Die Retrospektive Oriente Vzhod / Occidente Zahod – Grenze durch Film und Geschichte macht im November in Berlin Station und bildet den Abschluss der diesjährigen internationalen Tournee. Die von Kinoatelje in Zusammenarbeit mit verschiedenen Filminstitutionen aus Slowenien und Italien organisierte Retrospektive ist Teil des offiziellen Programms der Kulturhauptstadt Europas GO! 2025 Nova Gorica und Gorizia.
Manche Grenzen sind sichtbar, andere unsichtbar. Manche trennen, andere verbinden. Die Grenzregion zwischen Slowenien und Italien ist seit Jahrhunderten ein Treffpunkt sich überschneidender Kulturen, ein Raum, in dem sich Geschichten wandeln und individuelle Schicksale – manchmal tragisch – geformt werden. Kinoatelje, seit fast fünfzig Jahren im grenzüberschreitenden Raum aktiv und in den Zwillingsstädten Nova Gorica und Gorizia ansässig, fördert den interkulturellen Dialog durch Film, indem es Dokumentarfilme produziert, das grenzüberschreitende Filmfestival Tribute to a Vision organisiert und Forschungsprojekte zum lokalen Filmerbe entwickelt. Kinoatelje feiert den Film als eine kraftvolle Sprache, die Menschen über Grenzen hinweg verbindet und Dialog, Empathie und gegenseitiges Verständnis fördert.
Die Retrospektive lädt uns auf eine Reise durch filmische Bilder ein, die das Leben am Rande und im Herzen Europas erkunden. In einer Zeit, in der Grenzen wieder errichtet werden und Europa seine Zukunft in Frage stellt, bietet dieses Programm die Möglichkeit, darüber nachzudenken, was es bedeutet, am Scheideweg von Nationen, Ideologien und historischem Wandel zu leben.
Das im Kino Krokodil präsentierte Programm beginnt am Freitag, den 21. November, um 20:00 Uhr mit Boundless Hearts (Cuori senza frontiere, Luigi Zampa, 1950), begleitet von den Kurzfilmen Karst (Il Carso, Franco Giraldi, 1960), Karst – A Fairytale World (Kras – pravljični svet, Matjaž Klopčič, 1974) und Where is the Iron Curtain? (Kje je železna zavesa?, Mako Sajko, 1961).
Am Samstag, dem 22. November, beginnt der Nachmittag mit einem Block slowenischer und italienischer Wochenschauen, gefolgt von Cranes Fly South (Žerjavi letijo na jug, Dorica Makuc, 1975) und Our American Days (I Nostri Giorni Americani, Chiara Barbo & Andrea Magnani, 2014). Der Abend wird mit The Border (La Frontiera, Franco Giraldi, 1996) fortgesetzt. Die Digitalisierung von The Border wurde von Kinoatelje in Zusammenarbeit mit dem Centro Sperimentale di Cinematografia / Cineteca Nazionale (Rom) im Rahmen der Retrospektive Vzhod Oriente / Zahod Occidente initiiert.
Am Sonntag, dem 23. November, steht die thematische Reihe Little Apocalypse – On Vanishing of Spaces auf dem Programm, darunter der Essayfilm Timeless River (Trenutek reke, Anja Medved & Nadja Velušček, 2010), und endet am Abend mit The Last Resort (L’ultima spiaggia, Thanos Anastopoulos & Davide Del Degan, 2016).
Am Dienstag, dem 25. November, setzen wir das Programm mit einem zeitgenössischen Blick auf die Grenze von Triest in Trieste Shines at Night (Trieste è bella di notte, Matteo Calore & Stefano Collizzolli & Andrea Segre, 2023) fort, dem der Kurzfilm Wind Storm Over Trieste (Bora su Trieste, Gianni Alberto Vitrotti, 1953) vorausgeht.
Die Abschlussveranstaltung am Mittwoch, dem 26. November, präsentiert ein Doppelprogramm mit Red Boogie (Rdeči boogie, Karpo Godina, 1982) und Smuggler’s Confessional – Views Through the Iron Curtain (Spovednica tihotapcev – Pogledi skozi železno zaveso, Anja Medved, 2010). Die Vorführung von Red Boogie wird von dem Filmemacher und Kurator Gary Vanisian eingeführt.
Während des Berlin-Aufenthalts präsentieren wir außerdem die dreisprachige Publikation zur Retrospektive (Slowenisch–Italienisch–Englisch). Der Katalog wird am Samstag, dem 22. November, von Donatello Fumarola (Herausgeber), Mateja Zorn (Projektleitung) und Jasna Pintarič (Koordinatorin der Retrospektive) vorgestellt. Die Publikation bietet redaktionelle Einführungen, Essays, Reflexionen von Filmemachern über die Grenze, einen Leitfaden zu den einzelnen Programmreihen sowie Einblicke in den breiteren historischen und kulturellen Kontext.
Die Berliner Auswahl, die das Kinoatelje in Zusammenarbeit mit dem Slowenischen Filmzentrum, dem Slowenischen Filmarchiv, dem Istituto Luce und den Kinematheken in Ljubljana, Rom, Gemona und Bologna zusammengestellt hat, verknüpft Klassiker, Archivschätze und zeitgenössische Perspektiven und nutzt die Metapher der Grenze, um Fragen der Erinnerung, Identität und des Zusammenlebens aufzuwerfen. Wir freuen uns darauf, das Berliner Publikum kennenzulernen und gemeinsam darüber zu diskutieren, wie das Kino Grenzen überwindet – sowohl geografische als auch innere.
Mateja Zorn