JFBB Jüdi­sches Film­fes­ti­val Ber­lin Bran­den­burg: SHTTL

JFBB Sek­ti­on: WETT­BE­WERB SPIELFILM

Ady Wal­ter, UA/FR 2022, 109 min, Spiel­film
Sprach­fas­sung: Jid­disch
Unter­ti­tel: Eng­lisch und Deutsch
Dar­stel­ler­na­men: Mos­he Lobel, Antoi­ne Mil­let, Saul Rubi­nek, Anisia Stasevich


Men­de­le kehrt aus Kyjiw in sein gali­zi­sches Schtetl, in der heu­ti­gen Ukrai­ne, zurück, um eine
pri­va­te Sache zu erle­di­gen. Dort ahnt nie­mand, wel­che Kata­stro­phe sich gera­de anbahnt, in
die­sem Som­mer 1941, ein Tag vor der Nazi-Inva­si­on der UdSSR.

Ukrai­ne, 21. Juni 1941. Men­de­le ist in Kyjiw Film­re­gis­seur gewor­den, besucht nun aber sei­nen Hei­mat­ort, ein Schtetl in der Nähe des gali­zi­schen Sokal, das bis Sep­tem­ber 1939 zu Polen gehör­te und dann von der sta­li­nis­ti­schen Sowjet­uni­on annek­tiert wur­de. In dem Ört­chen, in dem jetzt sowje­ti­sche Offi­zie­re öffent­lich Pro­pa­gan­da betrei­ben und ortho­do­xe und welt­li­che Bewohner*innen sich wie immer befeh­den, neh­men ihm vie­le sei­nen Fort­gang übel, dar­un­ter auch der Rab­bi. Es sind nur noch weni­ge Stun­den bis zum Schab­bes, und bis dahin muss Men­de­le sei­nen Vater Shlo­ime besu­chen und sei­ne Ex-Braut Yuna sehen, die bald mit sei­nem Erz­ri­va­len Folye ver­hei­ra­tet wer­den soll. Der­weil lau­ern auf der ande­ren Sei­te des Flus­ses die deut­schen Pan­zer… Das meis­ter­li­che Debüt von Regis­seur Ady Wal­ter wur­de vor­nehm­lich in Schwarz­weiß und auf Jid­disch und Ukrai­nisch gedreht. Anschau­lich schil­dert es mit dem leb­haf­ten Schtetl eine ost­eu­ro­pä­isch-jüdi­sche Welt, die es heu­te nicht mehr gibt. Um die­se klaf­fen­de Lücke zu ver­deut­li­chen, nah­men die Fil­me­ma­cher das „E“ aus dem Film­ti­tel. Die ukrai­nisch-fran­zö­si­sche Kopro­duk­ti­on ließ in der Nähe von Kyjiw ein gan­zes Schtetl samt geseg­ne­ter und geweih­ter Syn­ago­ge erbau­en, das nach den Dreh­ar­bei­ten als Muse­um die­nen soll­te. Doch es wur­de – bit­te­re Iro­nie der Geschich­te – wäh­rend des rus­si­schen Über­falls auf die Ukrai­ne zerstört.

Text: Kira Taszman