzählen von ihren Erinnerungen, vom Gehen und Bleiben, vom Ausharren an den Orten der Herkunft, vom Fortziehen und auch von Uwe Johnson.
„Gehen und Bleiben“ entstand in der Wirklichkeit der Jahre 2020 bis 2022, während der Pandemie und der Ausweitung des russischen Krieges auf die gesamte Ukraine. Auf seiner Fahrt durch die Zeit fragt der Film, welche Bedeutung die Vergangenheit für das gegenwärtige Leben hat und wie ein hoffnungsvoller Blick auf die Zukunft mit Motiven des Gehens und Bleibens zusammenhängt. Textzitate Uwe Johnsons eröffnen dabei einen filmischen Erzählraum, der Geschichte und Gegenwart gedanklich und sinnlich zusammenführt. Wie nebenbei entsteht so auch ein fragmentarisches Lebensbild des Schriftstellers Uwe Johnson und eine Annäherung an sein Werk.
“Der Film beschäftigt sich umherstreifend mit dem, was den Autor in der Sprache hielt, auch als er aus der Landschaft fortgegangen war. Er zieht durch den mecklenburgischen Wind, führt in Berliner Zimmer und auf den Leipziger Hauptbahnhof. Drei Stunden reicher Eindrücke sind das, drei Stunden, während derer sich das Notizbuch auf den Knien mit immer mehr Hinweisen füllt zum Weiterlesen und Reisen.” (Cornelia Geißler, Berliner Zeitung)
„Ich war 2018 zur Premierenfahrt unseres Films SEESTÜCK unterwegs. Nach der Vorführung in Rostock bekam ich ein Buch geschenkt: Die Ostsee – Berichte und Geschichten aus 2000 Jahren. Darin ist auch ein Text aus Uwe Johnsons Romanzyklus Jahrestage. Aus dem Leben von Gesine Cresspahl enthalten (…). Die Wiederbegegnung mit dem Schriftsteller Uwe Johnson war für mich besonders: Es schien so, als hätte hier ein Überlebender des Krieges versucht, gegen das Vergessen anzuschreiben. Die Gegenwart des Jahres 2018 aber war von Geschichtsvergessenheit geprägt und die Hoffnungen der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts waren nach dem scheinbaren Ende des Kalten Krieges auf eine friedlichere Welt längst wieder verflogen. Es hatte Tschetschenien gegeben und Georgien, und Russland hatte zuletzt auch die Krim annektiert. Nur wenige Seiten vor Uwe Johnsons Bericht über die Cap Arcona gibt es im Roman eine Unterhaltung am 5. Mai 1968 zwischen Gesine Cresspahl und ihrer Tochter Marie über die Frage, ob sowjetische Panzer – wie schon 1956 in Budapest – in Prag einrücken oder ob lediglich Manöver stattfinden werden. Die Aktualität dieser Fragestellung beeindruckte mich. (…) Ich stellte fest, dass ich viele der Orte, die in seinem Werk auftauchen, schon gesehen hatte. Natürlich bewegte mich auch eine besondere Art von biografischer Nähe zu Uwe Johnson. (…) Johnsons Beziehung zu den Landschaften seiner pommerschen und mecklenburgischen Heimat, seine Aufarbeitung der Nachkriegszeit, sein „Gehen und Bleiben“. Viele Landschaften hatte ich schon in seinen Gegenden gedreht und ich habe oft erlebt, dass die Menschen, denen ich in den Dörfern begegnete, erst nach 1945 hier heimisch wurden. (…)
Die Pandemie sorgte nach Drehbeginn immer wieder für Unterbrechungen. Die gegenwärtigen Entwicklungen der Jahre 2020 bis 2023 waren plötzlich sehr eng mit dem Werk Uwe Johnsons verbunden. Die zerschlagenen Hoffnungen der Frauen in Belarus und die Ankündigung von russischen Manövern. Schließlich, am 24. Februar 2022, die Ausweitung des Überfalls Russlands auf die gesamte Ukraine. Jetzt, zu Beginn des Jahres 2023, scheint es so, als hätte es nie ein Kriegsende gegeben.“ (Volker Koepp)
Schweden / Ukraine / Norwegen 2023, 92 min, Belarusisch | Russisch mit deutschen UT
Regie: Alexander Mihalkovich, Hanna Badziaka
Svetlana glaubt nicht, dass ihr Sohn während seines Militärdienstes Suizid begannen hat, wie es offiziell heißt. Sie kämpft dafür, dass die Mörder ihres Sohnes zur Verantwortung gezogen werden und die brutalen Schikanen in der belarussischen Armee, denen ihr Sohn zum Opfer gefallen ist, ein Ende finden. Andernorts in Belarus lebt Nikita noch bei seinem Vater, geht gerne mit Freunden feiern und steht kurz vor der Einberufung ins Militär. Wenig später beginnen die Proteste nach der Wiederwahl von Alexandr Lukaschenko und mit ihnen ihre brutale Niederschlagung durch die Staatsmacht, sodass Nikita selbst, mittlerweile Soldat, und seine Freunde sich fragen müssen: Wem dient das Militär? Welche Rolle hat es in der Gesellschaft? Alexander Mihalkovich und Hanna Badziaka geben mit ihrem Film tiefe Einblicke in das Innere der belarussischen Armee, welches von Gewalt und Korruption bestimmt ist. Gleichzeitig beleuchten sie das komplexe Verhältnis zwischen Zivilgesellschaft, Öffentlichkeit und Staatsgewalt vor und während der Massenproteste infolge der belarussischen Präsidentschaftswahl 2020. (goEast 2023)
“Belarus jenseits der Nachrichtenbilder: In nachdenklichen Alltagsszenen dokumentiert der Film ein Land zwischen Aufbegehren und Resignation, Frühlingserwachen, Sommerprotesten und Winterstarre. Es sind stille Bilder, die hinter die Fassade blicken und vielleicht besser verstehen helfen, wie diejenigen postsowjetischen Gesellschaften ticken, die den Weg zur Freiheit nie wirklich eingeschlagen haben. Wer dabei auch an Russland und dessen Aggression gegen die Ukraine denkt, liegt völlig richtig, auch wenn die beiden belarussisch-ukrainischen Filmemacher solche Bezüge höchstens in Schrifttafeln, aber nie in ihrer beinahe lyrischen Visualität herstellen. Gerade darin liegt der Reiz ihrer Dokumentation: nicht zu bebildern, was sowieso fast jeder im Westen denkt, sondern ohne didaktische Vorgaben genau hinzuschauen, um tiefere Einsichten zu ermöglichen.” (Peter Gutting, kino-zeit.de)
„Von der Ukraine aus, wo MOTHERLAND entscheidende Phasen seiner Fertigstellung durchlief, kann man nur sagen: Dies ist das System, aus dem sich das Land befreien wollte, in das der Krieg der Russischen Föderation es zwingen will.In einer Situation wie der gegenwärtigen, in der unentwegt über Marschflugkörper, Kampfflugzeuge, Artillerieproduktion zu reden ist, braucht es auch immer wieder Orientierungsmarken, die deutlich machen, worum es eigentlich geht. Belarus hatte seit jeher ein wichtige Rolle in diesem Krieg. MOTHERLAND macht nun einerseits deutlich, wie übermächtig die Gewalt ist, gegen die es nach Strategien zu suchen gilt.
