DDR 1958,98 min, deutsche Originalfassung
Regie: Helmut Spieß
Im Frühjahr 2025 jährt sich die zentrale Phase des Bauernkriegs zum 500. Mal: Am 15. Mai 1525 kulminierten in der Schlacht von Frankenhausen revolutionäre Entwicklungen, die die Jahre 1524 bis 1526 umfassten und sich auf mehrere deutschsprachige Länder erstreckten. Die DEFA-Studios für Spiel‑, Dokumentar- und Trickfilmen produzierten in allen Jahrzehnten ihrer Existenz Filme, die diese geschichtlichen Ereignisse auf verschiedenartige Weise beleuchteten. Aus jenem Filmcorpus präsentiert die DEFA-Stiftung den selten gezeigten Spielfilm TILMAN RIEMENSCHNEIDER (DDR 1958) von Helmut Spieß, der nun in einer digitalisierten Fassung als DCP vorliegt.
Im Zentrum des Films steht ein Kunstschaffender in einem ambivalenten Verhältnis zur Macht: Der arrivierte Würzburger Bildschnitzer Tilman Riemenschneider (Emil Stöhr) ist zugleich Ratsherr und verkehrt freundschaftlich mit dem Fürstbischof Konrad von Thüngen (Gerd Michael Henneberg). Als Riemenschneider 1525 jedoch Partei für die aufbegehrenden Bauern ergreift, wendet sich diese Beziehung: Thüngen lässt den Künstler inhaftieren und in der Festung Marienberg foltern.
Die zeitgenössische Kritik verübelte TILMAN RIEMENSCHNEIDER, dass ein bürgerlicher Künstler als Hauptträger der Handlung fungiere und die Bauernbewegung selbst nur den Hintergrund bilde. So monierte der Rezensent der Berliner Zeitung (9.12.2958), „der historische und biographische Anteil [fügten] sich nicht zur Einheit“, weil „die Aufmerksamkeit vom Allgemeinen hinweg auf das leuchtende Beispiel des Einzelnen, hier also Riemenschneiders“ gelenkt würde. Die Kritikerin der Neuen Zeit (9.12.1958) meinte gar, die „in der bürgerlichen Geschichtsschreibung nahezu obligate Lesart, daß Bauernhaufen mit einem Intelligenzquotienten gleich null die Weltordnung zu verbessern suchten“, bestätigt zu finden und beschwerte sich, dass die aufständischen Bauern anonyme Masse blieben, wohingegen städtische Honoratioren differenziert gezeichnet würden. Karl-Eduard von Schnitzler schließlich polemisierte im Filmspiegel (01/1959), dass TILMAN RIEMENSCHNEIDER „im tiefen Pessimismus der verlorenen Schlacht“ ende, was nicht „mit unserer Gegenwart überein[stimme]“ und nicht den Standpunkt eines Betrachters aus der Deutschen Demokratischen Republik im Jahre 1958 vertrete. (Mirko Wiermann, DEFA-Stiftung)