Deutschland 2024, 84 min, Albanisch mit deutschen UT
Regie: Kristine Nrecaj & Birthe Templin
WO/MEN erzählt die Geschichte von sechs Burrneshas, die sich aus unterschiedlichen Gründen entschlossen haben, die soziale Rolle von Männern zu übernehmen. Sie haben dies getan, um patriarchalische Strukturen zu umgehen, um frauenfeindlichen Übergriffen zu entgehen, um die Familie wirtschaftlich zu unterstützen, um eine Zwangsehe zu vermeiden und um frei zu sein. Unsere Protagonistinnen lassen uns an ihrem Leben und ihrer persönlichen Reise teilhaben. Sie sprechen über Freiheit und Unterdrückung und darüber, wie sie die Geschlechterschranken durchbrechen, indem sie entscheiden, wie sie leben wollen und dass sie leben wollen.
“Die Zahl der heute noch in Albanien und angrenzenden Balkanländern lebenden Burrneshas dürfte überschaubar sein. Die Zeiten, in denen Mädchen mit 16 Jahren zwangsverheiratet wurden und die Menschen das Gesetzbuch Kanun befolgten, das alle sozialen Regeln bis hin zur Blutrache auflistet, scheinen überwunden zu sein. Aber eine Frau, die sich heute für ein Singledasein entscheide, sei noch nicht gleich eine Burrnesha, erklärt Gjystina ihrer Nichte. Hierzulande sind die ‚eingeschworenen Jungfrauen‘, wie Burrneshas laut Wikipedia auch bezeichnet werden, nahezu unbekannt. (…) Die Filmemacherinnen fragen die Burrneshas, was sie über die Liebe denken, ohne das Thema Sexualität explizit zu benennen. Die Antwort kommt immer prompt: Burrneshas haben kein Interesse an Sex, fühlen sich aber in männlicher Gesellschaft wohl. Die Filmemacherinnen vermeiden Nachfragen zur sexuellen Enthaltsamkeit, geben sich mit vagen Hinweisen zu einem im Keim erstickten Kinderwunsch hier, einer unerfüllten Liebessehnsucht dort zufrieden. So respektieren sie zweifellos das soziale Tabu, dem sich die Burrneshas selbst mit ihrem Schwur verpflichtet fühlen. Gegen Ende des Films besucht Diana ein modernes Theaterstück über Femizide. An dieser Stelle wird deutlich, dass es für viele Frauen auch heute nicht so selbstverständlich ist wie für erklärte Burrneshas, unbehelligt von männlichen Besitzansprüchen zu leben.“ (Bianka Piringer, kino-zeit.de)
China 2024, 111 min, Mandarin mit deutschen UT
Regie: Jia Zhang-Ke
Fragmentarisches Langzeitporträt eines Chinas im Wandel. In seinem neuesten Werk blickt Meisterregisseur Jia Zhang-Ke zurück auf sein mehr als zwei Jahrzehnte andauerndes künstlerisches Schaffen. Aus Szenen früherer Filme sowie neu gedrehtem Material erstellt er eine Collage um eine Frau, die zwanzig Jahre lang nach einer spurlos verschwundenen Liebe sucht. Dabei wird sie zum Spiegel einer sich verändernden Gesellschaft – von 2001 bis heute.
