Sayat nova / Die Far­be des Gra­nat­ap­fels / Նռանգույնը

Arme­ni­sche SSR 1969, 79 min, arme­ni­sche Ori­gi­nal­fas­sung mit deut­schen UT

Regie: Ser­gej Paradschanow

Der arme­ni­sche Lyri­ker Arat­h­in Saya­din arbei­te­te im 18. Jahr­hun­dert am Hof des Königs Hero­de II. Nach sei­nem Ver­stoß zog er als fah­ren­der Sän­ger durch die Lan­de, bis er ermor­det und zum Mär­ty­rer wur­de. Die unge­wöhn­li­che Film­bio­gra­fie des Sayat Nova besteht aus acht Kapi­teln, die sei­ne Lebens­sta­tio­nen mit Hil­fe von stark sur­rea­lis­ti­schen Tableaus dar­stel­len. Dar­in wird wenig gespro­chen, das meis­te an Wor­ten fin­det sich in den lyri­schen Zwi­schen­ti­teln: Vor­rang hat der visu­el­le Ausdruck.

Ser­gej Para­dscha­now zeigt in lie­be­voll-iro­ni­schen Tableaus Sta­tio­nen aus dem Leben des Poe­ten: das Auf­wach­sen inmit­ten von Büchern, die ers­te Lie­be, die Zeit am Hof. Dabei strebt er an, ins poe­ti­sche Uni­ver­sum des Dich­ters ein­zu­drin­gen, es gleich­sam mit sei­nem eige­nen zu ver­schmel­zen. Ulrich Gre­gor hat sei­ner­zeit geschrie­ben: „Der Reich­tum der opti­schen und akus­ti­schen Par­ti­tur, die sym­bo­li­schen Gestal­ten, die durch den gan­zen Film gehen, die Mon­ta­ge­über­gän­ge, die der asso­zia­ti­ven Bewe­gung des dich­te­ri­schen Gedan­kens die­nen, erschlie­ßen neue Mög­lich­kei­ten poe­ti­scher fil­mi­scher Aus­drucks­kraft.“ Ser­gej Para­dscha­nows Bil­der und Sayat Novas Poe­sie drin­gen tief in die christ­lich-ori­en­ta­li­sche Kul­tur Arme­ni­ens vor und sind sorg­sam und streng kom­po­niert. Ein ganz spe­zi­el­ler Augen­schmaus. (Tri­gon)

„Der Film von Ser­gej Para­dshanow ist ein Film der Super­la­ti­ve. 1969 in Arme­ni­en gedreht, ist er einer der schöns­ten und künst­le­risch ent­schie­dens­ten Fil­me, die in der Sowjet­uni­on ent­stan­den sind. Und er ist, fünf­zehn Jah­re spä­ter, für unse­re west­li­che Post­mo­der­ne ein ein­sa­mes und nicht annä­hernd erreich­tes Bei­spiel dafür, wie man mit Bil­dern und Geräu­schen etwas zei­gen kann, ohne dem Zwang der fort­lau­fen­den Erzäh­lung zu ver­fal­len. Ernst­haft und spie­le­risch zugleich – das heißt lust­voll und mit sub­ti­lem Ver­gnü­gen – lässt Para­dshanow die Welt des arme­ni­schen Dich­ters Arut­hin Saya­din ent­ste­hen: ein gegen­wär­ti­ges 18. Jahr­hun­dert, in rät­sel­haf­ten, poe­ti­schen, modern-sur­rea­lis­ti­schen, lie­be­voll-iro­ni­schen Bil­dern: Iko­ne, freund­schaft­lich belebt von einem Zeit­ge­nos­sen der Kunst des 20. Jahr­hun­derts.” (Diet­rich Kuhlbrodt)

„DIE FAR­BE DES GRA­NAT­AP­FELS von Para­dscha­now ist nach mei­ner Auf­fas­sung einer der bes­ten zeit­ge­nös­si­schen Fil­me, der mit Per­fek­ti­on und Schön­heit beein­druckt.“ (Michel­an­ge­lo Antonioni)