Lettland / Frankreich / Belgien 2024, 84 min, ohne Dialog – FSK 6
Pädagogische Empfehlung – Sehenswert ab 8.
Der lettische Originaltitel Straume bedeutet „Strom, Strömung“
Regie: Gints Zilbalodis
Oscar® 2025 als Bester Animationsfilm
Kaum hat sich die kleine schwarze Katze den Schlaf aus den Augen gerieben, muss sie erschrocken feststellen, dass eine gewaltige Flut die alte Welt unter sich begräbt. Gerade noch so rettet sie sich auf ein Segelboot, wo nach und nach auch ein diebisches Äffchen, ein gutmütiger Labrador, ein schläfriges Wasserschwein und ein stolzer Sekretärvogel Zuflucht finden. Schon bald wird klar: Ihre Verschiedenheit ist ihre Stärke und gemeinsam stellen sie sich den Herausforderungen der neuen Welt.
Regisseur Gints Zilbalodis (AWAY – VOM FINDEN DES GLÜCKS) lässt uns in dieser großartigen Geschichte sanft in wunderschönen Tier- und Wasserwelten treiben. Obwohl FLOW auf eine ausschweifende Vermenschlichung seiner Protagonisten verzichtet, begegnen uns die tierischen Abenteurer ungemein beseelt. Sie vermitteln über Miauen, Grunzen und Bellen mehr Emotionen, als sie es mit Hilfe prominenter Synchronstimmen jemals könnten. FLOW ist ein Highlight für Groß und Klein!
FLOW ist mit dem Oscar® 2025 in der wichtigen Kategorie Best Animated Feature ausgezeichnet worden, zudem war er in der Kategorie Best International Feature nominiert. Dies bedeutet eine herausragende Anerkennung für das Phänomen aus Lettland: Der außergewöhnliche Animationsfilm brachte bereits das Publikum in Cannes zum Staunen und gewann in der Folge zahlreiche Preise, u.a. vier Preise in Annecy, den New York Critics Circle Award of Animation, den Europäischen Filmpreis, den Golden Globe – Bester Film / Animation, sowie den Prix Lumières. Insgesamt kann FLOW bisher auf über 70 Auszeichnungen verweisen. In Frankreich begeisterte die öettisch-französisch-belgisch Koproduktion bisher 600.000 Zuschauer, in Mexiko zählt der Film bereits über 1,5 Millionen Zuschauer.
„Wie sähe die Welt ohne uns Menschen aus? In seinem aufregenden, niederschmetternden und zugleich tröstlichen Sachbuch Die Welt ohne uns aus dem Jahr 2007 entwirft der Autor Alan Weisman hypothetisch eine Welt, in der die Menschen von einem Tag auf den anderen verschwunden sind. Welche Veränderungen könnten wir beobachten, was geschähe mit all den Zeugnisse menschlicher Zivilisation, den Häusern, den Städten, den anderen Hinterlassenschaften wie etwa den Kunststoffen, die wir der Erde als schweres Erbe hinterlassen haben? Zwar war zu der Zeit der bevorstehende Klimawandel längst in Grundzügen bewusst (zumindest jenen, die es wahrhaben wollten), doch natürlich sähe solch ein Buch mit dem Näherkommen der Bedrohungen durch eine sich aufheizende Erde noch einmal anders aus.
Ohne sich explizit auf Weismans Ausführungen zu beziehen, kann man Gints Zilbalodis’ faszinierenden Animationsfilm FLOW durchaus als Illustration und Umsetzung von Überlegungen über die Erde ohne den Menschen einerseits und über die Folgen des Klimawandels andererseits lesen — auch wenn der Film dies gar nicht so eindeutig benennt. Mit seinem 85 Minuten langen Film setzt Zilbalodis seinen eigenen animierten Kurzfilm AQUA aus dem Jahre 2012 fort und schickt ein schwarzes Kätzchen erst durch einen märchenhaften Wald und dann auf die Flucht vor einer plötzlich hereinbrechenden Flut gigantischen Ausmaßes. (…)
Zum Glück — und das ist nur eine von vielen Qualitäten von FLOW — kommen der Film und seine tierischen Protagonisten ohne jede Vermenschlichung der Fauna aus. Animationstechnisch kann und will der Film mit dem Niveau von Pixar und anderen US-Studios gar nicht mithalten, sondern geht seinen ganz eigenen Weg, der ein wenig an die Gestaltung von Computerspielen vergangener Tage erinnert. Dennoch gelingt es dem Film, gerade in der Reduzierung der grafischen Ausgestaltung insbesondere der Tiere diese zu sympathischen Projektionsflächen für das Publikum werden zu lassen.“ (Joachim Kurz, kino-zeit.de)
„Das Prinzip Hoffnung hat sich rar gemacht, auch wenn es immer wieder Lichtblicke gibt: hier ein Sonnenstrahl, dort eine satte Wiese, Früchte am Baum, das eigene Spiegelbild in ruhigem Wasser. Doch eine Dystopie kennt keine Gnade, und so ist dieser Film vor allem ein Plädoyer für den Zusammenhalt, mit dem sich am Ende doch noch überleben lässt. Ein faszinierender Animationsfilm, der durch die naturalistischen Bewegungsabläufe seiner tierischen Helden und die fast dreidimensionale Tiefe der Multiplan-Kamera-Bilder besticht.“ (Bernd Buder, FilmFestival Cottbus 24)