„Mit seiner unvergleichlichen Fähigkeit, die komplexe soziale und kulturelle Landschaft Chinas einzufangen, präsentiert er uns einen nahezu dialoglosen Film, der seinen Figuren einfach frei und lose durch die gewaltige Landschaft Chinas folgt. Das Ergebnis ist ein faszinierendes Puzzle aus Geschichten und Emotionen sowie ein suggestives Stimmungsbild der raschen Modernisierung der Volksrepublik. Jia Zhangke kombiniert alltägliche Szenen mit poetischen Bildern des Dreischluchtenstaudamms, die er selbst vor vielen Jahren gemacht hat. CAUGHT BY THE TIDES ist damit auch ein Found-Footage-Film, dessen eigentliches Thema der Fluss der Zeit ist. So verbinden sich Geschichte und Geschichten zu einer eindringlichen Metapher auf den kollektiven Ausdruck von Hoffnung und Trauer in einem sich wandelnden China.“ (14films.de)
„Mit CAUGHT BY THE TIDES erweist sich Jia Zhang-ke abermals als einer der avanciertesten und vielschichtigsten Erzähler des chinesischen Kinos. Seine hier so fragmentarische Erzählweise bezieht sich ganz vielfältig auf seine eigenen früheren Filme (…) und zeichnet zugleich mit so beiläufig wirkenden wie präzisen Strichen ein Panorama der chinesischen Gesellschaft im Wandel, mit deutlich kritischem Ton, doch nur selten plakativ, bis er in der Zeit der Covid-Pandemie ankommt. Hier findet die unglückselige Liebe zwischen den inzwischen deutlich gealterten Qiao und Bin einen wunderbar pointierten, befreienden Schlusspunkt. Wie geschickt der Regisseur mit seinem Material ‚jongliert‘, wie treffend er historische Marker setzt und wie er aus scheinbar banalen Situationen – etwa der Begegnung Qiaos mit einem sprechenden Dienstleistungsroboter im Supermarkt – dichte Miniaturen erschafft, entwickelt eine Poesie, die das Vergehen der Zeit und auch die Beobachtung ihres Vergehens zum eigentlichen, tiefgründigen Thema des Films macht.“ (P. Seyboth, epd-film.de)
Russisch | Englisch | Schwedisch mit deutschen UT
Regie: Alexandros Avranas
Sergei und Natalia sind mit ihren zwei Töchtern von Russland nach Schweden geflohen und hoffen auf politisches Asyl. Katja, die jüngere Tochter, könnte als einzige die Misshandlungen bezeugen, denen der Vater ausgeliefert war. Doch die Eltern wollen ihr die Anhörungen bei der Migrationsbehörde nicht zumuten. Als der Asylantrag abgelehnt wird, fällt Katja ins Koma. Sergei und Natalia versuchen alles, um ihre Tochter wieder ins Leben zurückzuholen. Und suchen gleichzeitig nach einem Weg, um doch noch in Schweden bleiben zu können. (Filmfest Hamburg 2024)
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„QUIET LIFE ist ein ruhiger Film und ein stiller Aufschrei, großartig inszeniert und beeindruckend gespielt. Am Ende mag die Menschlichkeit siegen, doch hier ist sie hart und leidvoll errungen.“ (Britta Schmeis, epd-film.de)
„Diesmal ist es nicht die Spindel der bösen Hexe, sondern die unbarmherzige Bürokratie, die ein junges Mädchen in einen Dornröschenschlaf versetzt. Der Film QUIET LIFE erzählt die Geschichte einer russischen Flüchtlingsfamilie, die sich in Schweden um ihre Aufenthaltserlaubnis bemüht. In seinem distanziert-kühlen Drama zeichnet der griechische Regisseur Alexandros Avranas ein eindrucksvolles Bild des schwedischen Migrationssystems und beleuchtet dabei insbesondere das sogenannte Resignationssyndrom, das erstmals in den Neunzigerjahren dokumentiert wurde. Betroffen sind vor allem psychisch traumatisierte Kinder aus osteuropäischen Ländern, die als Reaktion auf die Belastungen des Migrationsprozesses in einen komatösen Zustand verfallen. Ihre Genesung kann Monate oder gar Jahre dauern und soll überhaupt nur möglich sein, wenn das Gefühl von Sicherheit innerhalb der Familie wiederhergestellt wird. Doch wie soll dies gelingen, wenn eine Abschiebung droht? Mit einer entrückten Atmosphäre und einem überzeugenden Ensemble fängt QUIET LIFE das verzweifelte Streben nach Normalität, Hoffnung und einem sicheren Leben ein.“ (Ulf Lepelmeier, filmstarts.de)
