FilmFestival Cottbus zu Gast
Sektion: Frauenrollen im Sozialismus und danach
Im Sozialismus galt die Frage der Gleichberechtigung als gelöst. Frauen in der DDR, Sowjetunion und anderen Ostblockstaaten wurden dazu ermutigt, eine Ausbildung zu machen und arbeiten zu gehen. Und hier kam auch der Film ins Spiel. Auf Bildschirmen und Leinwänden erstrahlte das Vorbild einer fleißigen Arbeiterin. Aber was verbirgt sich dahinter? Und wie hat sich das Frauenbild mit der Zeit verändert?
Das FilmFestival Cottbus (FFC) gastiert am 16.+22.11. im Krokodil und präsentiert zwei Programme aus der Sektion „Frauenrollen im Sozialismus und danach“, die das vielfältige Kaleidoskop der Frauenrollen nach 1945 und ihre Entwicklung bis heute erkundet. Kuratiert von Jana Riemann.
FRAUENROLLEN IM SOZIALISMUS UND DANACH wird unterstützt von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.
zum Film:
Blindfold (Iз зав‘язаними очима / Mit verbundenen Augen)
Ukraine 2020, 100 min, ukrainische Originalfassung mit engl. UT
Regie: Taras Dron
Yulia ist eine erfolgreiche Sportlerin, eine Mixed Martial Arts-Kämpferin. Als sie erfährt, dass ihr Freund im Krieg in der Ostukraine gefallen ist, verändert sich ihr Leben schlagartig. Die Öffentlichkeit erwartet von ihr, den Trauerschleier zu tragen und von nun an in der Rolle der Witwe eines Kriegshelden aufzutreten. Aber Yulia will ihr Leben und ihre Rolle selbst bestimmen. Im Film gibt es eine weitere spannende Frauenrolle: die Mutter des verschollenen Soldaten. Da seine Leiche nicht gefunden wird, gibt sie die Hoffnung, dass er noch am Leben ist, nicht auf. Beide Frauenfiguren werden einander gegenübergestellt: die eine möchte weiterleben, die andere hält an der Vergangenheit fest. Damit greift der Film klassische Frauenrollen der sozialistischen Kriegsfilme auf: die Mutter, die symbolisch für das Heimatland steht, und die Geliebte, die die friedliche moderne Gesellschaft repräsentiert. So erzählt BLINDFOLD nicht nur eine individuelle Geschichte, viel mehr ist der Film ein Kommentar auf die Auswirkungen des seit 2014 andauernden Krieges in der Ukraine auf das gesamte gesellschaftliche Gefüge. (Jana Riemann, FFC 22)