Deutschland 2023, 104 min, deutsche Originalfassung
Regie: Christian Johannes Koch, Jonas Matauschek
„Keine Ahnung, wie mein Leben mit einem anderen Beruf verlaufen wäre. Aber mittlerweile ist der Bergbau ein Teil von mir.“ Trans* Frau Martina ist die einzige Frau, die je in Deutschland im Steinkohlebergbau gearbeitet hat. Nun arbeitet sie im Salzbergbau. Ihre früheren Kumpel fahren zur letzten Schicht hinunter in den dunklen Stollen. Ein letztes Mal vom Kohlestaub geschwärzte Gesichter, dann Abschied von Kollegen, die Freunde geworden sind. Die Zukunft bedeutet Neuorientierung, in neuen Berufen, neuen Hobbys. „Locke“ reist mit seinem besten Freund „Langer“ im Wohnmobil nach Frankreich, sie suchen das Meer. Eine atemberaubend schön gefilmte, dokumentarische Erzählung über die Vergangenheit unter Tage und den Beginn vom Rest des Lebens.
“In der Ruhrpott-Kohlezeche gibt es das Gruppen-Abschiedsfoto, die Abschiedsrede, kleine Geschenke werden unter Kumpels ausgetauscht. Und dann beginnt die neue Zeit, in der man durchschlafen könnte, weil die Schicht nicht ruft, und es doch nicht kann. Nun entfaltet der Film eine neue Intensität und kommt den Protagonisten ganz nahe. (…)
In diesen Beobachtungen gewinnt der Film Tiefe und berührt. Die Protagonisten sprechen reflektiert und abwägend über den Bruch in ihrer Biografie, bemühen sich, nach vorne zu schauen, ohne sich zu verleugnen. Dem Film geht es allein um diese persönliche Ebene. Die gesellschaftliche Aufgabe des Strukturwandels blendet er aus. Aber die fünf Porträts, die sich gemeinsam zu einem schönen Andenken an das Selbstverständnis der Bergbaukumpel formen, machen Mut. Denn Menschen können auch später im Leben neue Wege beschreiten, neue Interessen entdecken. Die Politik sollte sich ein Beispiel daran nehmen und den Strukturwandel in jenen Gebieten, in denen der Kohleausstieg noch bevorsteht, beherzter und ideenreicher anpacken.” (Bianka Piringer, kino-zeit.de)