Man­che mögen’s falsch

Deutsch­land 2025, 90 min, Chi­ne­sisch mit deut­schen UT

Regie: Sta­nisław Mucha 

Was ist echt? Was ist falsch? Und wer ent­schei­det, was ein ORI­GI­NAL ist? In der Fäl­scher­stadt Dafen malen tau­sen­de Künst­ler Tag und Nacht die Meis­ter­wer­ke von van Gogh, Monet und Rem­brandt – Mil­lio­nen Bil­der jedes Jahr, die rund um die Welt ver­kauft wer­den. Sta­nis­law Mucha wirft einen humor­vol­len und schar­fen Blick auf Ori­gi­na­le, Kopien und den Wert der Kunst – ein fas­zi­nie­ren­der Doku­men­tar­film über Krea­ti­vi­tät im Zeit­al­ter der unbe­grenz­ten Reproduktion.

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„‘Was ist ein Ori­gi­nal?‘ Die­se schein­bar ein­fa­che Fra­ge stand am Anfang mei­nes Inter­es­ses für MAN­CHE MÖGEN’S FALSCH – und erwies sich als über­ra­schend kom­plex. In der west­li­chen Kunst­tra­di­ti­on gilt das Ori­gi­nal als ein­zig­ar­ti­ger Aus­druck indi­vi­du­el­ler Krea­ti­vi­tät, wäh­rend alles, was danach kommt – Kopie, Replik, Zitat – oft als min­der­wer­tig oder gar als Fäl­schung ange­se­hen wird. Aber ist die­se Unter­schei­dung heu­te noch halt­bar? Mei­ne fil­mi­sche Rei­se begann mit einer absur­den Sze­ne: Wäh­rend der Dreh­ar­bei­ten zu einem ganz ande­ren Film – über Pfand­lei­her in Deutsch­land – erschien ein rus­si­scher Kun­de mit einer angeb­li­chen Iko­ne von Andrej Rubljow.

Der Streit um die Echt­heit eska­lier­te ins Absur­de: Rönt­gen­ana­ly­sen, Gut­ach­ten, Zer­ti­fi­ka­te – bis das Bild ‚ver­se­hent­lich‘ durch zu lan­ger Bestrah­lung auf 7.000 Jah­re datiert wur­de. Das gro­tes­ke Spiel mit Wahr­heits­an­sprü­chen offen­bar­te, wie sehr unser Umgang mit Kunst von Kon­text, Zuschrei­bung und Glau­ben geprägt ist. Die­se Epi­so­de führ­te mich an den Ort, aus dem die Iko­ne tat­säch­lich stammt: Dafen, ein Stadt­teil von Shen­zhen, in dem täg­li­che Tau­sen­den von Repro­duk­tio­nen berühm­ter Gemäl­de ent­ste­hen. Van Gogh, Monet, Ver­meer, Klimt – mit gro­ßer Prä­zi­si­on gemalt von Men­schen, die manch­mal nicht ein­mal die Namen der Ori­gi­nal­künst­ler ken­nen. Die­se Bil­der zir­ku­lie­ren glo­bal, doch ihre Produzent*innen blei­ben meist unsicht­bar. Ihre Arbeit wird sel­ten als künst­le­ri­sche Leis­tung aner­kannt – obwohl sie genau das ist. In MAN­CHE MÖGEN’S FALSCH bli­cken wir neu­gie­rig und ohne mora­li­schen Zei­ge­fin­ger auf die­se Welt. Der Film will nicht urtei­len, son­dern Fra­gen stel­len: Ist ein Bild weni­ger wert, weil es tau­send­fach exis­tiert? Liegt in der Repro­duk­ti­on nicht auch eine Form von Krea­ti­vi­tät und Hand­werk? Und wor­in besteht heu­te die Aura eines Wer­kes – im Mate­ri­al, in der Geschich­te, im Kon­text oder ein­fach in unse­rer Vorstellung?

Im digi­ta­len Zeit­al­ter, in dem alles jeder­zeit kopier­bar ist – Musik, Bil­der, Tex­te -, gerät die Idee des ‚ech­ten Ori­gi­nals‘ ins Wan­ken. Gleich­zei­tig wächst die Sehn­sucht nach dem Authen­ti­schen. In Dafen tref­fen die­se Gegen­sät­ze auf­ein­an­der: indus­tri­el­le Kunst­pro­duk­ti­on und per­sön­li­che Hin­ga­be, glo­ba­ler Markt und indi­vi­du­el­le Bio­gra­fie. Fami­li­en leben zwi­schen Klas­si­kern der Moder­ne, Kin­der schla­fen unter ‚See­ro­sen‘ und ‚Ster­nen­näch­ten‘. Ate­lier, Wohn­zim­mer und Lager­raum fal­len oft zusam­men. Mich inter­es­siert, was pas­siert, wenn Kunst nicht aura­tisch ent­rückt ist, son­dern all­täg­lich, greif­bar, über­le­bens­not­wen­dig. MAN­CHE MÖGEN’S FALSCH ist auch eine Ein­la­dung, die gewohn­ten Kate­go­rien von ‚rich­tig‘ und ‚falsch‘, ‚Ori­gi­nal‘ und ‚Kopie‘ zu hin­ter­fra­gen – mit Offen­heit, Humor und einem Blick für die Wider­sprü­che dazwi­schen. Denn viel­leicht ist das Ori­gi­nal manch­mal ein­fach nur eine beson­ders gut erzähl­te Geschich­te.“ (Regie­kom­men­tar)