Deutschland 1925, DCP, 115 min, deutsche Originalfassung mit engl. UT
Regie: Gerhard Lamprecht
Einführung: Guido Kirsten (Leiter der Emmy Noether-Nachwuchsgruppe „Filmische Diskurse des Mangels“ (DFG), Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF)
Der Kleinganove Gustav und der Ingenieur Robert Kramer werden aus dem Gefängnis entlassen. Während Gustav an sein altes Leben nahtlos anknüpfen kann, steht Robert vor dem Nichts seiner bürgerlichen Existenz. Er will arbeiten, doch findet aufgrund seiner Vergangenheit keine Anstellung. Nur Gustav und seine Schwester Emma zeigen Mitgefühl und nehmen ihn auf. Mit einer Nähmaschine verdient er etwas Geld. Als die beiden Geschwister in einen Raubmord verwickelt werden, können sie mithilfe von Robert fliehen. Er kommt in einer Fabrik unter und schafft schließlich erneut den sozialen Aufstieg. Der Milieufilm, der von Gerhard Lamprecht teilweise mit Laien besetzt und an Originalschauplätzen gedreht wurde, konzentriert sich auf die Lebensumstände des „fünften Standes“ und basiert auf den Beobachtungen des Berliner Malers und Zeichners Heinrich Zille. Für Gerhard Lamprecht ist der Film Auftakt zu weiteren Milieustudien, in denen seine feine Beobachtungsgabe und sein Inszenierungstalent deutlich werden. Die in diesen sogenannten „Zille-Filmen“ behandelten Themen – wie soziale Ausgrenzung, Armut und Prekarität im urbanen Raum – sind bis heute aktuell.
Der Film ist Teil der Gerhard-Lamprecht-Reihe „Losers & Winners“. 50 Jahre nach seinem Tod lädt die Deutsche Kinemathek vom 18. bis zum 24. November mit fünf ausgewählten Filmen in sechs Berliner Kinos zur Neuerkundung seines Werkes ein. Mit frischem Blick wird dabei vor allem auf Themen wie Klasse, Milieu, Urbanität und Mobilität geschaut.