Rhi­no (Носоріг / Nashorn)

Ukrai­ne / Polen / Deutsch­land 2021, 101 min, Ukrai­nisch | Rus­sisch mit deut­schen UT

Regie: Oleh Sentsov

Ukrai­ne der 1990er Jah­re. Ein jun­ger Mann mit dem Spitz­na­men “Rhi­no” beginnt als ein­fa­cher Dieb und arbei­tet sich schnell in der kri­mi­nel­len Hier­ar­chie nach oben. Rhi­no hat bis­her nur Macht und Grau­sam­keit gekannt. Aber könn­te er, der nichts mehr zu ver­lie­ren hat, end­lich eine Chan­ce auf Erlö­sung finden?

“RHI­NO ist eine äußerst bemer­kens­wer­te meta­phy­si­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit jener ent­fes­sel­ten kri­mi­nel­len Ener­gie, die die Zeit des spä­ten Sozia­lis­mus und der Pere­stroi­ka-Jah­re präg­te (ein Film, den es noch zu ent­de­cken gilt!)“. (Bar­ba­ra Wurm, epd​-film​.de)

„Die Unge­wiss­heit ist zen­tra­les The­ma in Sent­sovs neu­em Film. Der Prot­ago­nist wird in sie hin­ein­ge­bo­ren. Die Uni­on der Sozia­lis­ti­schen Sowjet­re­pu­bli­ken geht ihrem Ende ent­ge­gen. Das ist auch in dem über­sicht­li­chen ukrai­ni­schen Häus­chen zu spü­ren, in dem die Haupt­fi­gur mit Mut­ter und zwei älte­ren Geschwis­tern auf­wächst. Als in Ber­lin schließ­lich die Mau­er fällt und sich der Eiser­ne Vor­hang öff­net, sind die Behör­den über­for­dert. Rechts­freie Räu­me tun sich auf, die ‚Rhi­no‘ bereit­wil­lig besetzt.

Der Spitz­na­me des Prot­ago­nis­ten rührt von einer dicken Beu­le her, die an das Horn eines Rhi­no­ze­ros­ses erin­nert. Zuge­zo­gen hat er sie sich auf sei­nem ille­ga­len Weg nach oben, der anfangs mit dem Kopf durch die Wand führt. Kind­heit und Jugend hat ‚Rhi­no‘ zu die­sem Zeit­punkt bereits hin­ter sich. Sent­sov han­delt sie in einer meis­ter­haf­ten Mon­ta­ge­se­quenz ab. Wäh­rend Bogu­mil God­fre­jóws Kame­ra durch die Zim­mer der beschei­de­nen Behau­sung glei­tet und Karo­li­na Macie­jew­s­ka mit unsicht­ba­ren Schnit­ten den Ein­druck erweckt, als sei alles in einer ein­zi­gen Ein­stel­lung gedreht wor­den, zie­hen die Jah­re vor den Augen des Kino­pu­bli­kums vor­über. (…) Am Ende der mehr­mi­nü­ti­gen Sequenz ist aus dem Jüngs­ten im Bun­de, einem anfangs schmäch­ti­gen Jun­gen, der von sei­nen Schul­ka­me­ra­den auf offe­ner Stra­ße ver­prü­gelt wird, ein durch­trai­nier­ter Erwach­se­ner gewor­den, der ande­re mit sei­nen Fäus­ten das Fürch­ten lehrt.“ (Falk Straub, kino​-zeit​.de)

“RHI­NO ist kein Film, in dem es haupt­säch­lich um Kri­mi­na­li­tät, Mord und Schie­ße­rei­en geht. Es ist ein Film über einen Mann, der die schwie­ri­ge Zeit in der Ukrai­ne in den 1990er Jah­ren durch­lebt hat und der nun eine inne­re Last trägt, die er zu bewäl­ti­gen ver­sucht.“ (Oleh Sent­sov)