Smo­ke Sau­na Sisterhood

Est­land, Frank­reich, Island 2023, 89 min, Est­nisch | Seto | Võro mit deut­schen UT

Regie: Anna Hints

In einer Hüt­te tief im schnee­be­deck­ten Wald tref­fen sich Frau­en zum gemein­sa­men Sau­nie­ren. Mit den Hül­len fal­len Tabus. Sanf­te Stim­men flüs­tern unaus­ge­spro­che­ne Ängs­te und leid­vol­le Erkennt­nis­se in das schüt­zen­de Dun­kel der damp­fer­füll­ten Sau­na. Auf­ge­fan­gen vom lei­sen Zuhö­ren ihrer Gefähr­tin­nen berich­ten die Frau­en von ers­ten Lieb­schaf­ten, aber auch von sexu­el­len Über­grif­fen und uner­träg­li­chen Geburts­schmer­zen. Die­ses trans­for­ma­ti­ve Ritu­al beglei­tet Fil­me­ma­che­rin Anna Hints in SMO­KE SAU­NA SIS­TER­HOOD. Der in sei­ner Inti­mi­tät fast mys­ti­sche Doku­men­tar­film zeigt Frau­en nicht, wie sie sind, son­dern in ihrem Wer­den, erzählt von jenen Ver­än­de­run­gen, die sich in das Leben und den Kör­per einer Frau ein­schrei­ben. Dank tie­fer Empa­thie und Mensch­lich­keit gelingt ein unge­schön­ter und den­noch immer extrem fokus­sier­ter Blick ins Inne­re der Rauch­sau­nen – einer Tra­di­ti­on, die von der UNESCO zum imma­te­ri­el­len Kul­tur­er­be der Mensch­heit erklärt wur­de. Mit authen­ti­scher Stim­me ver­webt der Film weib­li­che Schmerz- und Lebens­er­fah­rung mit einer Schutz­schicht aus Mate­ria­li­en der Natur: Holz, Hit­ze und Bir­ken­zwei­ge sind die Koor­di­na­ten in die­sem archa­isch-zau­ber­haf­ten Film, der genie­ße­risch dabei zuschaut, wie Gemein­schaft ent­ste­hen kann, solan­ge nur ein gemein­sa­mer Raum zur Ver­fü­gung steht. SMO­KE SAU­NA SIS­TER­HOOD erin­nert in sei­ner Optik an klas­si­sche Ver­meer- oder Rem­brandt- Gemäl­de und macht die hei­len­de Wir­kung femi­ni­ner Soli­da­ri­tät spür­bar. Auf dem Sundance Film Fes­ti­val wur­de Anna Hints mit dem Preis für die Bes­te Regie in der Rei­he World Cine­ma Docu­men­ta­ry ausgezeichnet.

„In der Rauch­sau­na laden sich archa­isch-mys­ti­sche Rei­ni­gungs­ri­tua­le auf mit soli­da­ri­scher femi­nis­ti­scher Ener­gie, die sich am Ende Bahn bricht mit dem buch­stäb­li­chen Her­aus-Schrei­en des Schmer­zes und der Angst.“ (Bar­ba­ra Krons­foth, Vien­na­le 23)