Er macht andererseits aber auch Mut, für die Ukraine und für Belarus und für das Europa, das nicht genug Anstrengungen unternehmen kann, all die Filmemacher zu unterstützen, die wie Alexander Michalkowitsch und Hanna Badziaka mit ihren Protagonisten in das Innerste einer zivilisationsfeindlichen Welt führen.“ (Bert Rebhandl, faz.net)
Vier Frauen in der Politik, in Führungspositionen. Vier Frauen mit ostdeutscher Vergangenheit. Für Anke Domscheit-Berg, Yvonne Magwas, Frauke Petry und Manuela Schwesig war es selbstverständlich, berufstätige Mütter zu haben – zu einer Zeit, als viele Frauen in Westdeutschland vorrangig für Haus und Kinder zuständig waren. Der Mauerfall und die Zeit danach gingen nicht spurlos an ihren Familien vorbei: Zusammenbruch, Entwurzelung, Neuorientierung und Aufbruch. Die widersprüchlichen Erfahrungen beeinflussen das politische Handeln der vier Frauen bis heute. Sie sind berufstätig und haben Kinder, so wie ihre Mütter es waren. Die Herausforderungen ihres Alltags ähneln sich, doch ihre politischen Positionen, auch zur Frauenfrage, könnten unterschiedlicher kaum sein.
Auch nach über 100 Jahren Frauenwahlrecht und 30 Jahren Deutscher Wiedervereinigung sind Frauen und Ostdeutsche in der Politik immer noch signifikant unterrepräsentiert. FRAUEN IN LANDSCHAFTEN bietet einen spannenden und authentischen Einblick in das politische Engagement und die persönlichen Erfahrungen von vier ostdeutschen Politikerinnen. Man kommt den Frauen so nahe wie selten zuvor und kann dennoch einen kritischen Abstand wahren.
“Michel bewahrt dabei die Balance aus Nähe und Distanz. Nur hin und wieder vernimmt man ihr tastendes, offenes, nie investigativ-lauerndes, aber vor allem bei Petry auch kritisches Nachfragen. (…)Eine der klügsten dramaturgischen Entscheidungen besteht darin, die vier nicht gemeinsam auftreten zu lassen; stattdessen entsteht einzig auf der Ebene der Montage so etwas wie ein implizites Gespräch. Widersprüche dürfen unaufgelöst nebeneinander stehen bleiben, als intellektuelle Herausforderung statt als affektive. Niemand gerät wie in Talkshows unter Zugzwang oder muss sich rechtfertigen. Die (Ex-)Politikerinnen sprechen auf eine Weise, der anzumerken ist, dass sie natürlich Profis sind, aber auch mit zuhörender Akzeptanz rechnen. (…) Nicht zuletzt durch die Bildgestaltung von Uwe Mann wird FRAUEN IN LANDSCHAFTEN zu einem fein nuancierten Porträt von Menschen, die sich mühen und die wissen, dass auch sie irgendwann müde werden.“ (Cosima Lutz, filmdienst.de)
Deutschland 2023, 61 min, Krimtatarisch | Russisch mit deutschen UT
Regie: Katja Fedulova
„Hinter jedem starken Mann steht eine starke Frau!“ schreit Mumine bei der Verhaftung ihres Mannes. Sie hat 4 Kinder, ist Mitte 30 und die Frau eines politischen Gefangenen Krimtataren. Die politische Repression der muslimischen Krimtataren ist nicht neu. Unter Stalin wurden sie vertrieben, unter Gorbatschow durften sie zurückkehren, unter Putin werden sie seit der Besetzung der Krim 2014 erneut verfolgt. WIEDERKEHR zeichnet das Bild von Mumine und Maje, zwei Frauen, die mit den Folgen der Repression kämpfen. Ihr traditionell weibliches Rollenverständnis steht ihrem Engagement nicht entgegen. Sie besitzen Kraft, Schönheit und Würde. Nur in den intimsten Momenten überwältigt sie verzweifelte Ohnmacht.
