Deutschland/ Schweiz / Österreich 2023, 132 min, deutsch | tw. englisch mit dt. UT
Regie: Frauke Finsterwalder
Als die Gräfin auf Korfu ankommt, ist die Kaiserin schon da. Elisabeth von Österreich hat sich auf der griechischen Insel eingerichtet, um der Enge des Wiener Hofs und ihrer zunehmend abgekühlten Ehe zu Franz Joseph zu entfliehen. Und Irma, deren Familie dem alten ungarischen Adel entstammt, soll der rastlosen Kaiserin auf ihren endlosen Reisen treue Dienste leisten, weil ihre bisherige Hofdame nicht mehr Schritt halten kann. Es ist ein Glück für sie beide. Als die Frauen aufeinandertreffen, stimmt die Chemie sofort: Irma, die noch nie ein Interesse an Männern hatte, ist zutiefst fasziniert von der ungewöhnlichen Monarchin, und Elisabeth spürt schnell, dass ihre neue Gesellschafterin mehr als nur eine gehorsame Bedienstete ist. SISI & ICH erzählt, wie sich die beiden Frauen einander annähern, gegenseitig Vertrauen schenken und immer wieder auf die Probe stellen. Es ist die Geschichte einer Freundschaft, einer Liebe, auch eines Abschieds, denn der Film endet mit dem Attentat auf die Kaiserin am 10. September 1898 bei einem Spaziergang in Genf. (Pamela Jahn, indiekino.de)
„Frauke Finsterwalder lässt in ihrer wilden Neuinterpretation des viel erzählten Sisi-Mythos die zwei schauspielerischen Naturgewalten Susanne Wolff und Sandra Hüller aufeinander los und erlaubt ihnen, sich gegenseitig an die Wand zu spielen. In umwerfenden Kostümen von Tanja Hausner und zum Soundtrack von Nico, Portishead und Le Tigre entführt der Film in eine von Frauen dominierte Welt, zu der neben den queeren Zofen nur der schwule Erzherzog Viktor Zugang hat.“ (berlinale.de)
„Früher war definitiv weniger Sisi. In historischer Zeitlupe ließ sich verfolgen, wie Romy Schneider über die Jahre die Mythologie dekonstruierte, die sie so unglücklich mit der ‚Sissi‘-Trilogie der Fünfzigerjahre verbunden hatte. Es wurde ein bisschen geforscht und gefilmt über die Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn, es wurden Seitenstränge verfolgt, es gab eine Satire und eine Zeichentrickserie, bevor dann ohne Grund und Not Serien, Filme und Bücher über uns hereinbrachen. (…) Diese Sisi-Welle wirkt wie eine ironische Fußnote. Das Bild der Kaiserin, die so sehr versuchte, ihr Image zu kontrollieren, wird von den Überschreibungen, Revisionen und fiktionalen Ausdeutungen ereilt. Ungerecht ist diese Überproduktion, weil sie womöglich zu viel Aufmerksamkeit ablenkt von einem originellen Blick. Frauke Finsterwalders SISI UND ICH gehört ohne Zweifel zu den lohnenden Sisi-Etüden. (…) Frauke Finsterwalders Film kann man ‚feministisch‘ nennen, wenn das helfen sollte. Es geht vor allem um eine Beziehung zwischen zwei Frauen, um Zuwendung, Zuneigung, Asymmetrie in der Liebe, aber auch um Macht. (…)
Wer sich mit all den neuen Sisis gelangweilt hat, sollte diese kennenlernen: Sie ist die lebendigste, was an dem fabelhaften Duett von Hüller und Wolff liegt, aber auch an dem empathischen Blick von Frauke Finsterwalder, die bei Sofia Coppolas MARIE ANTOINETTE zudem gelernt hat, dass auch in einem historischen Film manchmal Pop, in diesem Fall etwa Portishead oder Nico, zwingender ist als die Musik der jeweiligen Zeit. Romy Schneider hätte diese Sisi vermutlich gefallen.“ (Peter Körte, F.A.S. 26.03.23)