De Fac­to

Öster­reich / Deutsch­land 2023, 130 min, deut­sche Ori­gi­nal­fas­sung mit engl. UT

Regie: Sel­ma Doborac

In einem mini­ma­lis­tisch-küh­len Set­ting tre­ten zwei Cha­rak­te­re auf. Ihre ver­ba­len Aus­füh­run­gen bil­den eine dras­ti­sche Rede, die sich an ein unsicht­bar und stumm blei­ben­des Gegen­über rich­tet. Vom ers­ten aus­ge­spro­che­nen Satz an ent­wi­ckelt sich dar­aus ein Sog in die schwer aus­halt­ba­re Rea­li­tät mensch­li­cher Grau­sam­keit. Die bei­den Män­ner waren maß­geb­lich an Ver­bre­chen gegen die Mensch­lich­keit betei­ligt und legen jetzt unge­hemmt Rechen­schaft über ihr Han­deln und des­sen Beweg­grün­de ab. In die unheim­li­che All­täg­lich­keit ihrer For­mu­lie­run­gen mischen sich immer wie­der Begrif­fe, die einen Hori­zont von his­to­ri­schen Refe­ren­zen eröff­nen. De Fac­to prä­sen­tiert nicht ein­fach zwei Täter, son­dern bie­tet eine sze­ni­sche Refle­xi­on über Täter­schaft und die sozi­al­psy­cho­lo­gi­schen Dimen­sio­nen von Mas­sen­ge­walt. Die Dra­ma­tis per­so­nae sind kei­ne Indi­vi­du­en son­dern zu lesen­de Kunst­fi­gu­ren, geformt aus einer Viel­zahl ver­dich­te­ter und inein­an­der ver­web­ter Zeug­nis­se doku­men­tier­ter geno­zi­da­ler Ver­bre­chen. Mit unglaub­li­cher Wucht macht der Film nur durch das gespro­che­ne Wort und sei­ne Ver­kör­pe­rung das Nach­le­ben der Gewalt eben­so erfahr­bar wie ihre bedroh­li­che Aktua­li­tät. Sel­ma Dob­o­rac ist ein außer­ge­wöhn­li­cher und hoch­in­ten­si­ver Film gelun­gen, der wie kaum ein ande­rer zuvor zer­stö­re­ri­sche (Gruppen-)Dynamiken und das Inhu­ma­ne im Men­schen auch phi­lo­so­phisch zu den­ken gibt. De Fac­to inter­ve­niert in unse­re Ten­denz, die unan­ge­neh­me aber not­wen­di­ge Aus­ein­an­der­set­zung mit Mas­sen­ge­walt zu ver­drän­gen. Er ermög­licht eine neue Form künst­le­ri­scher Zeu­gen­schaft, die auch unse­ren Glau­ben an Gerech­tig­keit her­aus­for­dert. (Ber­li­na­le, Inter­na­tio­na­le Film­fest­spie­le Ber­lin, Ber­li­na­le Forum, Cali­ga­ri Film­preis, Jury-State­ment, Sil­via Bahl, Bor­ja­na Gako­vić, Jan­na Schmidt)

Aus­zeich­nun­gen:

Ber­li­na­le, Inter­na­tio­na­le Film­fest­spie­le Ber­lin, Forum
Cali­ga­ri Film­preis (Inter­na­tio­nal Competition)

Cros­sing Euro­pe Film Fes­ti­val
Cros­sing Euro­pe Local Artist Award (Com­pe­ti­ti­on Local Artist)

Sara­je­vo Inter­na­tio­nal Film Fes­ti­val
Spe­cial Award for Pro­mo­ting Gen­der Equa­li­ty (Inter­na­tio­nal Competition)

Gijón Inter­na­tio­nal Film Fes­ti­val
Best Fea­ture Film Sección Ofi­cial Inter­na­tio­nal Com­pe­ti­ción Retueyos

Öster­rei­chi­sches Bun­des­mi­nis­te­ri­um Kunst & Kul­tur, Film
Out­stan­ding Artist Award 2024 – Essay­is­ti­scher Dokumentarfilm

Film­in­for­ma­tio­nen:

https://​six​pack​film​.com/​d​e​/​c​a​t​a​l​o​g​u​e​/2968/

https://​www​.film​gar​ten​.at/​d​e​-facto

https://​jugend​oh​ne​film​.com/​a​u​g​e​n​h​o​e​h​e​n​-​e​i​n​-​g​e​s​p​r​a​e​c​h​-​m​i​t​-​s​e​l​m​a​-​d​o​b​o​r​a​c​-​z​u​-​d​e​-​facto/