Ukrainische SSR 1964, 97 min, ukrainische Originalfassung mit deutschen UT
Regie: Sergej Paradschanow
Der Film basiert auf einer 1912 veröffentlichten gleichnamigen Novelle des ukrainischen Schriftstellers Michail Kocjubinskij, der eine legendenhafte Romeo- und Julia-Geschichte im Milieu der Huzulen (Ruthenen) ansiedelt, die als Bergbauern und Schafzüchter in der Karpato-Ukraine leben. Die Liebe von Ivanko Paličuk und Marička Hutenjuk, die sich seit frühester Kindheit kennen, scheitert an der unversöhnlichen Feindschaft ihrer beiden Familien: Maričkas Vater hat den Vater ihres Geliebten Ivanko getötet. Das schildert der Film nicht mit psychologisch-realistischer Erzähllogik, sondern mit assoziativen halluzinatorischen Bild- und Ton-Stilisierungen, die das Reale immer wieder ins Traumhafte entgrenzen. Eine wichtige Rolle spielt dabei die fremde Welt der Kostüme und Riten der Huzulen, in deren Authentizität Paradžanov auch eigene Phantasien einbringt. Dabei arbeitet er mit einer Verkettung einzelner „Novellen“: „Ivan und Marička“ lässt den schon über der Kindheit des Paares liegenden Schatten spüren, den „Polonina“ dann musikalisch aufgreift. „Einsamkeit“ zeigt den verzweifelt in der Fremde umherirrenden Ivan. Für „Ivan und Palanga“ inszenierte Paradžanov ein mystisches Hochzeitsritual aus dem Geist huzulischer Folklore. (goEast)
„SCHATTEN VERGESSENER AHNEN war ein furioser Kraftausbruch, ein Überwältigungsschlag, wie ihn vom biederen Sowjetkino niemand erwartet hätte. Paradschanow erzählt ein archaisches Liebes‑, Blutrache- und Todesbesessenheits-Drama voll Dämonie und Magie, das unter dem karpatischen Bergbauernvolk der Huzulen spielt; er erzählt das teils in schreckstarren Tableaus, teils mit jagender, wirbelnder, delirierender Kamera, fast ohne Dialog, getragen durch die bizarre Musik von Maultrommeln, Alphörnern, Dudelsäcken und Chorgesang – und das alles ballt sich zu einer Vision von fremdartig-flammender Wucht.“ (Urs Jenny, Der Spiegel 26.06.1988)