Schweiz, Serbien 2024, 78 min, Deutsch | Französisch | Serbisch mit dt. UT
Regie: Luka Popadić
Sie heißen Saâd Dhif, Andrija Stojković und Thuruban Tuchchathanan; ihre Eltern kamen aus Tunesien, Serbien und Sri Lanka. Mit Regisseur Luka Popadić, Schweizer mit serbischen Wurzeln, haben sie etwas gemeinsam: Sie sind Offiziere der Schweizer Armee. Mit viel Sinn für Selbstironie, Witz und bisweilen auch schwarzen Humor porträtiert der 1980 in Baden geborene Luka Popadić sich und seine drei Dienstkameraden im zivilen wie im militärischen Leben. Als Banker, Ingenieur, Diplomat und Grafiker sind die vier Secondos außerhalb ihres militärischen Lebens in gut schweizerisch-soliden Berufen tätig. Die Antwort auf die Frage, ob Menschen mit ausländischen Wurzeln vielleicht die besseren Schweizer:innen sind, lässt ECHTE SCHWEIZER ebenso offen, wie der Film auch so manch liebgewordene Denkgewohnheiten auf den Kopf stellt. Denn Regisseur und Hauptfigur Luka Popadić passt in keine Schublade. Das beweist auch seine bisherige Filmografie, die zahlreiche preisgekrönte Kurzfilme umfasst, etwa die Dokumentation EDMUND IN KNEZEVAC über einen linken Schweizer Anwalt, der in einem serbischen Dorf seinen eigenen Staat gründet, oder den dramatischen Spielfilm ROTER SCHNEE über jugoslawische Partisanen im Zweiten Weltkrieg. Mit ECHTE SCHWEIZER,an dem Popadić über sechs Jahre gearbeitet hat, legt er nun seinen ersten langen Kinofilm vor und hat damit bei der Weltpremiere an den diesjährigen Solothurner Filmtagen auch gleich den Publikumspreis gewonnen. Tobias Sedlmaier schreibt in den CH-Media-Zeitungen: „Auch wenn ECHTE SCHWEIZER eine promilitärische Haltung einnimmt, was angesichts seines Erzählers glaubhaft und ehrlich ist, sieht er seine Welt nicht durch die rosarote Brille. (…) Ein Muslim, der Alkohol in seinem Fondue verweigert, erntet Zurückweisung vom Vorgesetzten. Und bei den heiklen Fragen, ob man im Ernstfall für die Schweiz töten oder selbst sterben würde, geraten die Interviewten ins Stottern, wiegeln ab. Kann sich das Schweizer Militär auf seine Secondos nicht verlassen, wie Ueli Maurer einst meinte? Viele Secondos begegnen dieser Unfairness mit noch mehr Engagement. (…) ECHTE SCHWEIZER erfüllt eines der Schlagworte, die das Leitungsteam der Solothurner Filmtage bei der diesjährigen Ausgabe immer wieder aufbrachte: Komplexität aushalten.“ (kinok.ch)
„Es ist ein persönlicher Film mit Humor und feinen Tönen geworden. Ein Film über die Verteidigung des eigenen Landes, das nicht immer das eigene ist. ECHTE SCHWEIZER stellt nicht immer einfache Fragen nach Heimatgefühlen und Identität. Der Film gibt Einblicke in die Kameradschaft im Dienst, aber auch in den Alltag seiner Figuren. Sie wirken nachdenklich und rundum sympathisch. Gibt es in der Schweizer Armee nur nette Leute?
Die Vorstellung von militärischen Betonköpfen sei veraltet, sagt Popadić und wirkt abwehrend. Ein‑, zweimal im Jahr lädt er seine Freunde zu sich nach Hause ein, Filmemacher und Armeeangehörige, ein paar Kisten Bier. Wenn sich die Kreise treffen, beobachtet er immer dasselbe: dass die Vorurteile gar nicht stimmen. ‚Die Militär-Leute sagen, die Regisseure seien ja gar nicht so verpeilt. Die Filmemacher sagen, die Militär-Leute hätten ja einen erstaunlich breiten Horizont.‘ Wobei die Schweizer Armee insofern Grenzen kennt, als sie zum Beispiel kein ‚ić‘ mit Akut auf dem c auf die Namensschilder drucken kann. Popadić hat beim Korps nachgefragt, das sei leider aus technischen Gründen nicht möglich. Der Offizier war erstaunt, dass er überhaupt eine Antwort erhielt. In solchen Momenten merkt man, wie viel ihm an der Schweiz liegt. Er malte den Akut dann selber auf.” (Pascal Blum, tagesanzeiger.ch)