Die Lage

Deutsch­land 2014, 74 min, ohne Dialog

Regie: Tho­mas Heise

Im Sep­tem­ber 2011 besuch­te Papst Bene­dikt XVI. Deutsch­land. Glaubt man der Pres­se, war das gan­ze Land im Papst­fie­ber. Eine Sta­ti­on der Rei­se war Erfurt. Die Bil­der, die uns Tho­mas Hei­se von die­sem Besuch zeigt, ähneln dabei in kei­ner Wei­se denen, die damals tage­lang auf allen Kanä­len zu sehen waren. Statt weih­rauch­schwan­ge­rer katho­li­scher Far­ben­pracht küh­les Schwarz­weiß. Statt Papst satt: Poli­zei, Secu­ri­ty, eine ner­vö­se Minis­ter­prä­si­den­tin, Scharf­schüt­zen, Sani­tä­ter, die Leu­te vom Pro­to­koll. Auf dem Erfur­ter Flug­ha­fen pro­ben alle Betei­lig­ten in Kos­tüm, Anzug und Uni­form den minu­ti­ös durch­ge­plan­ten gro­ßen Auf­tritt. Staats­be­suchs­busi­ness as usu­al könn­te man den­ken. Doch der Begriff der Lage kann über die kon­kre­ten Umstän­de des Papst­be­suchs hin­aus auch als all­ge­mei­ne­re Zustands­be­schrei­bung ver­stan­den wer­den. An der Tür des Erfur­ter Mari­en­doms ist das Mot­to des Dia­spo­ra­ta­ges 2011 zu lesen: „Kei­ner soll allei­ne glau­ben“. Erfurt 2011: Hier, in der katho­li­schen Dia­spo­ra in Thü­rin­gen, auf dem Gebiet der ehe­ma­li­gen DDR, evo­ziert der Film auch Glücks­ver­spre­chen an das Kol­lek­tiv, die mitt­ler­wei­le nicht mehr so hoch im Kurs ste­hen. Man könn­te das durch­aus auch als Fra­ge nach dem Sys­tem ver­ste­hen. (Anna Hoff­mann, Ber­li­na­le 2012)

„DIE LAGE zeigt Beob­ach­tun­gen vom Ran­de eines Gesche­hens her, auch aus zufäl­li­ger Nähe, einer Nähe von über­se­he­nem Per­so­nal viel­leicht und bestimmt von wech­seln­den Frei­hei­ten und enger Öko­no­mie. Die Lage erin­nert mich an frü­he­re Arbeit, zwei alte 16mm-Fil­me aus den acht­zi­ger Jah­ren, gedreht mit wenig Mit­teln. Die Ent­schei­dung, dar­an mit wei­te­ren Fil­men anzu­knüp­fen, fiel früh. Knapp sie­ben Tage Dreh­zeit ohne Mög­lich­keit detail­lier­ter Vor­be­rei­tung. Das kla­re Schwarz­weiß. Eine Sache der Augen und der Ohren.“ (Tho­mas Heise)