„Es ist unwahrscheinlich, dass QUIET LIFE in Russland gezeigt wird. Tschulpan Chamatowa verließ das Land nach Februar 2022. Sie lebt jetzt in Lettland und wurde in Russland wiederholt für ihre Äußerungen über Russland und den russisch-ukrainischen Konflikt kritisiert. Grigori Dobrygin, der bei der Berlinale den Silbernen Bären für seine Rolle in HOW I ENDED THIS SUMMER erhielt, lebt zwischen Berlin und Los Angeles. Im Jahr 2022 hat er sich offen für die Ukraine ausgesprochen. Doch wie ein Filmkritiker in Russland schrieb, spielt QUIET LIFE der russischen Propaganda in die Hände. Schließlich geht es darum, dass Russen, auch solche, die die russische Regierung kritisieren, im Westen nicht willkommen sind. Was sie dort erwartet, sind Bürokratie, Arbeitslosigkeit und andere Probleme. Gibt es dort überhaupt Hoffnung auf ein ruhiges Leben für sie? Das Finale des Films deutet es an.“ (Olga Silantjewa, mdz-moskau.eu)
Deutschland 2024, 84 min, Albanisch mit deutschen UT
Regie: Kristine Nrecaj & Birthe Templin
WO/MEN erzählt die Geschichte von sechs Burrneshas, die sich aus unterschiedlichen Gründen entschlossen haben, die soziale Rolle von Männern zu übernehmen. Sie haben dies getan, um patriarchalische Strukturen zu umgehen, um frauenfeindlichen Übergriffen zu entgehen, um die Familie wirtschaftlich zu unterstützen, um eine Zwangsehe zu vermeiden und um frei zu sein. Unsere Protagonistinnen lassen uns an ihrem Leben und ihrer persönlichen Reise teilhaben. Sie sprechen über Freiheit und Unterdrückung und darüber, wie sie die Geschlechterschranken durchbrechen, indem sie entscheiden, wie sie leben wollen und dass sie leben wollen.
“Die Zahl der heute noch in Albanien und angrenzenden Balkanländern lebenden Burrneshas dürfte überschaubar sein. Die Zeiten, in denen Mädchen mit 16 Jahren zwangsverheiratet wurden und die Menschen das Gesetzbuch Kanun befolgten, das alle sozialen Regeln bis hin zur Blutrache auflistet, scheinen überwunden zu sein. Aber eine Frau, die sich heute für ein Singledasein entscheide, sei noch nicht gleich eine Burrnesha, erklärt Gjystina ihrer Nichte. Hierzulande sind die ‚eingeschworenen Jungfrauen‘, wie Burrneshas laut Wikipedia auch bezeichnet werden, nahezu unbekannt. (…) Die Filmemacherinnen fragen die Burrneshas, was sie über die Liebe denken, ohne das Thema Sexualität explizit zu benennen. Die Antwort kommt immer prompt: Burrneshas haben kein Interesse an Sex, fühlen sich aber in männlicher Gesellschaft wohl. Die Filmemacherinnen vermeiden Nachfragen zur sexuellen Enthaltsamkeit, geben sich mit vagen Hinweisen zu einem im Keim erstickten Kinderwunsch hier, einer unerfüllten Liebessehnsucht dort zufrieden. So respektieren sie zweifellos das soziale Tabu, dem sich die Burrneshas selbst mit ihrem Schwur verpflichtet fühlen. Gegen Ende des Films besucht Diana ein modernes Theaterstück über Femizide. An dieser Stelle wird deutlich, dass es für viele Frauen auch heute nicht so selbstverständlich ist wie für erklärte Burrneshas, unbehelligt von männlichen Besitzansprüchen zu leben.“ (Bianka Piringer, kino-zeit.de)
China 2024, 111 min, Mandarin mit deutschen UT
Regie: Jia Zhang-Ke
Fragmentarisches Langzeitporträt eines Chinas im Wandel. In seinem neuesten Werk blickt Meisterregisseur Jia Zhang-Ke zurück auf sein mehr als zwei Jahrzehnte andauerndes künstlerisches Schaffen. Aus Szenen früherer Filme sowie neu gedrehtem Material erstellt er eine Collage um eine Frau, die zwanzig Jahre lang nach einer spurlos verschwundenen Liebe sucht. Dabei wird sie zum Spiegel einer sich verändernden Gesellschaft – von 2001 bis heute.
