Deutschland 2024, 84 min, Albanisch mit deutschen UT
Regie: Kristine Nrecaj & Birthe Templin
WO/MEN erzählt die Geschichte von sechs Burrneshas, die sich aus unterschiedlichen Gründen entschlossen haben, die soziale Rolle von Männern zu übernehmen. Sie haben dies getan, um patriarchalische Strukturen zu umgehen, um frauenfeindlichen Übergriffen zu entgehen, um die Familie wirtschaftlich zu unterstützen, um eine Zwangsehe zu vermeiden und um frei zu sein. Unsere Protagonistinnen lassen uns an ihrem Leben und ihrer persönlichen Reise teilhaben. Sie sprechen über Freiheit und Unterdrückung und darüber, wie sie die Geschlechterschranken durchbrechen, indem sie entscheiden, wie sie leben wollen und dass sie leben wollen.
“Die Zahl der heute noch in Albanien und angrenzenden Balkanländern lebenden Burrneshas dürfte überschaubar sein. Die Zeiten, in denen Mädchen mit 16 Jahren zwangsverheiratet wurden und die Menschen das Gesetzbuch Kanun befolgten, das alle sozialen Regeln bis hin zur Blutrache auflistet, scheinen überwunden zu sein. Aber eine Frau, die sich heute für ein Singledasein entscheide, sei noch nicht gleich eine Burrnesha, erklärt Gjystina ihrer Nichte. Hierzulande sind die ‚eingeschworenen Jungfrauen‘, wie Burrneshas laut Wikipedia auch bezeichnet werden, nahezu unbekannt. (…) Die Filmemacherinnen fragen die Burrneshas, was sie über die Liebe denken, ohne das Thema Sexualität explizit zu benennen. Die Antwort kommt immer prompt: Burrneshas haben kein Interesse an Sex, fühlen sich aber in männlicher Gesellschaft wohl. Die Filmemacherinnen vermeiden Nachfragen zur sexuellen Enthaltsamkeit, geben sich mit vagen Hinweisen zu einem im Keim erstickten Kinderwunsch hier, einer unerfüllten Liebessehnsucht dort zufrieden. So respektieren sie zweifellos das soziale Tabu, dem sich die Burrneshas selbst mit ihrem Schwur verpflichtet fühlen. Gegen Ende des Films besucht Diana ein modernes Theaterstück über Femizide. An dieser Stelle wird deutlich, dass es für viele Frauen auch heute nicht so selbstverständlich ist wie für erklärte Burrneshas, unbehelligt von männlichen Besitzansprüchen zu leben.“ (Bianka Piringer, kino-zeit.de)