Deutschland / Frankreich / Israel / Zypern 2025, 150 Min., hebräische OmU-Fassung
Regie: Nadav Lapid
Tel Aviv nach dem Massaker des 7. Oktobers: Der Musiker Y. und seine Partnerin, die Tänzerin Yasmine, unterhalten als sexy Partyclowns mit grellen Performances eine dekadente israelische Oberschicht. Die beiden träumen davon, ihr prekäres Leben hinter sich zu lassen und allein durch ihre Talente zu Wohlstand zu kommen. Als Y. von einem russischen Oligarchen den Auftrag erhält, eine blutige Hymne auf den Krieg Israels gegen die Palästinenser*innen zu schreiben, verändert sich das Leben des Paares radikal: Während über die Bildschirme Nachrichten vom Grauen in Gaza flimmern und sich die Straßen Tel Avivs mit nationalistischer Propaganda füllen, werden Y. und Yasmine mit den Grundlagen ihres moralischen Koordinatensystems konfrontiert.
Nadav Lapid ist, seitdem sein Film SYNONYMES den Goldenen Bären der Berlinale gewonnen hat, der weltweit sichtbarste israelische Filmemacher. Zügellos und bissig zeigt er in YES sein Heimatland als Nation zwischen Dekadenz und Zerstörung, Hoffnung und Resignation. Zu Recht gilt Lapids mit Brutalität und Zärtlichkeit erzählte Satire auf eine von Krieg und Terror zerrissene Gesellschaft als Israels umstrittenster Film des Jahres.
„YES ist ein wilder, verzweifelter, ausufernder Film, auch formal voller Brüche und stilistischer Bocksprünge, mit gezielt eingesetzter Musik von Bach über Thelonious Monk bis zu Elvis. Ein Film voller Leben am Abgrund zum Tod. Und zugleich, gerade weil er im Prinzip der Anlage von Klaus Manns Gustav-Gründgens-Schlüsselroman Mephisto folgt, der Geschichte des genialischen Künstlers, der nicht anders kann, als sich der Macht anzudienen, erschreckend einfach zu erfassen.
Wir leben längst global im Dilemma des unauflösbaren Konflikts, der sich nicht nur rund um Israel manifestiert. YES bietet nicht Hand, um irgend etwas daran besser zu verstehen. Aber der Film erfasst das emotionale Chaos und erinnert uns an unsere Menschlichkeit und die aller anderen. Das ist kein Trost. Aber überraschend hilfreich.“ (Michael Sennhauser)
„YES ist ein Aufschrei und er erspart dem Publikum nichts an Zerrissenheit. Er beweist aber auch die tröstliche Kraft des Kinos in seiner Möglichkeit, die Verzweiflung und die Wut über die Gegenwart teilbar zu machen.“ (F.A.Z.)