JFBB Sektion: WETTBEWERB DOKUMENTARFILM
Margarita Linton, Yaniv Linton, IL 2022, 60 min, Dokumentarfilm
Sprachfassung: Hebräisch, Russisch
Untertitel: Englisch und Deutsch
Wie lässt sich Abwesenheit zeigen – oder gar filmen? Eine Tochter sucht den Kontakt zu ihrem Vater, einem bekannten Maler. Doch der vertröstet sie immer wieder. Berührender Film über eine verzweifelte Suche nach Nähe und die Frage nach familiärer Verantwortung.
Margarita Linton alias Rita, ist eine Filmemacherin, deren Kindheit und Jugend durch die Abwesenheit ihres Vaters geprägt war. Der aus Riga stammende Künstler emigrierte 1990 mit seiner Familie nach Israel, verließ sie aber bald darauf. Rita kennt ihren Vater kaum, will aber anlässlich einer Ausstellung seiner Selbstporträts wieder Kontakt zu ihm aufnehmen. Doch am Telefon vertröstet er sie stets und versetzt sie just an dem Tag, als sie sich endlich treffen wollten. Rita filmt die telefonischen Kontaktaufnahmeversuche und sucht in den Gemälden ihres Vaters nach Spuren von Gemeinsamkeiten, sein Desinteresse an ihr kränkt sie. Also ersetzt sie ihren Erzeuger durch einen Schauspieler und stellt ein Treffen nach. Diese Vorgehensweise hat überraschende Folgen für den Film als Ganzes. Was ist hier wahr, was inszeniert? Der so clevere wie berührende Film behandelt auf originelle Weise existenzielle Themen – Blutsbande, Zurückweisung, heile und dysfunktionale Familien… Außerdem hinterfragt er künstlerisches Schaffen: Sollte man einem Menschen alles verzeihen, nur, weil er ein begnadeter Künstler ist? Oder steht der nicht auch in der Verantwortung gegenüber den realen existierenden Menschen, die er in die Welt gesetzt hat?
Text: Kira Taszman