Ein Abend für Julia.

Kurz­film­pro­gramm am So 12.02. um 19 Uhr

EIN­TRITT FREI

Julia Kun­erts (1953 – 2022) Kame­ra­blick ist zuge­wandt und inter­es­siert am schö­nen Men­schen­le­ben. Etwas Zärt­li­ches und Frei­es fin­det sich in den Fil­men, ein Aus­sche­ren aus dem Offi­zi­el­len, Reprä­sen­ta­ti­ven und ein Blick auf All­tags­mo­men­te. Sie reagier­te mit der Kame­ra schnell und eigen­stän­dig, ohne dass gro­ße Wor­te gemacht wer­den muss­ten. Das alles wol­len wir an die­sem Abend mit dem Publi­kum, mit Weg­ge­fähr­tin­nen und Weg­ge­fähr­ten tei­len. Als ich im Novem­ber 2020 mit ihr ein lan­ges Gespräch über ihren Wer­de­gang, ihre Arbeits­bio­gra­fie, den Ent­ste­hungs­pro­zess des Ost-West-Kol­lek­tiv­films BER­LIN, BAHN­HOF FRIED­RICH­STRAS­SE 1990 (bei des­sen Dreh­ar­bei­ten ich Julia ken­nen­lern­te, Regie: Kon­stan­ze Bin­der, Julia Kun­ert, Ulri­ke Her­din, Lil­ly Gro­te) führ­te, war da zunächst ihre zurück­hal­ten­de Beschei­den­heit. Dann spra­chen wir über den Kina­mo, die klei­ne 35mm-Hand­auf­zugs­ka­me­ra, die der Inge­nieur Ema­nu­el Gold­berg in den zwan­zi­ger Jah­ren in Dres­den ent­wi­ckelt hat­te. Und über das Pio­nier­film­stu­dio Leip­zig, über Joris Ivens im Auf­zug wäh­rend der Dok­wo­che in Leip­zig, Juli­as Stu­di­en­zeit, ihr Arbeits­le­ben, über den gemein­sa­men Film­dreh. Die­ses Gespräch gibt es nun zum Glück.

Wir laden ein zu die­sem gemein­sam zusam­men­ge­stell­ten Pro­gramm: Zwei Fil­me (WAN­DER­ZIR­KUS, 1977, JACKI, 1977) sind in Zusam­men­ar­beit mit der Regis­seu­rin Ange­li­ka And­rees an der Hoch­schu­le für Film und Fern­se­hen in Babels­berg ent­stan­den. Der erst kürz­lich digi­ta­li­sier­te Film MEI­NIN­GEN-MEI­NIN­GEN (1981), den Julia zusam­men mit Gud­run Stein­brück gedreht hat – ist eben­falls eine HFF-Pro­duk­ti­on. Ein­ge­rahmt ist das Pro­gramm von zwei Fil­men, die Juli­as Ehe­frau Teo­do­ra Ansal­do gut erhal­ten in einem Metall­schrank gefun­den hat: In BEI FREUN­DEN ZU GAST. EIN REI­SE­BE­RICHT DES PIO­NIER­FILM­STU­DI­OS AUS JUGO­SLA­WI­EN sehen wir Julia 1965 in tat­kräf­ti­ger Begeis­te­rung als Zwölf­jäh­ri­ge im Pio­nier­film­stu­dio Leip­zig, dort wo sie mit neun Jah­ren ihre Lei­den­schaft für die Kame­ra ent­deckt hat­te. Der Film han­delt in strah­len­den Far­ben von einer Jugo­sla­wi­en­rei­se und von der Bespre­chung der Rei­se­ein­drü­cke zurück in Leip­zig. In der Kame­ra­übung MZ von 1974 filmt Julia Kun­ert vom Rück­sitz des Motor­rads eine rasan­te Fahrt: mit gro­ßer Lust an der Bewe­gung, am Vor­bei­glei­ten der Land­schaft, aber auch an der Schön­heit des tech­ni­schen Geräts. Ganz kurz ist Julia zu sehen. Am 12. Febru­ar hät­te sie ihren 70. Geburts­tag gefei­ert. (Made­lei­ne Bernstorff)