Der Rus­se ist einer, der Bir­ken liebt

Deutsch­land 2022, 105 min, Ara­bisch | Deutsch | Eng­lisch | Fran­zö­sisch | Hebrä­isch | Rus­sisch | Tür­kisch mit deut­schen UT

Regie: Pola Beck nach dem Best­sel­ler von Olga Grjasnowa

Mascha ist wild und laut, kom­pro­miss­los und schlag­fer­tig, doch im Grun­de ihres Her­zens ori­en­tie­rungs­los. Die ange­hen­de Dol­met­sche­rin ist Kos­mo­po­li­tin, spricht fünf Spra­chen flie­ßend, nur über ihre eige­ne Geschich­te, die Geflüch­te­te in ihr, spricht sie nie. Ihr Freun­des­kreis ist mul­ti­kul­tu­rell, fei­ert ordent­lich und kon­tert den all­ge­gen­wär­ti­gen All­tags­ras­sis­mus mit böser Iro­nie. Mascha liebt ohne Rück­sicht auf Ver­lus­te ihre Spra­chen, ihre Freun­de und vor allem Eli­as. Gera­de erst ist Mascha mit ihrem Freund zusam­men­ge­zo­gen, als die­ser durch eine zunächst harm­lo­se Sport­ver­let­zung zum Pfle­ge­fall wird. Immer mehr gerät Maschas Leben aus den Fugen. Eli­as‘ uner­war­te­ter Tod stürzt sie in eine Kri­se. Sie tritt die Flucht nach vor­ne an und setzt sich, mit nichts als ihrem Pass, in ein Flug­zeug Rich­tung Isra­el. Dort tut sie das, was sie am bes­ten kann: sie stürzt sich mit vol­ler Wucht in ein neu­es Leben, fin­det eine neue Lie­be und muss schließ­lich erken­nen, dass man nicht für immer vor sich davon­ren­nen kann.

„Womög­lich will der­zeit nie­mand wis­sen, wel­che Bäu­me ‚der Rus­se‘ liebt. Aber als Olga Grjas­no­wa 2012 ihren Debüt­ro­man vor­leg­te, war das deut­sche Feuil­le­ton begeis­tert von der unver­brauch­ten Stim­me einer neu­en Genera­ti­on. Die Lat­te lag also hoch für die Ver­fil­mung des unkon­ven­tio­nel­len Lebens einer Kos­mo­po­li­tin, die das Wort ‚Migra­ti­ons­hin­ter­grund‘ nicht mehr hören kann. Regis­seu­rin Pola Schi­rin Beck trifft den Ton, indem sie sich weni­ger auf den Plot als auf eine Col­la­ge von Stim­mun­gen kon­zen­triert. Und auf das Por­trät einer eben­so muti­gen wie selbst­iro­ni­schen jun­gen Frau (…).

Wo rela­tiv wenig gespro­chen wird, müs­sen die Bil­der umso mehr aus­drü­cken. Kame­ra­mann Juan Sar­mi­en­to tas­tet sich durch eine Gefühls­welt, die weni­ger von objek­ti­ven Fak­ten als von oszil­lie­ren­den, sich teil­wei­se wider­spre­chen­den oder über­la­gern­den Emo­ti­ons­schich­ten domi­niert ist. Die ruhi­gen Bewe­gun­gen der Kame­ra täu­schen über das ner­vö­se Bro­deln im Innern der Figu­ren nie hin­weg. Sie geben dem Unge­sag­ten einen Raum, der sich in Licht­stim­mun­gen, engen oder wei­ten Kom­po­si­tio­nen, Hell und Dun­kel ent­fal­tet.“ (Peter Gut­ting, pro​gramm​ki​no​.de)