Deutschland 2021, 94 min, türkische Originalfassung mit deutschen UT
Regie: Helke Misselwitz
Die Gemälde der Künstlerin Güler Yücel erzählen von Hochzeiten und Beerdigungen, von Mandelblüte und Olivenernte, von ihrem Ehemann, dem Dichter, und von ihr selbst, ihrer Lebenslust und Weisheit. „Ich kann nichts malen, was ich nicht gesehen habe“, sagt Güler Yücel. Sie ist Chronistin und Prophetin, denn ihre Bilder beschreiben den Kreislauf des Lebens, den wir im Alltag immer wieder finden: auf der türkischen Halbinsel Datça, über die der Wind zweier Meere weht und Frauen das Sagen haben.
„Wenn es Güler Yücel zu heiß wird, spritzt sie sich lachend mit einem Schlauch ab. Sogar ihre neuesten Arbeiten müssen sich einem Wassertest unterziehen. Wir lernen eine unkonventionelle Frau kennen, die auch als Betagte mit schöner Lebenslust ihre Umgebung erkundet.“ (Anke Leweke, DOK Leipzig 22)
“Zu Beginn schminkt sie sich und lacht in die Kamera, eine alte, etwas schwerfällige Frau mit wettergegerbtem Gesicht. Sie arbeitet noch immer in ihrem Gartenatelier und erzählt von ihrer Verbindung zu Datça, von der Schönheit der Natur, dem Meer und den Felsen. Der Sage nach war Datça der Ort der Göttinnen. An diesem magischen Ort, so Güler Yücel, haben die Frauen das Sagen. In ihren Augen sind alle Frauen Göttinnen, weil sie gebären und den Kreislauf der Natur in sich tragen. Sie selbst habe irgendwann begonnen, Göttinnen zu sammeln, sagt sie und zeigt Statuetten und ihre Bilder: farbenfrohe Kompositionen von Alltagsszenen, die einzelnen Blätter zu Leporellos aneinandergereiht; auseinandergefaltet ergeben sie kleinformatige 360-Grad-Panoramen, oft dörfliche Hochzeiten, das Landleben, die Tiere ihrer Umgebung. Güler selbst begegnet ihren Bildern mit ironischer Distanz, sie erzählt nur wenig über sich und ihre Kunst; erst zum Schluss wird sie etwas gesprächiger, wenn es um ihre Ehe mit dem politischen Dichter Can Yücel geht.” (Gaby Sikorski, filmdienst.de)