„Mit seiner unvergleichlichen Fähigkeit, die komplexe soziale und kulturelle Landschaft Chinas einzufangen, präsentiert er uns einen nahezu dialoglosen Film, der seinen Figuren einfach frei und lose durch die gewaltige Landschaft Chinas folgt. Das Ergebnis ist ein faszinierendes Puzzle aus Geschichten und Emotionen sowie ein suggestives Stimmungsbild der raschen Modernisierung der Volksrepublik. Jia Zhangke kombiniert alltägliche Szenen mit poetischen Bildern des Dreischluchtenstaudamms, die er selbst vor vielen Jahren gemacht hat. CAUGHT BY THE TIDES ist damit auch ein Found-Footage-Film, dessen eigentliches Thema der Fluss der Zeit ist. So verbinden sich Geschichte und Geschichten zu einer eindringlichen Metapher auf den kollektiven Ausdruck von Hoffnung und Trauer in einem sich wandelnden China.“ (14films.de)
„Mit CAUGHT BY THE TIDES erweist sich Jia Zhang-ke abermals als einer der avanciertesten und vielschichtigsten Erzähler des chinesischen Kinos. Seine hier so fragmentarische Erzählweise bezieht sich ganz vielfältig auf seine eigenen früheren Filme (…) und zeichnet zugleich mit so beiläufig wirkenden wie präzisen Strichen ein Panorama der chinesischen Gesellschaft im Wandel, mit deutlich kritischem Ton, doch nur selten plakativ, bis er in der Zeit der Covid-Pandemie ankommt. Hier findet die unglückselige Liebe zwischen den inzwischen deutlich gealterten Qiao und Bin einen wunderbar pointierten, befreienden Schlusspunkt. Wie geschickt der Regisseur mit seinem Material ‚jongliert‘, wie treffend er historische Marker setzt und wie er aus scheinbar banalen Situationen – etwa der Begegnung Qiaos mit einem sprechenden Dienstleistungsroboter im Supermarkt – dichte Miniaturen erschafft, entwickelt eine Poesie, die das Vergehen der Zeit und auch die Beobachtung ihres Vergehens zum eigentlichen, tiefgründigen Thema des Films macht.“ (P. Seyboth, epd-film.de)
Russisch | Englisch | Schwedisch mit deutschen UT
Regie: Alexandros Avranas
Sergei und Natalia sind mit ihren zwei Töchtern von Russland nach Schweden geflohen und hoffen auf politisches Asyl. Katja, die jüngere Tochter, könnte als einzige die Misshandlungen bezeugen, denen der Vater ausgeliefert war. Doch die Eltern wollen ihr die Anhörungen bei der Migrationsbehörde nicht zumuten. Als der Asylantrag abgelehnt wird, fällt Katja ins Koma. Sergei und Natalia versuchen alles, um ihre Tochter wieder ins Leben zurückzuholen. Und suchen gleichzeitig nach einem Weg, um doch noch in Schweden bleiben zu können. (Filmfest Hamburg 2024)
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„QUIET LIFE ist ein ruhiger Film und ein stiller Aufschrei, großartig inszeniert und beeindruckend gespielt. Am Ende mag die Menschlichkeit siegen, doch hier ist sie hart und leidvoll errungen.“ (Britta Schmeis, epd-film.de)
„Diesmal ist es nicht die Spindel der bösen Hexe, sondern die unbarmherzige Bürokratie, die ein junges Mädchen in einen Dornröschenschlaf versetzt. Der Film QUIET LIFE erzählt die Geschichte einer russischen Flüchtlingsfamilie, die sich in Schweden um ihre Aufenthaltserlaubnis bemüht. In seinem distanziert-kühlen Drama zeichnet der griechische Regisseur Alexandros Avranas ein eindrucksvolles Bild des schwedischen Migrationssystems und beleuchtet dabei insbesondere das sogenannte Resignationssyndrom, das erstmals in den Neunzigerjahren dokumentiert wurde. Betroffen