Georgische SSR 1962, 55 min, ohne Dialog
Regie: Otar Iosseliani Ein junges, glückliches Paar verlässt sein ärmliches Wohnviertel, um in einer Neubausiedlung eine Wohnung zu beziehen. Ihre Beziehung verschlechtert sich in gleichem Maße, wie ihr Komfort und ihre Besitztümer zunehmen. Der Film zeigt eine starke Nähe zum Kino von Jacques Tati und bereits ausgeprägte Eigenschaften, die für das Werk Iosselianis charakteristisch werden sollten. APRILI ist – wie zahlreiche folgende Arbeiten – ein Film weitgehend ohne Dialog und Kommentar. Nach Iosselianis Überzeugung dürfen Worte in einem Film nicht bestimmend sein und keine wichtigen Informationen tragen. In seinen Arbeiten spielt sich das Wesentliche in Blicken, Mimik und Körperhaltung ab, Worte stehen als gleichberechtigtes Element der Tonspur neben der Musik und den Geräuschen. APRILI wurde in der Sowjetunion verboten, danach arbeitete Iosseliani zwei Jahre lang als Fischer, Matrose und Metallgießer.
„Tatsächlich beherrscht Iosseliani wie einst die sowjetischen Stummfilmer den artistischen Bildaufbau und Schnitt. Vor Drehbeginn zeichnet er alle Einstellungen, nachher montiert er sie analog musikalischen Kompositionsprinzipien. So siegt die Poesie stets über den dokumentarischen Anspruch, zumal er den leblosen Dingen magisches Eigenleben zugesteht. Nach einigen impressionistischen Dokumentarfilmen drehte er 1961 seinen ersten Spielfilm APRIL mit dem Untertitel: GESCHICHTE ÜBER DINGE. Ein Mann und eine Frau leben in einem leeren Zimmer, ohne zu sprechen, verstehen sie sich. Nach und nach gesellen sich Schrank, tisch und Tassen zu ihnen. Die Dinge unterjochen die Menschen, deren Liebe zueinander erlischt. Spießige Kulturwächter hielten diese Parabel offenbar für subversiv, jedenfalls wurde sie damals nicht veröffentlicht und wird dem Ausland bis heute vorenthalten.“ (Felicitas von Nostitz, Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt, 22.02.1981)
VORFILM:
Die alten georgischen Lieder
ოთარ იოსელიანის დოკუმენტური ფილმი
Georgische SSR 1969, 20 min, ohne Dialog, R: Otar Iosseliani
Eine Würdigung der handwerklichen und kulturellen Traditionen Georgiens in Form eines Film-Gedichts: Grafik, Wandmalerei, Weinanbau, Töpfer- und Schreinerarbeiten und Gesang der verschiedenen Regionen des Landes.