Con­cer­ned Citi­zen (Besorg­ter Bür­ger / אזרח מודאג)

Isra­el 2022, 82 min, hebräich mit deut­schen UT

Regie: Idan Haguel

Ben hält sich für einen libe­ra­len schwu­len Mann. Er hat einen gut bezahl­ten Job und wohnt mit sei­nem Part­ner Raz in einem schi­cken Apart­ment in einem migran­tisch gepräg­ten Stadt­teil Tel Avivs. Zum Glück fehlt dem Paar nur noch ein Kind. Um ihre Wohn­ge­gend zu ver­schö­nern, pflanzt Ben einen Baum auf der ande­ren Stra­ßen­sei­te. Doch sei­ne gut gemein­te Tat löst eine Ket­te von Ereig­nis­sen aus, an deren Ende ein Geflüch­te­ter aus Eri­trea bru­tal von Poli­zis­ten zusam­men­ge­schla­gen wird. Bens Bild von sich selbst, sei­ner Bezie­hung, ja der gan­zen Gesell­schaft gerät aus den Fugen.

“In sei­ner cle­ver kon­den­sier­ten Sozi­al­sa­ti­re erfasst Idan Haguel eine gan­ze Rei­he unan­ge­nehms­te Ein­sich­ten über Pri­vi­le­gi­en, die den Fokus sei­nes Prot­ago­nis­ten sowohl nach innen als auch nach außen bestim­men, beschrän­ken und letzt­lich blo­ckie­ren. Wenn Ben aus dem Fens­ter des luxus­re­no­vier­ten Apart­ments auf die dre­cki­gen Stra­ßen und ange­schla­ge­nen Häu­ser­fas­sa­den blickt, sieht er Frem­de. Die aus dem Sudan und Eri­trea Geflo­he­nen, die weit län­ger in dem ärme­ren Vier­tel Tel Avivs leben, sind für ihn poten­zi­el­le Eindringlinge.

Ein­dring­lin­ge in das mit Code-Schlös­sern ver­bar­ri­ka­dier­te Wohn­haus, des­sen Bewoh­ner-Komi­tee er vor­steht, in die teu­re Desi­gner-Woh­nung, die er mit sei­nem Lebens­part­ner Raz teilt, und in sein Land. Wenn der Titel­held, als der sich Ben in sei­ner prä­zi­se beob­ach­te­ten Geschich­te sehen wür­de, von sei­nen Sicher­heits­be­den­ken und Sor­ge um öffent­li­ches Eigen­tum lamen­tiert, gären dar­un­ter Frem­den­feind­lich­keit, Ras­sis­mus und Eli­ta­ris­mus. Hin­ter­häl­tig und höchst effek­tiv bricht die durch­dach­te Insze­nie­rung zugleich mit sozia­len Ste­reo­ty­pen und nar­ra­ti­ven Konventionen.

Kon­se­quent bleibt die Per­spek­ti­ve die des rei­chen wei­ßen Man­nes, der sei­ne Tole­ranz und Auf­ge­klärt­heit garan­tiert sieht, da er selbst einer Min­der­heit ange­hört. Tat­säch­lich ist er der Ein­dring­ling, der zur Gen­tri­fi­zie­rung der Gegend bei­trägt, wegen Nich­tig­kei­ten die Poli­zei auf Eri­trea­ni­sche Nach­barn hetzt, ras­sis­ti­sche Poli­zei­ge­walt deckt, doch sich stur als das wah­re Opfer betrach­tet. Mit bit­ter­bö­sem Witz demas­kiert und seziert Regis­seur Haguel Dis­kri­mi­nie­rung und Res­sen­ti­ments, indem er das Publi­kum scho­nungs­los in den bor­nier­ten Blick­win­kel der Bevor­zug­ten zwingt.” (Lida Bach, movie​break​.de)