sind vor allem psychisch traumatisierte Kinder aus osteuropäischen Ländern, die als Reaktion auf die Belastungen des Migrationsprozesses in einen komatösen Zustand verfallen. Ihre Genesung kann Monate oder gar Jahre dauern und soll überhaupt nur möglich sein, wenn das Gefühl von Sicherheit innerhalb der Familie wiederhergestellt wird. Doch wie soll dies gelingen, wenn eine Abschiebung droht? Mit einer entrückten Atmosphäre und einem überzeugenden Ensemble fängt QUIET LIFE das verzweifelte Streben nach Normalität, Hoffnung und einem sicheren Leben ein.“ (Ulf Lepelmeier, filmstarts.de)
„Es ist unwahrscheinlich, dass QUIET LIFE in Russland gezeigt wird. Tschulpan Chamatowa verließ das Land nach Februar 2022. Sie lebt jetzt in Lettland und wurde in Russland wiederholt für ihre Äußerungen über Russland und den russisch-ukrainischen Konflikt kritisiert. Grigori Dobrygin, der bei der Berlinale den Silbernen Bären für seine Rolle in HOW I ENDED THIS SUMMER erhielt, lebt zwischen Berlin und Los Angeles. Im Jahr 2022 hat er sich offen für die Ukraine ausgesprochen. Doch wie ein Filmkritiker in Russland schrieb, spielt QUIET LIFE der russischen Propaganda in die Hände. Schließlich geht es darum, dass Russen, auch solche, die die russische Regierung kritisieren, im Westen nicht willkommen sind. Was sie dort erwartet, sind Bürokratie, Arbeitslosigkeit und andere Probleme. Gibt es dort überhaupt Hoffnung auf ein ruhiges Leben für sie? Das Finale des Films deutet es an.“ (Olga Silantjewa, mdz-moskau.eu)
Litauen 2024, 99 min, litauische Originalfassung mit deutschen UT
Regie: Saulė Bliuvaitė
„Ein beeindruckend harter Debütfilm mit einem Hauch Zärtlichkeit und Humor, der zeigt, wie weibliche Freundschaften an einem hoffnungslosen Ort Wurzeln schlagen.“ (Variety)
Die jugendliche Marija verbringt den Sommer bei ihrer Großmutter in einem Industriegebiet im Hinterland Litauens. Aufgrund ihres Gehfehlers wird sie schnell gemobbt und gerät in eine Prügelei mit der gleichaltrigen Kristina, die – wie viele andere Mädchen in dieser abgehängten Gegend – eine Modelschule besucht. Bald schließt sich auch Marija der kultähnlichen Institution an. Mit der Aussicht auf eine Karriere in der Modebranche werden hier Gefühle von Selbsthass normalisiert und Essstörungen sind an der Tagesordnung. Während sich eine intime Freundschaft zwischen Marija und Kristina entwickelt, geraten die Mädchen in eine sich immer schneller drehende Spirale, in der sie ihre Körper auf extreme Weise missbrauchen. Beruhend auf eigenen Erfahrungen offenbart Regisseurin Saulė Bliuvaitė die toxischen Strukturen einer ausbeuterischen, patriarchalen Gesellschaft, mit der viele junge Frauen zu kämpfen haben. Der weibliche Körper wird zur Währung, zum manipulierbaren Objekt – oder vielleicht doch zum letzten Fluchtweg aus einer chancenlosen Situation?
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(Wichtiger Hinweis: Dieser Film behandelt Themen im Zusammenhang mit Essstörungen und Körperbildproblemen und beinhaltet Darstellungen von Anorexie, Bulimie und Binge-Eating. Diese Inhalte könnten für Menschen mit einer Essstörung oder einer entsprechenden Vergangenheit belastend sein. Beratungsstellen finden: www.bundesfachverbandessstoerungen.de / www.bzga-essstoerungen.de Anonyme und kostenfreie Onlineberatung: www.ANAD-dialog.de Hinweis in Kooperation mit ANAD-dialog erstellt.)
