Noch bin ich nicht, wer ich sein möch­te. Die Foto­gra­fin Libuše Jar­co­v­já­ko­vá (Ješ­tě nej­sem, kým chci být)

Tschechien/​Slowakei/​Österreich 2024, 90 min, tsche­chi­sche Ori­gi­nal­fas­sung mit deut­schen UT

Regie: Klá­ra Tasovská 

Nach der Nie­der­schla­gung des Pra­ger Früh­lings 1968 ver­sucht die jun­ge Foto­gra­fin Libuše Jar­co­v­já­ko­vá mit ihren Bil­dern den Zwän­gen des repres­si­ven tsche­cho­slo­wa­ki­schen Regimes zu ent­kom­men. Sie will her­aus­fin­den, wer sie sein möch­te, und geht dafür auf die Stra­ßen von Prag, in ver­staub­te Knei­pen, zur Nacht­schicht in eine Dru­cke­rei, in die Com­mu­nities der Roma und viet­na­me­si­schen Migrant:innen. Schnapp­schüs­se von Nackt­heit, Sex und Alko­hol wech­seln sich ab mit Bil­dern von Lethar­gie und Restrik­tio­nen. Als sie wegen Fotos aus einem Schwu­len­club Pro­ble­me mit der Poli­zei bekommt, geht Libuše eine Schein­ehe ein und zieht nach Ber­lin. Doch auch die neue Welt ist vol­ler Hin­der­nis­se. Mit ihrem letz­ten Geld fliegt sie nach Tokio, wo ihr der Durch­bruch als Mode­fo­to­gra­fin gelingt. Aber das ist nicht das Leben, das Libuše leben will. Sie kehrt erst nach Ber­lin und spä­ter nach Prag zurück. Ihre Rück­schlä­ge und Erfol­ge, ihre Gefüh­le und Bezie­hun­gen und ihre nie enden­de Suche nach sich selbst sind fest­ge­hal­ten in ihren Bil­dern und Tagebüchern.

„Es sei ihre Absicht gewe­sen, den Zuschauer:innen zu ermög­li­chen, die Welt durch Jar­co­v­já­ko­vás Augen zu sehen, erläu­tert Tasovs­ká in einem Inter­view. Dies gelingt ihr, indem der Film durch eine umfang­rei­che Recher­che kom­plett aus zusam­men­mon­tier­ten Foto­gra­fien von Jar­co­v­já­ko­vá erzeugt wur­de. Es gibt kei­ne Tal­king Heads und eben­so kei­ne Archiv­auf­nah­men, um Zeit­ko­lo­rit zu schaf­fen. Ein Teil der Bil­der ist sta­tisch, ein Teil ist im Takt der ein­ge­spiel­ten Musik arran­giert. Unter­legt sind vie­le Momen­te mit Jar­co­v­já­ko­vás Tage­buch­ein­trä­gen, die per Voice-over von ihr selbst vor­ge­le­sen wer­den, und mit Geräu­schen, durch die sich eine leben­di­ge Atmo­sphä­re ent­wi­ckelt. Die Arbeit von Tasovs­ká sowie des Schnitt­meis­ters Alex­an­der Kash­cheev und des Kom­po­nis­ten­tri­os Oli­ver Torr, Prokop Korb und Adam Matej ist bemer­kens­wert. (…) Dass Jar­co­v­já­ko­vá häu­fig mit Nan Gol­din ver­gli­chen wird, ist ver­ständ­lich und mag dabei hel­fen, ihre Kunst ein­zu­ord­nen. Die­ses Werk zeigt aller­dings, was für eine beson­de­re, ein­zig­ar­ti­ge Per­sön­lich­keit mit ganz eige­nem Blick Jar­co­v­já­ko­vá ist.“ (Andre­as Köh­ne­mann, kino​-zeit​.de)