Die Blu­me der Hausfrau

Deutsch­land 1998, 92 min, deut­sche Originalfassung

WIE­DER­AUF­FÜH­RUNG ZUM 25. JUBILÄUM!

Regie: Domi­nik Wessely

Hygie­ne, das eige­ne Heim und ein fabel­haf­ter elek­tri­scher Hel­fer. Als Send­bo­ten des Rein­heits­glücks ver­su­chen die Staub­sauger­ver­tre­ter Mas­si­mo, Sal­va­to­re, Ange­lo, Mau­ri­zio und Stef­fen Tag für Tag Haus­frau­en in und um Stutt­gart den Traum von Sau­ber­keit zu ver­kau­fen – mit wech­sel­haf­tem Erfolg. Unver­se­hens wird der Kampf gegen den Dreck zum eige­nen Über­le­bens­kampf: Wer nichts ver­kauft, ver­dient auch nichts. Und das scha­det nicht nur der eige­nen Moral, son­dern auch dem Teamgeist.

Domi­nik Wes­se­lys Doku­men­tar­film DIE BLU­ME DER HAUS­FRAU war 1998 ein lupen­rei­ner Kino­hit. Mit ita­lie­ni­schem Charme und schwä­bi­scher Situa­ti­ons­ko­mik gewährt die Pro­vin­zer­zäh­lung über fünf Ver­käu­fer unter­wegs im Land der Kehr­wo­che Ein­bli­cke in den skur­ri­len Ver­tre­ter­all­tag und das knall­har­te Mil­li­ar­den­ge­schäft mit der gekonnt ver­kauf­ten Sauberkeit.

Zum 25-jäh­ri­gen Jubi­lä­um kehrt DIE BLU­ME DER HAUS­FRAU jetzt in restau­rier­ter Fas­sung auf die gro­ße Lein­wand zurück! Eine zeit­lo­se Geschich­te über deut­sche Wer­te und ein abso­lu­ter Kult­film – nicht nur in Schwaben!

“Wir haben uns damals ein biß­chen gewun­dert, als unse­re Groß­mutter sich einen Staub­sauger Mar­ke ‚Vor­werk‘ kauf­te. Sie besaß schließ­lich schon einen Staub­sauger. (…) Jetzt wis­sen wir Bescheid. Im Kino läuft der Doku­men­tar­film DIE BLU­ME DER HAUS­FRAU. Ein Film über den Vor­werk-Staub­sauger und die Män­ner, die ihn ver­kau­fen. Es sind jun­ge, schö­ne Män­ner, Char­meu­re, groß­städ­ti­sche Wes­tern­hel­den. Sie betre­ten mit wehen­dem Man­tel und strah­len­den Augen die Woh­nung, machen Scher­ze, dann packen sie mit gro­ßer Ges­te ihren Kram aus und streu­en ein wei­ßes Pül­ver­chen auf den Tep­pich. Sie füh­ren lächelnd die stu­fen­los ver­stell­ba­re Rund­bürs­te vor und spie­len läs­sig mit der Soft­dü­se. Am Ende fra­gen sie, den Dop­pel­sinn ihrer Bemer­kung kei­nes­wegs ver­ber­gend: ‘Na, waren Sie zufrie­den mit mir?‘ Die Haus­frau ant­wor­tet, mit unhör­ba­rem Seuf­zen: ‘Ja, sehr.’ So war das also. Die Ver­käu­fer machen den Akt des Ver­kau­fens zu einer ero­ti­schen Per­for­mance. Vor­werk ist ein deut­sches Phä­no­men. Kei­ne Wer­bung. Kei­ne Läden. Kei­ne Maß­nah­men zur Image­för­de­rung. Seit 1930 aus­schließ­lich Direkt­ver­trieb an der Haus­tür. Auf die­se Wei­se sind mehr als zehn Mil­lio­nen Exem­pla­re allein des Gerä­tes ‘Kobold‘ ver­kauft wor­den. Der ‘Kobold’ ist für Vor­werk das, was für VW der Käfer war.

Igno­riert die­se Fir­ma die Geset­ze des Kapi­ta­lis­mus, oder hat sie die­se Geset­ze beson­ders gut begrif­fen? Sie ver­führt. Das tut bekannt­lich jede Wer­bung. Im Film DIE BLU­ME DER HAUS­FRAU sieht man, daß der Mensch immer noch bes­ser mani­pu­lie­ren kann als jedes Pla­kat und jeder Spot. Das beru­higt. Die ‘Kobold-Nach­rich­ten‘ haben das Rezept der Fir­ma bereits vor Jahr­zehn­ten zusam­men­ge­faßt: ‚Es ist zweck­los, die Haus­frau über­rum­peln zu wol­len… In der Wer­bung müs­sen wir 1. das Inter­es­se der Haus­frau wecken, 2. ihre Neu­gier anre­gen, 3. ihre Sym­pa­thie erwer­ben, 4. ein Ver­spre­chen zur Vor­füh­rung errin­gen, 5. zum Nach­den­ken zwin­gen.‘ Mit ande­ren Wor­ten, die Vor­werk-Wer­bung funk­tio­niert kein biß­chen anders als die enga­gier­te Kunst, ein Film von Ken Loach zum Bei­spiel oder eine Col­la­ge von Klaus Staeck.“ (Harald Mar­ten­stein, Der Tages­spie­gel 29.06.1999)