In Sar­ma­ti­en

Deutsch­land 2013, 122 min, Deutsch | Litau­isch | Rumä­nisch | Rus­sisch mit deut­schen UT

Regie: Vol­ker Koepp Kame­ra: Tho­mas Plenert

Sar­ma­ti­en, anti­kes Reich zwi­schen Weich­sel, Wol­ga, Ost­see und Schwar­zem Meer, aber auch das Traum­land des Dich­ters Bob­row­ski, „in dem alle Völ­ker und Reli­gio­nen Platz fän­den, hät­te nicht die Geschich­te alles eins ums ande­re Mal umge­pflügt“. Einst die Mit­te Euro­pas, nun aus unse­rem Blick nahe­zu ver­schwun­den. Vol­ker Koepp besucht die Repu­blik Mol­dau, Weiß­russ­land, Litau­en und die Ukrai­ne, folgt den Gedich­ten Bob­row­skis und den gro­ßen Strö­men ent­lang bis zum Kuri­schen Haff. Immer wie­der kom­men Bil­der und Prot­ago­nis­ten aus frü­he­ren Fil­men dazu, wirkt die alte Zeit in die neue. Sehn­sucht, Wider­stand, Fort­ge­hen und Wie­der­kom­men: ein beweg­ter Blick auf Men­schen und Land­schaf­ten in einer Zwischenzeit.

Frü­he­re Fil­me wie „Grü­ße aus Sar­ma­ti­en“ (1972), „Kal­te Hei­mat“ (1994), „Herr Zwil­ling und Frau Zucker­mann“ (1998), „Kuri­sche Neh­rung“ (2001) und „Die­ses Jahr in Czer­no­witz“ (2003) bele­gen Vol­ker Koepps jah­re­lan­ge Ver­bun­den­heit mit Johan­nes Bob­row­skis poe­ti­schem Traum­land „Sar­ma­ti­en“. Immer wie­der ist der Doku­men­tar­fil­me­ma­cher dort­hin gefah­ren und die Beschrei­bun­gen des Dich­ters an der Rea­li­tät der dort leben­den Men­schen abge­gli­chen. „In Sar­ma­ti­en“ ist eine Wie­der­be­geg­nung mit den Men­schen und den Land­schaf­ten die­ser Fil­me, die aus­schnitts­wei­se in die neu­en Bil­der ein­mon­tiert sind. Koepp geht aber auch neu­en Spu­ren nach: zu den chas­si­di­schen Pil­gern nach Uman, ins mol­da­wi­sche Kischi­n­au oder in die weiß­rus­si­sche Memel­stadt Grod­no. Die Fra­gen sind über­all die glei­chen: Wie kann man dort leben und sich eine Zukunft vor­stel­len? Wel­che poli­ti­schen und öko­no­mi­schen Mög­lich­kei­ten haben die Jun­gen? Was bedeu­tet „Hei­mat“ für sie? Und was „Euro­pa“? In Bob­row­skis Gedich­ten ist Sar­ma­ti­en eine Hei­mat für alle. In Vol­ker Koepps neu­em Film blei­ben die Men­schen opti­mis­tisch, dass irgend­wann ein­mal die his­to­ri­schen, die kul­tu­rel­len, die natio­nal­staat­li­chen und die sprach­li­chen Gren­zen durch­läs­sig werden.

Das alles ist mehr als zehn Jah­re her. Wenig spä­ter begann Putins Krieg. Zeit, den Film neu zu sehen.