Schweden / Ukraine / Norwegen 2023, 92 min, Belarusisch | Russisch mit deutschen UT
Regie: Alexander Mihalkovich, Hanna Badziaka
Svetlana glaubt nicht, dass ihr Sohn während seines Militärdienstes Suizid begannen hat, wie es offiziell heißt. Sie kämpft dafür, dass die Mörder ihres Sohnes zur Verantwortung gezogen werden und die brutalen Schikanen in der belarussischen Armee, denen ihr Sohn zum Opfer gefallen ist, ein Ende finden. Andernorts in Belarus lebt Nikita noch bei seinem Vater, geht gerne mit Freunden feiern und steht kurz vor der Einberufung ins Militär. Wenig später beginnen die Proteste nach der Wiederwahl von Alexandr Lukaschenko und mit ihnen ihre brutale Niederschlagung durch die Staatsmacht, sodass Nikita selbst, mittlerweile Soldat, und seine Freunde sich fragen müssen: Wem dient das Militär? Welche Rolle hat es in der Gesellschaft? Alexander Mihalkovich und Hanna Badziaka geben mit ihrem Film tiefe Einblicke in das Innere der belarussischen Armee, welches von Gewalt und Korruption bestimmt ist. Gleichzeitig beleuchten sie das komplexe Verhältnis zwischen Zivilgesellschaft, Öffentlichkeit und Staatsgewalt vor und während der Massenproteste infolge der belarussischen Präsidentschaftswahl 2020. (goEast 2023)
“Belarus jenseits der Nachrichtenbilder: In nachdenklichen Alltagsszenen dokumentiert der Film ein Land zwischen Aufbegehren und Resignation, Frühlingserwachen, Sommerprotesten und Winterstarre. Es sind stille Bilder, die hinter die Fassade blicken und vielleicht besser verstehen helfen, wie diejenigen postsowjetischen Gesellschaften ticken, die den Weg zur Freiheit nie wirklich eingeschlagen haben. Wer dabei auch an Russland und dessen Aggression gegen die Ukraine denkt, liegt völlig richtig, auch wenn die beiden belarussisch-ukrainischen Filmemacher solche Bezüge höchstens in Schrifttafeln, aber nie in ihrer beinahe lyrischen Visualität herstellen. Gerade darin liegt der Reiz ihrer Dokumentation: nicht zu bebildern, was sowieso fast jeder im Westen denkt, sondern ohne didaktische Vorgaben genau hinzuschauen, um tiefere Einsichten zu ermöglichen.” (Peter Gutting, kino-zeit.de)
„Von der Ukraine aus, wo MOTHERLAND entscheidende Phasen seiner Fertigstellung durchlief, kann man nur sagen: Dies ist das System, aus dem sich das Land befreien wollte, in das der Krieg der Russischen Föderation es zwingen will.In einer Situation wie der gegenwärtigen, in der unentwegt über Marschflugkörper, Kampfflugzeuge, Artillerieproduktion zu reden ist, braucht es auch immer wieder Orientierungsmarken, die deutlich machen, worum es eigentlich geht. Belarus hatte seit jeher ein wichtige Rolle in diesem Krieg. MOTHERLAND macht nun einerseits deutlich, wie übermächtig die Gewalt ist, gegen die es nach Strategien zu suchen gilt.
Er macht andererseits aber auch Mut, für die Ukraine und für Belarus und für das Europa, das nicht genug Anstrengungen unternehmen kann, all die Filmemacher zu unterstützen, die wie Alexander Michalkowitsch und Hanna Badziaka mit ihren Protagonisten in das Innerste einer zivilisationsfeindlichen Welt führen.“ (Bert Rebhandl, faz.net)
Mi. 27.09.
18:00 Uhr
Vorübergehende Unterbringung (Fostering)
, OmdU – mit Gästen und anschließender Diskussion - Eintritt: 6,50 EUR / erm. 5,00 EUR
Polen 2023, 19 min, Belarusisch | Russisch mit deutschen UT
Filmvorführung mit Gästen und anschließender Diskussion
Regie: Andrey Kashpersky
Belarus nach den Massenprotesten des Jahres 2020, die Gefängnisse sind mit politischen Gefangenen überfüllt. Die SEK-Einheiten erhalten deshalb den Befehl, die festgenommenen Demonstranten einer weiteren Massenprotestaktion für die vorgesehenen 15 Tage Arrest in ihren eigenen Wohnungen festzuhalten. Das Kinderzimmer des SEK-Offiziers wird zur Zelle, das Badezimmer zum Verhörraum und der Hof des Hauses zum Spazierbereich für die Gefangenen.
Der Kurzfilm ist eine ironische Film-Groteske, inspiriert durch die Welle der Gewalt nach den Massenprotesten zur umstrittenen belarusischen Präsidentschaftswahl im Jahr 2020. Nach der Filmvorführung bieten wir eine Diskussion in Anwesenheit von Regisseur bzw. Drehbuchautor zum Thema „Von ‘Good Bye Lenin’ bis ‘Vorübergehende Unterbringung’ – Wie angemessen ist Ironie?“, in der wir der filmischen Verarbeitung von traumatischen, schmerzhaften Ereignissen einer Gesellschaft unter Rückgriff auf provokative Ansätze und Satire nachgehen.
Filmvorführung und Diskussion sind Teil des Projekts „Divided Berlin/ Divided Belarus“, realisiert von der Belarusischen Gemeinschaft RAZAM und gefördert im Rahmen des „Fellowship Programms Weltoffenes Berlin 2023“ der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Im November 2021 versuchen tausende Migrant:innen über Belarus und Polen in die EU einzureisen. BORDER CONVERSATIONS begleitet zwei polnische Aktivistinnen, Karolina und Kornelia, auf ihrer Schicht an der Grenze. Per Chatnachricht erhalten sie täglich verzweifelte Hilferufe, doch ihre Einsätze verlaufen anders als geplant und die zwei Frauen werden mit den Grenzen humanitärer Hilfe konfrontiert.
