Tschechoslowakei 1967, 160 min, tschechische Originalfassung mit deutschen UT
Regie: František Vláčil
MARKETA LAZAROVA wurde seit seiner Entstehung mal als Naturwunder, mal als heidnische Offenbarung bezeichnet. Ein Film, der wirkt, als würde man von wild ausschlagende Visionen bedrängt, die jenseits herkömmlicher dramaturgischer Strukturen zu einer losen Abfolge erzählerischer Blöcke gefügt sind. Und man kommt sich vor, als würde der Blick wie durch ein Gemälde von Hieronymus Bosch wandern, wo sich in loser Zeitordnung einzelne Handlungspunkte verdichten: allerdings ohne Zentralperspektive, ohne Psychologie und ohne Linearität.
„MARKETA LAZAROVA entstand nach dem gleichnamigen Roman des tschechischen Avantgardeschriftstellers Vladislav Vancura, der während der Okkupation von den deutschen Besatzern hingerichtet worden war. Buch wie Film sind eine Raubrittergeschichte aus dem Mittelalter, die Legende einer leidenschaftlichen Liebe, die alle mit ihr in Berührung kommenden Menschen verwandelt. (…) Die Dreharbeiten dauerten rund sieben Monate, inszeniert wurde vorwiegend an authentischen Schauplätzen, in verfallenen Festungen und abgelegenen Wäldern, darunter in einem Moorland, das zu betreten nicht ungefährlich war. Die Besetzungsliste zählte rund 40 Hauptrollen und 200 Komparsen, meist in wilden, archaischen Kostümen. Hinzu kamen allegorisch eingesetzte Tierfiguren von Wölfen über Schlangen bis hin zu einem Schaf. Für die Musik nutzte Vlácil sakrale Gesänge. So entstand ein Film, der in seiner Symbiose von Naturalismus und Überhöhung, Wildheit und Poesie, Grausamkeit und Zärtlichkeit seinesgleichen sucht.“ (Ralf Schenk, filmdienst.de)