JFBB Jüdi­sches Film­fes­ti­val Ber­lin Bran­den­burg: JUNE ZERO

JFBB Sek­ti­on: WETT­BE­WERB SPIELFILM

Jake Palt­row, US/IL 2022, 105 min, Spiel­film
Sprach­fas­sung: Eng­lisch, Hebrä­isch
Unter­ti­tel: Deutsch
Dar­stel­ler­na­men: Noam Ova­dia, Tzahi Grad, Yoav Levi

Isra­el, Juni 1962. Die Hin­rich­tung des SS-Kriegs­ver­bre­chers Adolf Eich­mann steht bevor. Drei pri­va­te Schick­sa­le hin­ter einem geschichts­träch­ti­gen Ereig­nis, das für die ver­schie­de­nen Ein­wan­de­rer­grup­pen in Isra­el unter­schied­li­che Bedeu­tung hat: ein 13-jäh­ri­ger libysch-jüdi­scher Jun­ge, ein sephar­di­scher Wäch­ter und ein asch­ke­na­si­scher Schoah-Überlebender.

JUNE ZERO beleuch­tet die Hin­rich­tung Adolf Eich­manns aus einem Blick­win­kel, der es nicht immer in die Geschichts­bü­cher schafft, aber viel über die israe­li­sche Gesell­schaft in ihrer Viel­falt und ihren Wider­sprü­chen aus­sagt. Der Eich­mann-Pro­zess gilt als ein Wen­de­punkt in der israe­li­schen Geschich­te, als der Moment, in dem die Gesell­schaft anfing, sich mit den Trau­ma­ta der Sho­ah aus­ein­an­der­zu­set­zen, in dem der star­re Fokus auf den Staats­auf­bau etwas abebb­te. Doch bestand und besteht die israe­li­sche Gesell­schaft nicht nur aus Asch­ke­na­sim, Juden und Jüdin­nen euro­päi­scher Abstam­mung. Wel­che Bedeu­tung hat die­ses gro­ße Trau­ma der jüdi­schen Geschich­te für die Juden und Jüdin­nen nicht-euro­päi­scher Her­kunft?
Der Spiel­film von Jake Palt­row stellt drei pri­va­te, bei­spiel­haf­te Schick­sa­le hin­ter einem geschichts­träch­ti­gen Ereig­nis vor: Der 13-jäh­ri­ge David begeht gele­gent­lich klei­ne Dieb­stäh­le, und in der Schu­le wird er von sei­nem asch­ke­na­si­schen Leh­rer gemobbt, weil er ein sephar­di­scher Migrant aus Liby­en ist. Sein Auf­nah­me­land Isra­el befin­det sich im Aus­nah­me­zu­stand: Der Pro­zess gegen Adolf Eich­mann, den Archi­tek­ten der Mas­sen­ver­nich­tung der Juden und Jüdin­nen wäh­rend des Zwei­ten Welt­kriegs, neigt sich dem Ende zu und wird im gan­zen Land per Radio ver­folgt. Der marok­ka­ni­sche Jude Hay­im, einer der Wäch­ter Eich­manns, muss für die Sicher­heit des Ange­klag­ten sor­gen – und dar­auf ach­ten, dass kei­ner der ande­ren im Wach­per­so­nal Asch­ke­n­a­si ist, um Rache­ak­tio­nen vor­zu­beu­gen. Micha dage­gen hat die Ver­hö­run­gen Eich­manns mit aus­ge­führt. Er ist Über­le­ben­der der Scho­ah und berich­tet einer Tourist*innengruppe in Polen von sei­nen furcht­ba­ren Erfah­run­gen im Ghetto.

Text: Kira Taszman