Schweden / Ukraine / Norwegen 2023, 92 min, Belarusisch | Russisch mit deutschen UT
Regie: Alexander Mihalkovich, Hanna Badziaka
Svetlana glaubt nicht, dass ihr Sohn während seines Militärdienstes Suizid begannen hat, wie es offiziell heißt. Sie kämpft dafür, dass die Mörder ihres Sohnes zur Verantwortung gezogen werden und die brutalen Schikanen in der belarussischen Armee, denen ihr Sohn zum Opfer gefallen ist, ein Ende finden. Andernorts in Belarus lebt Nikita noch bei seinem Vater, geht gerne mit Freunden feiern und steht kurz vor der Einberufung ins Militär. Wenig später beginnen die Proteste nach der Wiederwahl von Alexandr Lukaschenko und mit ihnen ihre brutale Niederschlagung durch die Staatsmacht, sodass Nikita selbst, mittlerweile Soldat, und seine Freunde sich fragen müssen: Wem dient das Militär? Welche Rolle hat es in der Gesellschaft? Alexander Mihalkovich und Hanna Badziaka geben mit ihrem Film tiefe Einblicke in das Innere der belarussischen Armee, welches von Gewalt und Korruption bestimmt ist. Gleichzeitig beleuchten sie das komplexe Verhältnis zwischen Zivilgesellschaft, Öffentlichkeit und Staatsgewalt vor und während der Massenproteste infolge der belarussischen Präsidentschaftswahl 2020. (goEast 2023)
“Belarus jenseits der Nachrichtenbilder: In nachdenklichen Alltagsszenen dokumentiert der Film ein Land zwischen Aufbegehren und Resignation, Frühlingserwachen, Sommerprotesten und Winterstarre. Es sind stille Bilder, die hinter die Fassade blicken und vielleicht besser verstehen helfen, wie diejenigen postsowjetischen Gesellschaften ticken, die den Weg zur Freiheit nie wirklich eingeschlagen haben. Wer dabei auch an Russland und dessen Aggression gegen die Ukraine denkt, liegt völlig richtig, auch wenn die beiden belarussisch-ukrainischen Filmemacher solche Bezüge höchstens in Schrifttafeln, aber nie in ihrer beinahe lyrischen Visualität herstellen. Gerade darin liegt der Reiz ihrer Dokumentation: nicht zu bebildern, was sowieso fast jeder im Westen denkt, sondern ohne didaktische Vorgaben genau hinzuschauen, um tiefere Einsichten zu ermöglichen.” (Peter Gutting, kino-zeit.de)
„Von der Ukraine aus, wo MOTHERLAND entscheidende Phasen seiner Fertigstellung durchlief, kann man nur sagen: Dies ist das System, aus dem sich das Land befreien wollte, in das der Krieg der Russischen Föderation es zwingen will.In einer Situation wie der gegenwärtigen, in der unentwegt über Marschflugkörper, Kampfflugzeuge, Artillerieproduktion zu reden ist, braucht es auch immer wieder Orientierungsmarken, die deutlich machen, worum es eigentlich geht. Belarus hatte seit jeher ein wichtige Rolle in diesem Krieg. MOTHERLAND macht nun einerseits deutlich, wie übermächtig die Gewalt ist, gegen die es nach Strategien zu suchen gilt.
Er macht andererseits aber auch Mut, für die Ukraine und für Belarus und für das Europa, das nicht genug Anstrengungen unternehmen kann, all die Filmemacher zu unterstützen, die wie Alexander Michalkowitsch und Hanna Badziaka mit ihren Protagonisten in das Innerste einer zivilisationsfeindlichen Welt führen.“ (Bert Rebhandl, faz.net)
Der Film begleitet Kabeltechniker in den aneinander grenzenden Ländern Ukraine, Moldawien, Rumänien und Bulgarien, bei ihrer Arbeit und deckt dabei nicht nur auf, wie stark das Leben gerade in ländlichen Gegenden von den kommunikativen Infrastrukturen abhängig ist, sondern fängt auch eben dieses Leben in seiner reinen Authentizität ein. Aus den Wohnzimmern und Hintergärten der Menschen erzählt der Film unaufgeregt und angenehm intim von den vielfältigen Begegnungen, die die Engel in blau während ihrer Arbeit erleben. Hier sind sie nicht nur Dienstleister, sondern Retter, Hoffnungsträger und Seelsorger. Sie verbinden die Menschen mit der Welt und mit sich selbst, denn „Kommunikation ist alles“. (goEast 2021)
„Mit der Zeit neigen wir dazu, Kommunikation wie ein Binde- und Näherungsmittel zwischen den Völkern zu betrachten. Mit so einer Vielfalt an Mitteln der Kommunikation bevölkern wir jedoch immer noch eine Welt der geordneten Diskordanz von Persönlichkeiten und Perspektiven.“ (Pavel Cuzujoc)
„Eine häufige Situation, und eigentlich ganz banal: man hängt in der Warteschleife einer Telekom–Firma, hört die Worte „Bitte warten!“ – und ist verstimmt. Doch wer hätte gedacht, dass diese enervierende Phrase, in der immer auch eine Ahnung von Unendlichkeit mitschwingt, die erstaunlichsten Räume erschließt?
In seinem Dokumentarfilm BITTE WARTEN folgt Regisseur Pavel Cuzuioc sechs Mitarbeitern von Telefon‑, TV- und Internet-Anbietern durch Bulgarien, Rumänien, Moldau und die Ukraine. Er begleitet sie vom streng strukturierten Server-Park bis zum Kabelsalat im Hinterhof, und in die Wohnungen der Kunden hinein, wo das Informationszeitalter auf post-sowjetische Realitäten trifft. Das Spektrum ist breit: Ein Pope. Ein Sammler. Arbeitslose. Eine Quebecerin in der Ukraine und eine Äthiopierin in Bulgarien. Nicht zu vergessen Pensionisten; reizende alte Damen darunter, die in lila ausgemalten Räumen blutrünstige Geschichten erzählen. Cuzuiocs behutsame, beobachtende, aber nie voyeuristische Kameraführung lässt den Protagonisten Raum zur Entfaltung; sie danken es ihm mit intimen Einblicken in ihr Leben und ihre Gedankenwelt.
