Polen 2022, 96 min, Polnisch | Englisch mit deutschen UT
Regie: Anna Kazejak
Auf der dänischen Insel Bornholm verbringen zwei Familien gemeinsam ihren traditionellen Kurzurlaub. An bester Strandlage werden die Camper abgestellt und ein Zelt für die drei Jungs aufgeschlagen – so weit, so gut. Doch ein Zwischenfall mit den Kindern bringt die Idylle aus dem Gleichgewicht: Was als unausgereifter Zwist beginnt, entwickelt sich allmählich zum handfesten Streit. Schon bald werden Tücken der Kindererziehung, Midlife-Krisen und Eheprobleme schonungslos offengelegt – und die ursprünglich erholsamen Ferien verwandeln sich in ein läuterndes Fegefeuer.
„Was immer man über den Urlaub sagen kann, an Bornholm hat es nicht gelegen.“ (filmforum.de)
„Von der Inhaltsangabe her ist der Beziehungs- und Freundschafts-Crash zwischen allen Beteiligten eine veritable Tragödie. Aber auf der formalen Ebene schlägt Regisseurin Anna Kazejak ganz andere Töne an. Die Vivaldi-ähnliche Musik von Jerzy Rogiewicz lässt die Vögel zwitschern, die sanft bewegte Kamera von Jakub Stolecki feiert das frühsommerlich flirrende Licht. Auf der visuellen und akustischen Ebene geht es nicht nur darum, dass das Tragische immer zugleich auch komisch ist. Sondern vor allem darum, dass die Filmemacherin und ihr Ko-Drehbuchautor Filip Kasperaszek ihren Charakteren einen Lernprozess zutrauen. Sie geben die Auseinandersetzung um ein gleichberechtigtes Miteinander der Geschlechter nicht verloren, allen Kommunikationsproblemen und überlebten Rollenbildern zum Trotz.
‘Eine Frau ist kein Auto‘, sagt Dawid einmal zu Hubert, als der im Suff über eine vermeintliche Parallele zwischen dem Wertverlust des Kaufobjektes und dem Spannungsverlust in einer Beziehung lamentiert. Treffender könnte man Huberts veraltetes, auf Verdrängung, Pragmatismus und ‘Boys Talk‘ setzendes Männerbild kaum beschreiben, das sich von den Ansprüchen einer neuen, auf Gleichberechtigung drängenden Frauengeneration bedroht sieht. Trotzdem besteht der tragikomische Charme von FUCKING BORNHOLM nicht in einer Haudrauf-Schuldzuweisung, sondern in der fein ausgetüftelten Balance zwischen den vier Erwachsenenrollen, von denen keine von vorherein verurteilt wird. Eher gleicht der filmische Ansatz einer Versuchsanordnung zwischen zwei Paaren, aus deren leicht distanzierter Betrachtung sich der Humor speist. Dabei wird man einer Frau auf dem Regiestuhl allerdings kaum verübeln wollen, dass sie sich gegen Ende auf Majas Seite stellt, die als Erste einen Ausweg aus der Sackgasse ihrer Ehe findet.” (Peter Gutting, kino-zeit.de)
„Sparsam setzt Kazejak Dialoge ein, lässt die Gesichter, insbesondere das der herausragenden Grochowska sprechen, mit orchestralen Streichern die Dramatik anschwellen, kontrastiert die zunehmende Anspannung mit der in sanftes Licht getauchten Landschaft Bornholms. Es ist ein explizit weiblicher Blick auf die zunehmende Unbeholfenheit der Männer und auf emotionale Verletzungen in Beziehungen, nicht aggressiv, sondern melancholisch, manchmal witzig und am Ende traurig-triumphal.“ (szene-hamburg.com)