China 2024, 111 min, Mandarin mit deutschen UT
Regie: Jia Zhang-Ke
Fragmentarisches Langzeitporträt eines Chinas im Wandel. In seinem neuesten Werk blickt Meisterregisseur Jia Zhang-Ke zurück auf sein mehr als zwei Jahrzehnte andauerndes künstlerisches Schaffen. Aus Szenen früherer Filme sowie neu gedrehtem Material erstellt er eine Collage um eine Frau, die zwanzig Jahre lang nach einer spurlos verschwundenen Liebe sucht. Dabei wird sie zum Spiegel einer sich verändernden Gesellschaft – von 2001 bis heute.
„Mit seiner unvergleichlichen Fähigkeit, die komplexe soziale und kulturelle Landschaft Chinas einzufangen, präsentiert er uns einen nahezu dialoglosen Film, der seinen Figuren einfach frei und lose durch die gewaltige Landschaft Chinas folgt. Das Ergebnis ist ein faszinierendes Puzzle aus Geschichten und Emotionen sowie ein suggestives Stimmungsbild der raschen Modernisierung der Volksrepublik. Jia Zhangke kombiniert alltägliche Szenen mit poetischen Bildern des Dreischluchtenstaudamms, die er selbst vor vielen Jahren gemacht hat. CAUGHT BY THE TIDES ist damit auch ein Found-Footage-Film, dessen eigentliches Thema der Fluss der Zeit ist. So verbinden sich Geschichte und Geschichten zu einer eindringlichen Metapher auf den kollektiven Ausdruck von Hoffnung und Trauer in einem sich wandelnden China.“ (14films.de)
„Mit CAUGHT BY THE TIDES erweist sich Jia Zhang-ke abermals als einer der avanciertesten und vielschichtigsten Erzähler des chinesischen Kinos. Seine hier so fragmentarische Erzählweise bezieht sich ganz vielfältig auf seine eigenen früheren Filme (…) und zeichnet zugleich mit so beiläufig wirkenden wie präzisen Strichen ein Panorama der chinesischen Gesellschaft im Wandel, mit deutlich kritischem Ton, doch nur selten plakativ, bis er in der Zeit der Covid-Pandemie ankommt. Hier findet die unglückselige Liebe zwischen den inzwischen deutlich gealterten Qiao und Bin einen wunderbar pointierten, befreienden Schlusspunkt. Wie geschickt der Regisseur mit seinem Material ‚jongliert‘, wie treffend er historische Marker setzt und wie er aus scheinbar banalen Situationen – etwa der Begegnung Qiaos mit einem sprechenden Dienstleistungsroboter im Supermarkt – dichte Miniaturen erschafft, entwickelt eine Poesie, die das Vergehen der Zeit und auch die Beobachtung ihres Vergehens zum eigentlichen, tiefgründigen Thema des Films macht.“ (P. Seyboth, epd-film.de)