Egal wer oder wie sie sind – mehr oder weniger arm, gebildet oder einfach gestrickt, aus der Zeit gefallen, oder nur verschroben: in ihrer Präsenz und ihrer Verletzlichkeit sind sie einander gleich. Genauso, was ihren Wunsch nach Anschluss – sowohl im menschlichen als auch im technischen Sinne – betrifft. Letzteres ist die eigentliche Aufgabe der porträtierten Telekom-Techniker. In der Praxis sind sie jedoch viel mehr: Berater, Zuhörer, Gesellschafter, die-richtigen-Fragen-Steller, Psychologen, Berichterstatter. Sogar Philosophen, mit klaren Vorstellungen über den Fortschritt, die Menschheit und das Leben an sich. (…)
Mit seinem neuesten Film gelingt Pavel Cuzuioc ein zeitgeschichtliches und zugleich zeitloses Dokument. Mit seiner klaren, ästhetischen Bildsprache beleuchtet er die Schnittstellen von Moderne und Tradition, und behält doch immer den Menschen im Fokus, und zwar nicht nur mit seiner Verwirrung und technischen Unzulänglichkeit, sondern auch mit seinen Wünschen und Hoffnungen, seinen Vorstellungen und Interpretationen von der Wirklichkeit. Und vor allem mit seiner Suche nach Antworten in der Warteschleife des Lebens.“ (Georg Thiel, „Warteschleife des Lebens“)
„BITTE WARTEN ist intim, ohne ungeniert zu sein. Man bekommt nichts zu sehen, womit die Kabeltechniker nicht auch zu tun hätten. Und manchmal sind es sogar die Dienstleister selbst, die auftauen. Nach einem Gläschen Wodka erfährt man etwa von einem, dass er noch zu Sowjetzeiten Soldat in Afghanistan war. Andere sind verschwiegen, gehen professionell und distanziert ihrer Arbeit nach. Es sind kurze Begegnungen, Langeweile wie in einer Warteschleife kommt keine auf.“ (Diagonale 2021)
* Die Kinoauswertung wird freundlich von Syndicado Film Sales unterstützt. Bei Verleihanfragen vermitteln wir gern den Kontakt weiter!
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Vimeo. Mehr erfahren
Deutschland 2023, 61 min, Krimtatarisch | Russisch mit deutschen UT
Regie: Katja Fedulova
„Hinter jedem starken Mann steht eine starke Frau!“ schreit Mumine bei der Verhaftung ihres Mannes. Sie hat 4 Kinder, ist Mitte 30 und die Frau eines politischen Gefangenen Krimtataren. Die politische Repression der muslimischen Krimtataren ist nicht neu. Unter Stalin wurden sie vertrieben, unter Gorbatschow durften sie zurückkehren, unter Putin werden sie seit der Besetzung der Krim 2014 erneut verfolgt. WIEDERKEHR zeichnet das Bild von Mumine und Maje, zwei Frauen, die mit den Folgen der Repression kämpfen. Ihr traditionell weibliches Rollenverständnis steht ihrem Engagement nicht entgegen. Sie besitzen Kraft, Schönheit und Würde. Nur in den intimsten Momenten überwältigt sie verzweifelte Ohnmacht.
Schweden / Ukraine / Norwegen 2023, 92 min, Belarusisch | Russisch mit deutschen UT
Regie: Alexander Mihalkovich, Hanna Badziaka
Svetlana glaubt nicht, dass ihr Sohn während seines Militärdienstes Suizid begannen hat, wie es offiziell heißt. Sie kämpft dafür, dass die Mörder ihres Sohnes zur Verantwortung gezogen werden und die brutalen Schikanen in der belarussischen Armee, denen ihr Sohn zum Opfer gefallen ist, ein Ende finden. Andernorts in Belarus lebt Nikita noch bei seinem Vater, geht gerne mit Freunden feiern und steht kurz vor der Einberufung ins Militär. Wenig später beginnen die Proteste nach der Wiederwahl von Alexandr Lukaschenko und mit ihnen ihre brutale Niederschlagung durch die Staatsmacht, sodass Nikita selbst, mittlerweile Soldat, und seine Freunde sich fragen müssen: Wem dient das Militär? Welche Rolle hat es in der Gesellschaft? Alexander Mihalkovich und Hanna Badziaka geben mit ihrem Film tiefe Einblicke in das Innere der belarussischen Armee, welches von Gewalt und Korruption bestimmt ist. Gleichzeitig beleuchten sie das komplexe Verhältnis zwischen Zivilgesellschaft, Öffentlichkeit und Staatsgewalt vor und während der Massenproteste infolge der belarussischen Präsidentschaftswahl 2020. (goEast 2023)
“Belarus jenseits der Nachrichtenbilder: In nachdenklichen Alltagsszenen dokumentiert der Film ein Land zwischen Aufbegehren und Resignation, Frühlingserwachen, Sommerprotesten und Winterstarre. Es sind stille Bilder, die hinter die Fassade blicken und vielleicht besser verstehen helfen, wie diejenigen postsowjetischen Gesellschaften ticken, die den Weg zur Freiheit nie wirklich eingeschlagen haben. Wer dabei auch an Russland und dessen Aggression gegen die Ukraine denkt, liegt völlig richtig, auch wenn die beiden belarussisch-ukrainischen Filmemacher solche Bezüge höchstens in Schrifttafeln, aber nie in ihrer beinahe lyrischen Visualität herstellen. Gerade darin liegt der Reiz ihrer Dokumentation: nicht zu bebildern, was sowieso fast jeder im Westen denkt, sondern ohne didaktische Vorgaben genau hinzuschauen, um tiefere Einsichten zu ermöglichen.” (Peter Gutting, kino-zeit.de)
„Von der Ukraine aus, wo MOTHERLAND entscheidende Phasen seiner Fertigstellung durchlief, kann man nur sagen: Dies ist das System, aus dem sich das Land befreien wollte, in das der Krieg der Russischen Föderation es zwingen will.In einer Situation wie der gegenwärtigen, in der unentwegt über Marschflugkörper, Kampfflugzeuge, Artillerieproduktion zu reden ist, braucht es auch immer wieder Orientierungsmarken, die deutlich machen, worum es eigentlich geht. Belarus hatte seit jeher ein wichtige Rolle in diesem Krieg. MOTHERLAND macht nun einerseits deutlich, wie übermächtig die Gewalt ist, gegen die es nach Strategien zu suchen gilt.
