Drei Frau­en (Три жiнки)

Deutsch­land 2022, 85 min, ukrai­ni­sche Ori­gi­nal­fas­sung mit deut­schen UT

Regie: Mak­sym Melnyk

Irgend­wo in den Kar­pa­ten, an der Gren­ze zur Slo­wa­kei und Polen, liegt das ukrai­ni­sche Dorf Stuzhyt­sia. Die Men­schen sind geprägt von ent­beh­rungs­rei­chem Land­le­ben und unge­wis­ser Zukunft, vie­le Män­ner arbei­ten im Aus­land und die Frau­en müs­sen sich selbst orga­ni­sie­ren. So wie die Post­bo­tin Maria, die regel­mä­ßig die Ren­te bringt, die Bio­lo­gin Nelya, die im nahen Natur­schutz­ge­biet forscht und die ver­wit­we­te Bäue­rin Han­na. Zwei Fil­me­ma­cher aus Ber­lin beglei­ten die drei Frau­en über ein Jahr lang und wer­den zuneh­mend Teil der Gemein­schaft, in der sie viel mensch­li­che Wär­me erfahren.

„Zwi­schen Horo­skop-Lesun­gen im Post­amt, Hof­ar­beit mit der Mist­ga­bel und kirch­li­chen Seg­nun­gen repa­ra­tur­be­dürf­ti­ger Pkws nähert sich Mak­sym Mel­nyk, selbst gebür­tig aus der Oblast Trans­kar­pa­ti­en, den drei Frau­en an. Sein doku­men­ta­ri­scher Stil ergibt sich aus der Inter­ak­ti­on: Stellt er zu Beginn wie ein Repor­ter Fra­gen aus dem Off, rückt er mit zuneh­men­der Nähe zu den Men­schen selbst ins Bild. Als ‚Flie­ge an der Wand‘ begrei­fen sich heu­te die wenigs­ten Doku­men­tar­film­schaf­fen­den. Aber der Prot­ago­nis­tin vor lau­fen­der Kame­ra ein Schwein zu schen­ken, sich von ihr die Haa­re schnei­den zu las­sen? Das ist dann doch eher unge­wöhn­lich. Am Bei­spiel der allein­ste­hen­den Bäue­rin Han­na, die Mel­nyk und Kame­ra­mann Flo­ri­an Baum­gar­ten – ihn nennt sie ‚der Deut­sche‘ – wie Söh­ne behan­delt, por­trä­tiert der Film ein ent­beh­rungs­rei­ches Land­le­ben, das in der Berg­re­gi­on nahe der EU-Gren­ze im Nie­der­gang begrif­fen scheint. (Jan-Phil­ipp Kohlmann)