Frankreich / Deutschland 2024, 87 min, Aserbaidschanisch | Talysh mit deutschen Untertiteln
Regie: Orhkan Aghazadeh
Nach dem plötzlichen Tod seines Sohnes fasst Samid den Plan, seinen alten Kinoprojektor aus Sowjet-Zeiten wieder in Stand zu setzen. Er träumt davon, sein aserbaidschanisches Dorf nach dreißig Jahren wieder vor der Leinwand zu vereinen. Eine große Herausforderung, denn die Projektor-Lampe ist kaputt, die skeptischen Sittenwächter im Dorf müssen überzeugt werden und von der einzig verfügbaren 35mm Filmkopie fehlt die letzte Rolle. Doch Samid findet Unterstützung in seinem ebenso filmbegeisterten wie pfiffigen Enkel, der die letzte Rolle des Films kurzerhand mit dem eigenen Handy nachdreht. Hartnäckig und einfallsreich verfolgen sie ihren Plan, der in eine, wenn schon nicht magische, so doch turbulente Nacht mündet.
„Eine Ode an das Kino ist DIE RÜCKKEHR DES FILMVORFÜHRERS; den Autor und Regisseur Orkhan Aghazadeh in der Grenzregion zwischen Aserbaidschanisch und Iran realisierte. Die streng komponierten Breitwandbilder lassen den Film oft wie einen Spielfilm wirken, lange Einstellungen der spektakulären Landschaft verstärken den melancholischen, meditativen Eindruck einer Welt, in der äußere Ereignisse, wenn überhaupt nur schemenhaft wahrgenommen werden. Der Ukrainekrieg, der Konflikt um die von Armenien beanspruchte Region Bergkarabach werden am Rande gestreift, beeinflussen das Leben im Dorf jedoch nur marginal. So wird das Kino nicht nur zu einem Bindeglied zwischen den Generationen, sondern auch zur Außenwelt, allerdings einer längst vergangenen. Mit den Bewohnern des Dorfes hat Aghazadeh gedreht, lässt sie in langen Einstellungen Variationen ihrer selbst spielen, lässt die Grenzen zwischen Fiktion und Dokumentation zerfließen. Das Ergebnis überzeugt als Film über eine Welt, die wie eine Zeitkapsel fernab der Ströme der Geschichte existiert und von den Erinnerungen an vergangene Zeiten am Leben erhalten wird. Selbst das Kino weißt hier weniger in die Zukunft, sondern in die Vergangenheit, denn natürlich erweist sich auch der Film, der am Ende projiziert wird, als Relikt der Vergangenheit, zumal es sich um ein indisches Melodram handelt. (Michael Meyns, programmkino.de)