Er macht andererseits aber auch Mut, für die Ukraine und für Belarus und für das Europa, das nicht genug Anstrengungen unternehmen kann, all die Filmemacher zu unterstützen, die wie Alexander Michalkowitsch und Hanna Badziaka mit ihren Protagonisten in das Innerste einer zivilisationsfeindlichen Welt führen.“ (Bert Rebhandl, faz.net)
Der Film begleitet Kabeltechniker in den aneinander grenzenden Ländern Ukraine, Moldawien, Rumänien und Bulgarien, bei ihrer Arbeit und deckt dabei nicht nur auf, wie stark das Leben gerade in ländlichen Gegenden von den kommunikativen Infrastrukturen abhängig ist, sondern fängt auch eben dieses Leben in seiner reinen Authentizität ein. Aus den Wohnzimmern und Hintergärten der Menschen erzählt der Film unaufgeregt und angenehm intim von den vielfältigen Begegnungen, die die Engel in blau während ihrer Arbeit erleben. Hier sind sie nicht nur Dienstleister, sondern Retter, Hoffnungsträger und Seelsorger. Sie verbinden die Menschen mit der Welt und mit sich selbst, denn „Kommunikation ist alles“. (goEast 2021)
„Mit der Zeit neigen wir dazu, Kommunikation wie ein Binde- und Näherungsmittel zwischen den Völkern zu betrachten. Mit so einer Vielfalt an Mitteln der Kommunikation bevölkern wir jedoch immer noch eine Welt der geordneten Diskordanz von Persönlichkeiten und Perspektiven.“ (Pavel Cuzujoc)
„Eine häufige Situation, und eigentlich ganz banal: man hängt in der Warteschleife einer Telekom–Firma, hört die Worte „Bitte warten!“ – und ist verstimmt. Doch wer hätte gedacht, dass diese enervierende Phrase, in der immer auch eine Ahnung von Unendlichkeit mitschwingt, die erstaunlichsten Räume erschließt?
In seinem Dokumentarfilm BITTE WARTEN folgt Regisseur Pavel Cuzuioc sechs Mitarbeitern von Telefon‑, TV- und Internet-Anbietern durch Bulgarien, Rumänien, Moldau und die Ukraine. Er begleitet sie vom streng strukturierten Server-Park bis zum Kabelsalat im Hinterhof, und in die Wohnungen der Kunden hinein, wo das Informationszeitalter auf post-sowjetische Realitäten trifft. Das Spektrum ist breit: Ein Pope. Ein Sammler. Arbeitslose. Eine Quebecerin in der Ukraine und eine Äthiopierin in Bulgarien. Nicht zu vergessen Pensionisten; reizende alte Damen darunter, die in lila ausgemalten Räumen blutrünstige Geschichten erzählen. Cuzuiocs behutsame, beobachtende, aber nie voyeuristische Kameraführung lässt den Protagonisten Raum zur Entfaltung; sie danken es ihm mit intimen Einblicken in ihr Leben und ihre Gedankenwelt.
Egal wer oder wie sie sind – mehr oder weniger arm, gebildet oder einfach gestrickt, aus der Zeit gefallen, oder nur verschroben: in ihrer Präsenz und ihrer Verletzlichkeit sind sie einander gleich. Genauso, was ihren Wunsch nach Anschluss – sowohl im menschlichen als auch im technischen Sinne – betrifft. Letzteres ist die eigentliche Aufgabe der porträtierten Telekom-Techniker. In der Praxis sind sie jedoch viel mehr: Berater, Zuhörer, Gesellschafter, die-richtigen-Fragen-Steller, Psychologen, Berichterstatter. Sogar Philosophen, mit klaren Vorstellungen über den Fortschritt, die Menschheit und das Leben an sich. (…)
Mit seinem neuesten Film gelingt Pavel Cuzuioc ein zeitgeschichtliches und zugleich zeitloses Dokument. Mit seiner klaren, ästhetischen Bildsprache beleuchtet er die Schnittstellen von Moderne und Tradition, und behält doch immer den Menschen im Fokus, und zwar nicht nur mit seiner Verwirrung und technischen Unzulänglichkeit, sondern auch mit seinen Wünschen und Hoffnungen, seinen Vorstellungen und Interpretationen von der Wirklichkeit. Und vor allem mit seiner Suche nach Antworten in der Warteschleife des Lebens.“ (Georg Thiel, „Warteschleife des Lebens“)
„BITTE WARTEN ist intim, ohne ungeniert zu sein. Man bekommt nichts zu sehen, womit die Kabeltechniker nicht auch zu tun hätten. Und manchmal sind es sogar die Dienstleister selbst, die auftauen. Nach einem Gläschen Wodka erfährt man etwa von einem, dass er noch zu Sowjetzeiten Soldat in Afghanistan war. Andere sind verschwiegen, gehen professionell und distanziert ihrer Arbeit nach. Es sind kurze Begegnungen, Langeweile wie in einer Warteschleife kommt keine auf.“ (Diagonale 2021)
* Die Kinoauswertung wird freundlich von Syndicado Film Sales unterstützt. Bei Verleihanfragen vermitteln wir gern den Kontakt weiter!
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Vimeo. Mehr erfahren
Deutschland 2023, 61 min, Krimtatarisch | Russisch mit deutschen UT
Regie: Katja Fedulova
„Hinter jedem starken Mann steht eine starke Frau!“ schreit Mumine bei der Verhaftung ihres Mannes. Sie hat 4 Kinder, ist Mitte 30 und die Frau eines politischen Gefangenen Krimtataren. Die politische Repression der muslimischen Krimtataren ist nicht neu. Unter Stalin wurden sie vertrieben, unter Gorbatschow durften sie zurückkehren, unter Putin werden sie seit der Besetzung der Krim 2014 erneut verfolgt. WIEDERKEHR zeichnet das Bild von Mumine und Maje, zwei Frauen, die mit den Folgen der Repression kämpfen. Ihr traditionell weibliches Rollenverständnis steht ihrem Engagement nicht entgegen. Sie besitzen Kraft, Schönheit und Würde. Nur in den intimsten Momenten überwältigt sie verzweifelte Ohnmacht.
