Tech­nik des Glücks

Deutsch­land 2003, 68 min, deutsch | eng­lisch mit deut­schen UT

Regie: Ste­fan Kol­be, Chris Wright

Frü­her gab es das Kraft­werk Zschor­ne­witz. Tau­sen­de mach­ten hier aus Koh­le Strom. Mit der DDR ver­schwand das Kraft­werk und mit ihm die Arbeit. Es blie­ben die Ama­teur­fil­me der Kraft­wer­ker. Gefilm­te volks­ei­ge­ne Erfah­rung. Im Dia­log mit die­sem Mate­ri­al ent­steht eine Visi­on aus­ge­lösch­ter Ver­gan­gen­heit und feh­len­der Zukunft. Das klei­ne­re pri­va­te Glück neben dem gro­ßen, nicht ein­ge­lös­ten Versprechen.

“Ein jun­ger Mann aus Man­ches­ter kommt zur Jahr­tau­send­wen­de in die ost­deut­sche
Indus­trie­pro­vinz. Er sucht nach dem, was hier schon sein Groß­va­ter im Krieg such­te und
nicht fand. Auch er fin­det es nicht, dafür aber das kol­lek­ti­ve Abbild der Ver­gan­gen­heit und
Gegen­wart auf Schmal­film und Video­bän­dern – gefilm­te volks­ei­ge­ne Erfah­rung. Er bleibt am
Ort und wird Weih­nach­ten nicht zuhau­se in Eng­land sein.
Was als Film wie ein Brief­ro­man anfängt, ist die Geschich­te von der Geschich­te des
Kraft­wer­kes Zschor­ne­witz, des einst­mals größ­ten Koh­le­kraft­wer­kes der Welt. Als es noch da
war, fiel es kei­nem im Ort auf. Es war selbst­ver­ständ­li­cher Mit­tel­punkt des Lebens. Es war
Hei­mat. Tau­sen­de mach­ten hier aus Koh­le Strom. Das Werk und die Men­schen, die
Men­schen und das Werk. Die Zeit blieb ste­hen. Doch mit dem Zusam­men­bruch der DDR und
der Ein­füh­rung der Markt­wirt­schaft ver­schwand die Arbeit. Man wur­de nicht mehr gebraucht.
Auch die alten Auf­nah­men der fil­men­den Kraft­wer­ker wur­den Abfall und lan­de­ten im Kel­ler,
gela­gert als kon­ser­vier­ter Müll.
Was bleibt. Der Ofen war aus. Die Wär­me ist weg. Das Kraft­werk wur­de gesprengt. Das Ende
einer Epo­che. Das Leben geht wei­ter. Es ist die Kun­de von einem ver­lo­re­nen Land, jen­seits
der Agi­ta­ti­on. Bil­der aus der Pro­duk­ti­on. Unver­stellt zeich­nen die Ama­teu­re mit deut­scher
Lie­be zum Detail ihren All­tag. Es wird mit Koh­le geheizt. Der Schorn­stein raucht. Alles war
Arbeit. Die Welt wür­de gerech­ter sein und ihre Ord­nung haben. Nie­mand soll­te mehr und
kei­ner weni­ger haben.
Es ist die Beschrei­bung einer beson­de­ren Men­ta­li­tät. Men­schen in ihrer Sehn­sucht nach
Gebor­gen­heit in der Gemein­schaft. Das klei­ne­re pri­va­te Glück neben dem gro­ßen, nicht
ein­ge­lös­ten Ver­spre­chen. Der lang­sa­me Lauf der Din­ge. Es ging alles sei­nen sozia­lis­ti­schen
Gang. Das schö­ne Mär­chen von Fort­schritt, Glück und Glau­ben.
Im Dia­log mit dem Mate­ri­al der fil­men­den Kraft­wer­ker ent­steht eine Visi­on von aus­ge­lösch­ter
Ver­gan­gen­heit und feh­len­der Zukunft. Eine Bestands­auf­nah­me über Hoff­nung und Ver­lust.
Mit der Wie­der­erwe­ckung der magi­schen Momen­te, jener pro­le­ta­ri­schen Kul­tur, arbei­tet der
Film asso­zia­tiv ver­dich­tend mit Lücken, Brü­chen und Sprün­gen. Wie hat es sich eigent­lich
zuge­tra­gen? Eine Archäo­lo­gie des Lebens dort, damals und eben noch.
TECH­NIK DES GLÜCKS berich­tet uns von dem Traum, den man zusam­men träu­men woll­te.
Wir fin­den, er ver­dient es, im hier und heu­te nach­er­zählt zu wer­den.” (Mar­tin Otting)