Deutschland 2011, 76 min, deutsche Originalfassung
Regie: Axel Ranisch
Sven Ritter lebt mit seiner an Demenz erkrankten Mutter Edeltraut zusammen, teilt mit ihr das Leben, die Wohnung, sogar das Bett. Tagsüber arbeitet er in der Bank. Während Svens Arbeitszeit kommt Daniel in die Wohnung und passt auf Edeltraut auf, geht mit ihr zum Friseur, spazieren, einkaufen und hält die Wohnung in Schuss. Doch eines Tages macht Edeltraut sich allein aus dem Staub. Die beiden Männer gehen auf die Suche nach ihr. Doch was sie finden, ist nicht nur Edeltraut, sondern eine zarte Zuneigung zueinander, die das Leben der beiden gehörig durcheinanderbringt.
„Was kommt dabei heraus, wenn der schrankschwule Muttersohn und Bankkaufmann Sven Ritter sich in den Familienvater Daniel verliebt, der Pfleger und Hausfreund seiner dementen Mutter Edeltraut ist? DICKE MÄDCHEN, eine verspielt-schamlose, zärtlich-ungelenke und komisch-tragische Liebesgeschichte zwischen zwei beleibten mitteljungen Männern, in der zu Fritz Kreislers Liebesleid-Walzer getanzt wird – nackt mit Kleenex-Tüchern oder in Polizeiuniform. Daniels Direktheit ermöglicht Svens spätes Coming-Out, was ihm den Mut schenkt, neue Ufer zu entdecken. Am Ende ringen Sven und Daniel um das, was sie eint und trennt: nicht die Liebe, sondern unterschiedliche Bedürfnisse und Realitäten. Nebenbei erzählt der Film, was Menschen unterschiedlicher Generationen zusammenhält: Anteilnahme und Akzeptanz. Die Entstehung von DICKE MÄDCHEN ist so unkonventionell wie der Film selbst. Das gemeinsame Werk von Regisseur und Produzent Axel Ranisch und den Schauspielern Heiko Pinkowski und Peter Trabant entstand in 10 Drehtagen und beruht wie die ungeschliffenen Dialoge auf Vertrauen im Zusammenspiel und Mut zur Improvisation. Auch und besonders für die 89-jährige Laiendarstellerin Ruth Bickelhaupt, Ranischs Oma, deren Marzahner 2‑Raum-Platte das Set darstellte. DICKE MÄDCHEN könnte ein Dogma-Film sein, offenbart er doch ohne dramaturgische Vorhersehbarkeit, illusionäre Verführung und technische Effekte eine von vielen Wirklichkeiten unseres Zusammenlebens. So ist das Improv-Werk auch ein leiser politischer Film über persönliche Wahrnehmung und gesellschaftlichen Umgang mit dem Anders- und Fremdsein geworden.“ (MISSY MAGAZINE, Silke Cecilia Schultz)