Schweden / Ukraine / Norwegen 2023, 92 min, Belarusisch | Russisch mit deutschen UT
Regie: Alexander Mihalkovich, Hanna Badziaka
Svetlana glaubt nicht, dass ihr Sohn während seines Militärdienstes Suizid begannen hat, wie es offiziell heißt. Sie kämpft dafür, dass die Mörder ihres Sohnes zur Verantwortung gezogen werden und die brutalen Schikanen in der belarussischen Armee, denen ihr Sohn zum Opfer gefallen ist, ein Ende finden. Andernorts in Belarus lebt Nikita noch bei seinem Vater, geht gerne mit Freunden feiern und steht kurz vor der Einberufung ins Militär. Wenig später beginnen die Proteste nach der Wiederwahl von Alexandr Lukaschenko und mit ihnen ihre brutale Niederschlagung durch die Staatsmacht, sodass Nikita selbst, mittlerweile Soldat, und seine Freunde sich fragen müssen: Wem dient das Militär? Welche Rolle hat es in der Gesellschaft? Alexander Mihalkovich und Hanna Badziaka geben mit ihrem Film tiefe Einblicke in das Innere der belarussischen Armee, welches von Gewalt und Korruption bestimmt ist. Gleichzeitig beleuchten sie das komplexe Verhältnis zwischen Zivilgesellschaft, Öffentlichkeit und Staatsgewalt vor und während der Massenproteste infolge der belarussischen Präsidentschaftswahl 2020. (goEast 2023)
“Belarus jenseits der Nachrichtenbilder: In nachdenklichen Alltagsszenen dokumentiert der Film ein Land zwischen Aufbegehren und Resignation, Frühlingserwachen, Sommerprotesten und Winterstarre. Es sind stille Bilder, die hinter die Fassade blicken und vielleicht besser verstehen helfen, wie diejenigen postsowjetischen Gesellschaften ticken, die den Weg zur Freiheit nie wirklich eingeschlagen haben. Wer dabei auch an Russland und dessen Aggression gegen die Ukraine denkt, liegt völlig richtig, auch wenn die beiden belarussisch-ukrainischen Filmemacher solche Bezüge höchstens in Schrifttafeln, aber nie in ihrer beinahe lyrischen Visualität herstellen. Gerade darin liegt der Reiz ihrer Dokumentation: nicht zu bebildern, was sowieso fast jeder im Westen denkt, sondern ohne didaktische Vorgaben genau hinzuschauen, um tiefere Einsichten zu ermöglichen.” (Peter Gutting, kino-zeit.de)
„Von der Ukraine aus, wo MOTHERLAND entscheidende Phasen seiner Fertigstellung durchlief, kann man nur sagen: Dies ist das System, aus dem sich das Land befreien wollte, in das der Krieg der Russischen Föderation es zwingen will.In einer Situation wie der gegenwärtigen, in der unentwegt über Marschflugkörper, Kampfflugzeuge, Artillerieproduktion zu reden ist, braucht es auch immer wieder Orientierungsmarken, die deutlich machen, worum es eigentlich geht. Belarus hatte seit jeher ein wichtige Rolle in diesem Krieg. MOTHERLAND macht nun einerseits deutlich, wie übermächtig die Gewalt ist, gegen die es nach Strategien zu suchen gilt.
Er macht andererseits aber auch Mut, für die Ukraine und für Belarus und für das Europa, das nicht genug Anstrengungen unternehmen kann, all die Filmemacher zu unterstützen, die wie Alexander Michalkowitsch und Hanna Badziaka mit ihren Protagonisten in das Innerste einer zivilisationsfeindlichen Welt führen.“ (Bert Rebhandl, faz.net)
Nach einer Zäsur in ihrem Leben begibt sich Kerstin an den Ort ihrer Kindheit. Sie setzt das rote Kajak ins Wasser und beginnt eine Reise über die Mecklenburgische Seenplatte. Zwischen Tourismus und Tristesse wird das Kajak für sie zur schützenden Kapsel — bis sie eines Tages Alima begegnet, die der paddelnden Einzelgängerin endlich die richtigen Fragen stellt. Alima bedeutet dieser Ort nichts. Das ständige Paddeln, die Ruhe der Natur und das fehlende Funknetz sind ihr nur lästig. Die ebenso stoische wie verletzliche Kerstin ist da eine willkommene Abwechslung, sodass die unterschiedlichen Frauen ihren Weg gemeinsam fortsetzen. Doch nach und nach schleicht sich mit Sören, Thomas und Nina Kerstins Vergangenheit an der Seenplatte ein und fordert ihre Zurückgezogenheit endgültig heraus.
“ALASKA ist ein stiller Film, der sich Zeit nimmt, 124 Minuten, um Heldin und Landschaft eins werden zu lassen. Ein Roadmovie zu Wasser, das in meditativ langen Einstellungen das Gesicht der Natur ebenso zu erkunden versucht wie die Natur in den Gesichtern. Regisseur Max Gleschinski hält sich nicht mit Erklärungen auf, sondern lässt den Zuschauer erfahren, was es bedeutet, den Alltag abzustreifen und aus der reinen Idee eine Reise werden zu lassen. In kleinen, ganz realistisch gehaltenen Begegnungen versteckt er Schicksale, eingefahrene zwischenmenschliche Verhaltensmuster und stille Hoffnungen.“ (Ulrich Sonnenschein, epd-film.de)
„Die Seen von Mecklenburg erscheinen mehr und mehr als magische Orte, als heilende Orte, wo man sich selbst wiederfinden kann, wo man Vergangenes annehmen kann und hinter sich lassen. Wo das Wasser im Kreis zu fließen scheint, wo es gelingt, poetisches, elegisches Filmemachen jenseits von inzwischen standardisierten Personendramen zu erschaffen.“ (Harald Mühlbeyer, kino-zeit.de)
Sa. 30.09.
