Deutschland/ Rumänien 2022, 93 min, deutsch | tw. polnisch mit dt. UT
Regie: Natalia Sinelnikova
Das Hochhaus am Waldrand ist bekannt für seine sorgfältig ausgewählte Hausgemeinschaft. Als ein Hund verschwindet und ihre Tochter sich weigert, das Bad zu verlassen, stellt sich die Sicherheitsbeauftragte Anna einem Wettkampf gegen die zunehmend absurdere Angst, die sich unter den Bewohner*innen ausbreitet. Die Utopie mit Waldblick gerät schleichend aus den Fugen.
„WIR KÖNNTEN GENAUSO GUT TOT SEIN entwirft im Mikrokosmos des ‚Phoebushauses‘ eine dystopische Gesellschaft, die im Namen der Sicherheit und getrieben von Angst immer repressivere Züge annimmt. Die Kraft dieser Dystopie hängt damit zusammen, dass Sinelnikova die Gesellschaft des Hauses nicht als ‚das Andere‘ zeigt. Die Bilder, die sie gemeinsam mit Kameramann Jan Mayntz entwickelt hat, sind nüchtern und alltäglich und tragen darin zur bedrückenden Atmosphäre bei. Mayntz’ Kameraarbeit für den Film wurde auf dem Filmfestival in Tribeca ausgezeichnet. (…)
Der Film verbindet zwei Trends. Zum einen reiht er sich ein in ein wiederbelebtes deutsches Genrekino, das sich mit Namen wie Till Kleinert, Linus de Paolis und Christian Alvart verbindet. Zum anderen passt der Film zur gegenwärtigen Vorliebe für mediale Dystopien. In Europa sind dies seit einiger Zeit vor allem Filme und Serien aus Skandinavien. (…)
Die dystopische Gesellschaft in WIR KÖNNTEN GENAUSO GUT TOT SEIN ist deutlich näher an der Realität als in den meisten dieser Beispiele. Mit ihnen zusammen steht der Film für das Ende der Verheißung einer besseren Zukunft und für eine Gegenwart, die in verschiedenster Weise zu kippen droht. Als WIR KÖNNTEN GENAUSO GUT TOT SEIN Anfang des Jahres die Perspektive Deutsches Kino auf der Berlinale eröffnete, fand der Film große Aufmerksamkeit. Und in der Tat: Selten hat ein deutscher Spielfilm in den letzten Jahren Humor, Gesellschaftsanalyse und Stilsicherheit so ausbalanciert wie dieser. WIR KÖNNTEN GENAUSO GUT TOT SEIN vertraut auf die Stärke seiner Bilder, die Dialoge sind frei von jeder Geschwätzigkeit, die Besetzung überrascht bis in die Nebenrollen positiv. Natalia Sinelnikovas Abschlussfilm an der Filmuniversität Babelsberg ist ein Ausnahmefilm.” (Fabian Tietke, TAZ 29.09.22)