DDR 1981/1982, 100 min, deutsche Originalfassung
Regie: Lothar Warneke Filmszenarium: Helga Schubert
Kamera: Thomas Plenert
Die Psychologin Inge Herold ist Mitte Dreißig, geschieden, hat einen 15jährigen Sohn und ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann. Plötzlich erfährt sie, dass sie eine bösartige Geschwulst haben könnte und am nächsten Tag zur Operation muss. Diese Mitteilung veranlasst sie, über ihr bisheriges Leben nachzudenken. Zur Angst vor der Diagnose kommt die Angst, ihr Leben vielleicht vertan zu haben. 24 Stunden unter enormer psychischer Anspannung lassen sie die Dinge deutlicher sehen, auch sich selbst.
“Der Autorin Helga Schubert, die für das Buch aus eigenen beruflichen Erfahrungen schöpfen konnte, dem Regisseur Lothar Warneke, der sein brennendes Interesse für unsere Gegenwart hier weiter – und zu einem offensichtlichen Höhepunkt führen konnte, und der Hauptdarstellerin Christine Schorn, die nun endlich einmal in unserer Spielfilmproduktion eine wirklich große Rolle gestalten konnte, ist mit diesem Film eine bedeutende Leistung gelungen. Großen Anteil daran hat auch der Kameramann Thomas Plenert, der den Film zurückhaltend, sorgsam jedes Detail, jede Regung der glänzenden Hauptdarstellerin und auch jederzeit ihr Umfeld genau erfassend fotografierte. Regisseur und Kameramann wählten das heutzutage selten gewordene Schwarzweiß, mit dem ihre Erzählweise unterstützt wird. Das betont Subjektive der Geschichte erhält so erhöhte Authentizität, die die Beunruhigung des Zuschauers verstärkt.” (Günter Agde, Filmspiegel, Berlin/DDR, Nr. 5, 1982)
“Es geht im Film um Leben und Tod, aber noch mehr geht es um Leben. ‚Unser kurzes Leben‘, Lothar Warnekes Thema. Was, wenn es schon vorbei wäre, wenn die Routineuntersuchung einen Krebsverdacht bringt, der sich erweist. Wie lebt man mit der Angst zu sterben, wie hat man bisher gelebt. Vom Morgen eines Tages bis zum nächsten Morgen versucht die junge Frau, sich auf ihr Leben zu besinnen. (…) Es ist schon ein Schock, aber es bezeichnet die Qualität des Films, dass sich Erschrecken und Bangigkeit in tiefere, andere Beunruhigung wandeln. Das funktioniert, weil es unspektakulär und wahrhaftig bleibt, schlicht. Weil die Filmstilistik nach einer Legierung mit der Wirklichkeit gesucht hat. Weil man meistens nicht weiß, was kommt. Weil hervorragend gespielt wird. Weil Christine Schorn spielt. Es ist ihr Film. Im Bewusstsein der Ungerechtigkeit gegenüber der reichen Vorgabe von Autorin Helga Schubert, gegenüber dem Regisseur Lothar Warneke, den anderen Schauspielern, den Laiendarstellern: Es ist ihr Film. Sie trägt unter die Leute im Kino, was sich die anderen ausgedacht haben. (…)” (Regine Sylvester, Tribüne, Berlin/DDR, 19.2.1982)