„Das junge litauische Kino bereitet sich langsam auf den weltweiten Durchbruch vor, und die Regiedebütantin Saulé Bliuvaité führt diese Bewegung mit ihrem herausragenden Film TOXIC an, der zurecht dieses Jahr den Goldenen Leoparden in Locarno gewonnen hat. (…) TOXIC ist ein pulsierender Film, der die Ängste und Träume heutiger Teenager in Osteuropa einfängt und gleichzeitig auf die Herausforderungen hinweist, die sie bewältigen müssen. Regisseurin Saulé Bliuvaité, die auf ihre eigenen Teenager-Erfahrungen zurückgreift, zeigt, dass sie das Talent hat, diese komplexen Themen mit Feingefühl und Respekt zu behandeln. Sicherlich das wichtigste Filmdebüt des aktuellen Kinojahres.“ (14films.de)
„Der Film ist kein Werk über Essstörung, sondern über Lebensrealitäten, in dem die Selbstoptimierung den Vorsprung anderer verkleinern muss… Alles für den Traum. Diese Maxime und dessen katastrophalen Konsequenzen ritzt Bliuvaitė jedem Zuschauenden ins Gewissen. Model, Körper, Kapital –TOXIC macht aus drei Wörtern eins.“ (Niklas Michels, kino-zeit.de)
Bulgarien / Finnland / Norwegen 2023, 79 min, Bulgarisch | Russisch mit deutschen UT
Regie: Tonislav Hristov
“You have quite a way to go to reach my level” belehrt der alternde Beachboy einen seiner Nacheiferer. Ivan ist nicht mehr der Jüngste: er hat 40 Jahre Leben als Escort hinter sich, in denen er als sogenannte “Seagull“ ausländischen Damen am bulgarischen Sunny Beach die Urlaubszeit versüßte. Nun möchte er sich zur Ruhe setzen – doch wie, wenn das Geld knapp ist? Zudem wird Ivan Großvater, sein Sohn lebt jedoch in Kyiv und der Kontakt ist rar. Alles scheint aussichtslos und es ist Zeit, den eigenen Lebensweg zu überdenken. Routiniert begleitet Regisseur Hristov seinen Protagonisten auf dessen Sinnsuche und montiert dazu historische Strandaufnahmen aus Bulgariens nostalgischer Vergangenheit. Ein wunderbar sentimentales Filmporträt. (Maren Willkomm, DOKfest München 2023)
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„Die Figur der „Möwe“ weckt in Bulgarien normalerweise romantische Assoziationen; Ihre Möwe wird jedoch realistischer dargestellt. Durch Ihren Film wird uns bewusst, dass diese Männer so etwas wie männliche Prostituierte sind.
-Ich würde es nicht Prostitution nennen, da sie nicht auf die volle Unterstützung von Frauen angewiesen waren; dies geschah saisonal. Seit der kommunistischen Zeit waren es meist Strandrettungsschwimmer, die jahrzehntelang sporadische Beziehungen mit ausländischen Touristinnen hatten. Nennen wir sie bezahlte männliche Begleiter. Einige von ihnen versuchten, im Ausland zu heiraten und eine Familie zu gründen, während andere Kinder bekamen, wie im Fall meiner Hauptfigur Ivan. Während des Regimes, als es für Bulgaren schwierig war, in den Westen zu reisen, war dies ihre Verbindung zur Außenwelt. Und ihr Verhalten und ihre Ziele waren damals ein offenes Geheimnis. Das sieht man in den Auszügen – gedreht mit versteckter Kamera – aus DIE MÖWEN (1977) von Hristo Kovachev. …
Wie kam es, dass Ivan Sie so nah an seine Welt heranließ und bereit war, so intime Geschichten zu erzählen?
- Er ist in meinem vorherigen Film DER GUTE POSTMANN zu sehen, der im Dorf Golyam Dervent nahe der türkischen Grenze gedreht wurde. Damals war er mit einer Ukrainerin liiert. Zusammen mit meinem Spielfilmdebüt DER GUTE FAHRER bilden sie eine Art Trilogie über Männer in der Midlife-Crisis, die nicht wissen, was sie mit ihrem Leben anfangen sollen. Ich fand Ivan eine sehr interessante Person und wir kamen uns näher. Ich fragte mich, wie er seinen Lebensunterhalt verdiente, da er abgesehen von gelegentlichen Jobs, kaum arbeitete. Dann fiel mir auf, dass er ständig von Frauen umgeben war und es stellte sich heraus, dass er im Sommer, als er als Rettungsschwimmer arbeitete, auch von einigen von ihnen finanziell unterstützt wurde. Für jüngere Rettungsschwimmer ist das nicht so üblich.
Wahrscheinlich, weil sie einer jüngeren Generation angehören und die Zeiten des Mangels in Bulgarien nicht miterlebt haben.