18:00 Uhr
20. Neiße Filmfestival zu Gast: Drei Frauen (Три жiнки) – mit Vorfilm
, OmdU – in Anwesenheit des Regisseurs Maksym Melnyk
Deutschland 2022, 85 min, ukrainische Originalfassung mit deutschen UT
PUBLIKUMSPREIS DOKUMENTARFILM NFF 2023
danach Filmgespräch mitdem Regisseur Makym Melnyk
Regie: Maksym Melnyk
Irgendwo in den Karpaten, an der Grenze zur Slowakei und Polen, liegt das ukrainische Dorf Stuzhytsia. Die Menschen sind geprägt von entbehrungsreichem Landleben und ungewisser Zukunft, viele Männer arbeiten im Ausland und die Frauen müssen sich selbst organisieren. So wie die Postbotin Maria, die regelmäßig die Rente bringt, die Biologin Nelya, die im nahen Naturschutzgebiet forscht und die verwitwete Bäuerin Hanna. Zwei Filmemacher aus Berlin begleiten die drei Frauen über ein Jahr lang und werden zunehmend Teil der Gemeinschaft, in der sie viel menschliche Wärme erfahren. (NFF 2023)
Im Vorprogramm:
VOLVER AL SUR / RÜCKKEHR NACH SÜDEN
Deutschland 2022, 15 min, OmeU
Regie und Drehbuch: Sofia Ayala
BESTER KURZFILM NFF 2023
danach Filmgespräch und Preisübergabe mitder Regisseurin Sofia Ayala
Zwei Geschwister schleppen die Leiche ihres Vaters über die Grenze nach Süden, um ihn in der Heimat zu begraben. Ein lebensgefährliches Unterfangen.
Das Neiße Filmfestival findet jedes Jahr im Mai im deutsch-polnisch-tschechischen Dreiländereck an der Neiße statt. Das Filmfest präsentiert Filme in drei Wettbewerben und diversen Filmreihen sowie ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Ausstellungen, Konzerten, Partys und einer Lesung zeitgleich an 22 Spielorten in Deutschland, Polen und Tschechien.
Das 21. Neiße Filmfestival wird vom 14. bis 19. Mai 2024 stattfinden.
Sa. 30.09.
20:00 Uhr
20. Neiße Filmfestival zu Gast: Chleb i sól (Brot und Salz)
Polen 2022, 100, polnische Originalfassung mit deutschen UT
SPEZIALPREIS DES FILMVERBANDES SACHSEN NFF 2023
Regie: Damian Kocur
Tymek, ein vielversprechender und talentierter Klavierstudent, kehrt für die Sommerferien in seine Heimatstadt zurück, bevor er ein Auslandsstipendium beginnt. Er verbringt lange und ereignislose Tage mit seinem Bruder und seiner Clique, deren Treffpunkt der neue Döner-Imbiss des Ortes ist. In einer Mischung aus Langeweile und Gruppenzwang steigern sich kleine Sticheleien der Jugendlichen gegenüber den arabischen Betreibern zu einer Gewaltspirale, von der sich Tymek mitreißen lässt – mit tragischen Folgen.
Das Neiße Filmfestival findet jedes Jahr im Mai im deutsch-polnisch-tschechischen Dreiländereck an der Neiße statt. Das Filmfest präsentiert Filme in drei Wettbewerben und diversen Filmreihen sowie ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Ausstellungen, Konzerten, Partys und einer Lesung zeitgleich an 22 Spielorten in Deutschland, Polen und Tschechien.
Das 21. Neiße Filmfestival wird vom 14. bis 19. Mai 2024 stattfinden.
Mi. 04.10.
10:00 Uhr
Spatzenkino – Herbstwind
– nur mit Voranmeldung unter 449 47 50 | Eintritt 2 €
Hey, was soll das? Die Blätter fallen vom Gebüsch und verraten das Versteck der kleinen Prinzessin. Blöder Herbst! Regie: Edward Forster, GB 2006, Zeichentrickfilm, 12 Min.
Carlotta und die Wolke
Nicht nur der Wind lässt die Wolken ziehen, sondern auch Carlotta mit ihrer Fernbedienung. Es regnet sogar auf Knopfdruck. Regie: Daniel Acht, D 2010, Realfilm, 5 Min.
Pettersson und Findus – Hühnermeuterei
Die Hühner sind keineswegs begeistert, dass Findus seinen Drachen kreuz und quer fliegen lässt. Sie ziehen aus. Oder doch nicht? Regie: Dirk Hampel, Mirko Dreiling, Benjamin Lorenzo, S/D 2021, 12 Min.
Mi. 15.11.
10:00 Uhr
Spatzenkino – Schattenspiele
– nur mit Voranmeldung unter 449 47 50 | Eintritt 2 €
Der kleine Fuchs und sein Schatten sind eng miteinander verbunden. Nur beim Versteckspiel trennen sich die beiden kurzfristig. Regie: Damaris Zielke, D 2015, Zeichentrickfilm, 11 Min.
Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich hab? Schattenspiele
Jedes Tier hat einen Schatten. Klar. Aber der kleine Hase und die Feldmaus erfinden ein neues Tier aus verschiedenen Schatten. Regie: Steve Moltzen, AUS/D 2014, Zeichentrickfilm, 10 Min.
Der Mond und ich
Als der Mond ins Kinderzimmer kommt und den Jungen zum Tanz auffordert, ist an Schlaf nicht zu denken. Regie: Nancy Biniadaki, D 2015, Realfilm, 8 Min.
Bringt gerne Taschenlampen mit ins Kino!
Mi. 06.12.
10:00 Uhr
Musikalische Weihnachten
– nur mit Voranmeldung unter 449 47 50 | Eintritt 2 €
Zwei Musifanten suchen im verschneiten Wald einen musifantastischen Weihnachtsbaum. Auf ihrer Suche treffen sie viele Tiere, die ebenfalls tief in den Weihnachtsvorbereitungen stecken. Regie: Meike Fehre, D 2020, Zeichentrickfilm, 25 Min.
Pingu feiert Weihnachten
Fröhliche Weihnachten am Südpol! Denn hier feiern Pingu und seine Familie mit Geschenken und Baum und allem was dazugehört. Regie: Otmar Gutmann, Marianne Noser, CH 1992, Knetfigurenfilm, 5 Min.