Son­nen­sys­tem

Deutsch­land 2011, 100 min, ohne Dialog

ein stil­ler, mäch­ti­ger Doku­men­tar­film – her­aus­ra­gend (TIP Maga­zin)

Regie: Tho­mas Heise 

SON­NEN­SYS­TEM erzählt vom All­tag der indi­ge­nen Gemein­schaft der Kol­las von Tin­ku­na­ku in den Ber­gen Nord­ar­gen­ti­ni­ens. Er erzählt von Ramo­na und Vivia­no im hoch gele­ge­nen San­ta Cruz und Blan­qui­to im Tal, je nach der Jah­res­zeit; und vom taub­stum­men For­tu­n­a­to und von Luis Fami­lie, und von Soto dem Hir­ten, von Ceci­lia und Ber­nar­do, des­sen Trak­tor sich über­schlug, und von Gui­do dem Kind, das den Men­schen aus dem Lehm ritzt, von Gott und vom Fasching den alle fei­ern, und von den flie­ßen­den Was­sern. Der Film zeigt Begeg­nung ohne Kennt­nis der Spra­che des andern. Eine Erzäh­lung ohne Wor­te vom Ken­nen ler­nen und ein­an­der Sehen. Und vom All­tag des Ver­schwin­dens eines indi­ge­nen Vol­kes. Dies irae.

„Der star­ke Herbst­re­gen ist es dann auch, der die Men­schen dazu zwingt ihr Dorf zu ver­las­sen. Im Film sind das die letz­ten zehn Minu­ten. Sie sind wie ein Schlag ins Gesicht: Eine Bus­fahrt, die Kame­ra blickt dabei aus dem Fens­ter. Kein Schnitt, kei­ne Blen­de, nur eine äußerst ato­na­le Arie ertönt aus dem Off. Und so wie er ange­fan­gen hat, endet der Film. Doch dies­mal sind es kei­ne unschul­di­gen Natur­auf­nah­men. Die Fahrt vom Land in die Slums einer gro­ßen Indus­trie­stadt ist ein wüten­der Schrei gegen eine fal­sche und künst­li­che Lebens­form. Dräh­te, Bara­cken, Müll  – SON­NEN­SYS­TEM ist am Ende ein schmerz­haf­tes Requi­em auf den Ver­lust eines har­mo­ni­schen Lebens, Kri­tik an der kul­tur­ver­ach­ten­den Sei­te der Moder­ne und damit ein ein­drück­li­cher Film über eine Ver­trei­bung aus dem Para­dies.“ (Patrick Wel­lin­ski, kino​-zeit​.de)