Die extreme Rechte gewinnt in Polen und Ungarn zunehmend an Einfluss. Gezeigt wird der Dokumentarfilm ROCKING THE NATION (2007) von Borbala Kriza über ungarische rechtsextreme Rockmusik sowie erstmals öffentlich Fragmente aus der ungekürzten Originalfassung des Films POLISH PRAYERS (2022) von Hanna Nobis über ultrakonservative Gruppierungen in Polen. Im Anschluss an die Vorführung diskutieren die beiden Regisseurinnen, wie sich die rechtsextremen Bewegungen in Polen und Ungarn in den letzten 20 Jahren entwickelten, welche Rolle die Populärkultur dabei spielte sowie die Schwierigkeiten, sich diesen Gruppierungen filmisch zu nähern.
Organisation und Moderation von Aleksandra Szczepan und Indira Anna Hajnács. Eine Kooperationsveranstaltung mit dem Forschungsvorhaben „Anpassung und Radikalisierung“ zu Populärkulturen im Osten Europas u.a. am Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung (ZfL) in Berlin, siehe https://popular-dynamics.org/.
Zu den Filmen:
In ROCKING THE NATION / DÜBÖRÖG A NEMZETI ROCK (Ungarn 2007, 70 min, OmeU) begleitet Borbála Kriza die Rockband Romantikus Erőszak (dt. „Romantische Gewalt“) und deren Fans auf einer Konzerttournee, um Einblicke in die rechtsradikale Jugendsubkultur Ungarns zu erhalten. Volksmusiker und Skinheads, Fußballfans und Studierende sprechen über ihre nationalistischen Ansichten. Die Parolen sind rockig: „Freiheit“, „Antikommunismus“, „100% ungarisch“, „zu den Waffen!“ Aber was passiert, wenn aus Worten Taten folgen?
In POLISH PRAYERS / PRAWY CHŁOPAK (Polen 2022, 20 min, OmeU) steht der 22-jährige Antek, Mitglied der ultrakonservativen Gruppierung „Polnische Bruderschaft“, im Mittelpunkt des Dokumentarfilms, den Hanna Nobis vier Jahre lang bei der Organisation von Gegendemonstrationen zu LGBTQI+ Veranstaltungen oder bei Männlichkeitsritualen im Wald beobachtet hat. Als Antek kurz davorsteht, zum Anführer der Gruppierung befördert zu werden, beginnt er, die moralischen Grundsätze zu hinterfragen, für die er jahrelang gekämpft hat.
Zu den Filmemacherinnen:
Borbála Kriza ist Soziologin, Oral-History-Forscherin und Dokumentarfilmerin. Derzeit arbeitet sie für das United States Holocaust Memorial Museum. Sie hat zahlreiche Publikationen zu den Themen politische Ideologien, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und kollektives Gedächtnis in Zentraleuropa veröffentlicht. Sie war Regisseurin mehrerer preisgekrönter Dokumentarfilme, darunter Once They Were Neighbors (2005) und Rocking the Nation (2007). Im Jahr 2020 verlieh ihr die ungarische Raoul-Wallenberg-Gesellschaft den Maria-Ember-Preis für ihr Lebenswerk und ihre Holocaust-Forschung.
Hanna Nobis, geboren 1990 in Bialystok, Polen. Nach ihrem interdisziplinären Studium an der Universität Warschau spielte sie an polnischen Theatern und produzierte Videos, Installationen und Kostüme. Ihr erster abendfüllender Dokumentarfilm Polish Prayers (2022) wurde auf der IDFA in Amsterdam uraufgeführt, nahm anschließend an über zwanzig Festivals teil und gewann 2023 den Zürcher Filmpreis für Regie in der Kategorie Dokumentarfilm.