Georgische SSR 1970, 81 min, georgische Originalfassung
am Di, 08.08. mit deutschen Untertiteln (35mm)
am Mi, 16.08. mit engl. UT
Regie: Otar Iosseliani
36 Stunden aus dem Leben des Musikers Gia, der im Orchester in Tiflis die Pauke schlägt und sich sowohl durch seine Freundlichkeit wie durch seine regelmäßigen Verspätungen auszeichnet. Spontane menschliche Kontakte erscheinen ihm wichtiger als seine Arbeit. Gia ist ein unangepasster Träumer, unfähig, ein Verhältnis zur Zeit zu finden, das mit seiner Umgebung harmoniert. Der Film erinnert sowohl an die französische Nouvelle Vague als auch an die tschechische Neue Welle. Iosseliani drehte ausschließlich an Originalschauplätzen und besetzte nahezu alle Rollen mit Laiendarstellern aus seinem Freundeskreis.
„Zwischen 1966 bis 1976 schuf er, fern von Moskau, jene georgische Trilogie, die den Namen Iosseliani an den Festivalhimmel von Cannes und Berlin schrieb: BLÄTTERFALL, ES LEBTE EINMAL EINE SINGDROSSEL, PASTORALE. Ihr Stil passte gut in eine Zeit, wo der Einzelne, in Prag wie Paris, das Bedürfnis nach Freiheit wiederentdeckte. In der DDR, wo der Film im Kino lief, löste die SINGDROSSEL tiefes Nachdenken aus. Ist der Orchestermusiker Ghia zu verurteilen, weil er alles anfängt und nichts zu Ende bringt, oder soll man diesen Taugenichts lieben? Darf man sich von der schönen Lust an der Anarchie anstecken lassen oder bleibt nichts anderes übrig als sich den ehernen Gesetzen des Lebens zu unterwerfen, will man nicht wie Ghia unter die Räder kommen?“ (Hans-Jörg Rother, Tagesspiegel 02.02.2004)