Jetzt ist die Zeit: Roma-Geschich­ten von Ver­skla­vung, Über­le­ben und Selbst­be­stim­mung | Kurzfilmprogramm

Was pas­siert, wenn eine Geschich­te aus­ge­löscht wird? Wenn Jahr­hun­der­te der Ver­skla­vung unbe­nannt blei­ben und die Wun­den, die sie hin­ter­las­sen haben, unter dem Man­tel des Schwei­gens begra­ben wer­den? In Rumä­ni­en ist die Ver­skla­vung von Roma – über einen Zeit­raum von mehr als 500 Jah­ren – bis heu­te kaum Teil des kol­lek­ti­ven Gedächt­nis­ses. Es gab kei­ne kul­tu­rel­le Auf­ar­bei­tung, kei­ne insti­tu­tio­nel­le Aus­ein­an­der­set­zung, kei­nen öffent­li­chen Dis­kurs. Doch die Zeit des Schwei­gens ist vor­bei. Die Zeit ist jetzt.

Unse­re geplan­te Ver­an­stal­tung zum Kurz­film­tag 2025 bringt das drän­gen­de The­ma der Roma-Ver­skla­vung und ihrer Aus­wir­kun­gen auf die rumä­ni­sche Gesell­schaft ins Licht der Öffent­lich­keit. Gleich­zei­tig eröff­net sie eine Dis­kus­si­on über den Kurz­film als Werk­zeug für Empower­ment, Wider­stand und Heilung.

Gezeigt wird ein kura­tier­tes Pro­gramm aus vier ein­drucks­vol­len Kurz­fil­men, die Roma- und rumä­ni­sche Per­spek­ti­ven über Zei­ten und For­men hin­weg erfahr­bar machen – von his­to­ri­schen Re-Insze­nie­run­gen und bei­ßen­der Sati­re bis hin zu inti­men Doku­men­ta­tio­nen und spe­ku­la­ti­ver ritu­el­ler Kunst.

  • Let­ter of For­gi­ve­ness (Ali­na Șer­ban, 15 Min.)
    Der ers­te Film über die Roma-Ver­skla­vung, geschrie­ben aus der Per­spek­ti­ve einer Rom­ni und zugleich das ers­te Werk, das von einer Rom­ni aus Rumä­ni­en insze­niert wur­de. Erzählt wird die Geschich­te der Skla­ve­rei aus der Sicht einer Mut­ter, die für die Frei­heit ihres Soh­nes kämpft.
  • The Life and Mira­cles of St. Nicode­mus of Tis­ma­na (Liviu Băr­bu­les­cu, 8 Min.)
    Ein tra­gi­ko­mi­scher Ani­ma­ti­ons­film im Stil ortho­do­xer Iko­nen, der als bis­si­ge Sati­re die his­to­ri­sche Rol­le der rumä­nisch-ortho­do­xen Kir­che bei der Ver­skla­vung von Roma thematisiert.
  • I Am Nicu (Ali­na Șer­ban, 16 Min.)
    Ein Tag im Leben von Nicu – ein jun­ger Mann, der sich mutig in den kom­ple­xen Schnitt­stel­len von Roma-Iden­ti­tät, Queer­ness und dem Leben als Pfle­ge­kind in Buka­rest bewegt.
  • The Future Is a Safe Place Hid­den in My Braids (Mihae­la Dră­gan, 18 Min.)
    Eine ritu­el­le, visu­ell ein­drucks­vol­le Rück­erobe­rung von Magie und Zukunft durch Roma-Frau­en – ein poe­ti­scher Ent­wurf eines befrei­ten Morgen.

Im Anschluss an das Scree­ning fin­det eine mode­rier­te Dis­kus­si­on mit den Film­schaf­fen­den Liviu Băr­bu­les­cu, Lisa Smith und Radu Sti­clea (ange­fragt) statt. Im Mit­tel­punkt steht die Fra­ge nach dem Poten­zi­al, den Stär­ken und den Gren­zen des Kurz­films als Mit­tel der Selbst­er­mäch­ti­gung und Selbstrepräsentation.