Tas­ten­ar­bei­ter – Alex­an­der von Schlippenbach

Deutsch­land 2023, 106 min, deut­sche Originalfassung

Regie: Til­man Urbach

Er ist einer der Urvä­ter des euro­päi­schen Free Jazz: Seit Jahr­zehn­ten geht Alex­an­der von Schlip­pen­bach sei­nen eige­nen Weg, spielt Kla­vier, kom­po­niert, lei­tet Bands. TAS­TEN­AR­BEI­TER – ALEX­AN­DER VON SCHLIP­PEN­BACH zeich­net nun ein sehr per­sön­li­ches Por­trät, zeigt bio­gra­fi­sche Brü­che, aber auch Auf­brü­che. Er rekon­stru­iert Schlip­pen­bachs Weg ins Musi­ker­kol­lek­tiv der heu­te legen­dä­ren „Free Music Pro­duc­tion“ (FMP), für die der Free Jazz Ent­gren­zung bedeu­te­te – nicht nur vom musi­ka­li­schen, son­dern auch vom poli­ti­schen Estab­lish­ment. Free Jazz, so macht der Film deut­lich, galt für vie­le als musi­ka­li­sche Umset­zung der 68er-Bewe­gung. Ein klin­gen­des Demo­kra­tie­mo­dell, in der alle Stim­men gleich­be­rech­tigt neben­ein­an­der­ste­hen – ein Prin­zip, das Schlip­pen­bach mit sei­nem Glo­be Unity Orches­tra auf die Spit­ze trieb, auch wenn er sich stets als Musi­ker und kei­nes­wegs als poli­ti­schen Akti­vis­ten gese­hen hat.

Im Film trifft der Pia­nist alte Weg­ge­fähr­ten wie den Trom­pe­ter Man­fred Schoof. In Dres­den jammt Schlip­pen­bach mit dem Per­kus­sio­nis­ten Gün­ter „Baby“ Som­mer und spricht mit ihm über die gemein­sa­men Kon­zer­te in der DDR, wo die Free-Jazz-Musiker:innen wie Pop­stars gefei­ert wur­den. Die Kame­ra beglei­tet Alex­an­der von Schlip­pen­bach auch nach Hau­se, wo er mit sei­ner Frau, der Jazz­pia­nis­tin Aki Taka­se, eine außer­ge­wöhn­li­che Lebens- und Arbeits­part­ner­schaft lebt. Ein Ein­blick, der ein­mal mehr zeigt, dass Free Jazz vor allem eins ist: ein unbe­ding­ter Aus­druck von Radi­ka­li­tät, Indi­vi­dua­li­tät und Frei­heit. Aus die­sem Geist her­aus bleibt Musik für Schlip­pen­bach Hal­tung und State­ment – und zwar bis heute.