- Absolut. Die Älteren freuten sich über kleine Geschenke wie Nivea-Sonnencreme oder Toblerone, denn während des Kommunismus waren diese westlichen Waren nur in den speziellen Korekom-Shops erhältlich, wo normale Bulgaren sie nicht kaufen konnten, da dort ausschließlich ausländische Währung verwendet wurde. …
Im Großen und Ganzen könnte man Ivan als Metapher für die bulgarische Gesellschaft sehen, die dazu neigt, ihr Schicksal von äußeren Kräften bestimmen zu lassen.
- Ja, das ist eine der Ebenen. Ich komme aus Nordwestbulgarien, wo die Arbeitslosenquote sehr hoch ist und sich viele Menschen unverwirklicht und betrogen fühlen. Dieses Syndrom ist auch dort zu beobachten – der Lebensstandard ist niedrig, aber die Menschen sind auch mit den realistischen Möglichkeiten, die sie haben, unzufrieden und warten lieber auf imaginäre Lösungen ihrer Probleme oder geben externen Faktoren die Schuld. …
Es gibt einige kontroverse Szenen, in denen Ivan nicht im besten Licht dargestellt wird. Wie hat er auf den Film reagiert?
- Er hat einige Ausschnitte gesehen und sie gemocht; er hat mir auch vertraut. Ich halte ihn für einen positiven Charakter und habe versucht, ihn auch so darzustellen. Mein Film porträtiert einen Mann, der von Frauen schlecht behandelt wird – etwas, das man auf der Leinwand nicht oft sieht. Er wurde von all den Beziehungen in seinem Leben enttäuscht und behauptet deshalb in der Szene, in der wir ihn betrunken sehen, er hasse Frauen. Tatsächlich ist er jedoch tief verletzt.“ (Interview mit dem Regisseur, cineuropa.org)
Deutschland 2024, 84 min, Albanisch mit deutschen UT
Regie: Kristine Nrecaj & Birthe Templin
WO/MEN erzählt die Geschichte von sechs Burrneshas, die sich aus unterschiedlichen Gründen entschlossen haben, die soziale Rolle von Männern zu übernehmen. Sie haben dies getan, um patriarchalische Strukturen zu umgehen, um frauenfeindlichen Übergriffen zu entgehen, um die Familie wirtschaftlich zu unterstützen, um eine Zwangsehe zu vermeiden und um frei zu sein. Unsere Protagonistinnen lassen uns an ihrem Leben und ihrer persönlichen Reise teilhaben. Sie sprechen über Freiheit und Unterdrückung und darüber, wie sie die Geschlechterschranken durchbrechen, indem sie entscheiden, wie sie leben wollen und dass sie leben wollen.
“Die Zahl der heute noch in Albanien und angrenzenden Balkanländern lebenden Burrneshas dürfte überschaubar sein. Die Zeiten, in denen Mädchen mit 16 Jahren zwangsverheiratet wurden und die Menschen das Gesetzbuch Kanun befolgten, das alle sozialen Regeln bis hin zur Blutrache auflistet, scheinen überwunden zu sein. Aber eine Frau, die sich heute für ein Singledasein entscheide, sei noch nicht gleich eine Burrnesha, erklärt Gjystina ihrer Nichte. Hierzulande sind die ‚eingeschworenen Jungfrauen‘, wie Burrneshas laut Wikipedia auch bezeichnet werden, nahezu unbekannt. (…) Die Filmemacherinnen fragen die Burrneshas, was sie über die Liebe denken, ohne das Thema Sexualität explizit zu benennen. Die Antwort kommt immer prompt: Burrneshas haben kein Interesse an Sex, fühlen sich aber in männlicher Gesellschaft wohl. Die Filmemacherinnen vermeiden Nachfragen zur sexuellen Enthaltsamkeit, geben sich mit vagen Hinweisen zu einem im Keim erstickten Kinderwunsch hier, einer unerfüllten Liebessehnsucht dort zufrieden. So respektieren sie zweifellos das soziale Tabu, dem sich die Burrneshas selbst mit ihrem Schwur verpflichtet fühlen. Gegen Ende des Films besucht Diana ein modernes Theaterstück über Femizide. An dieser Stelle wird deutlich, dass es für viele Frauen auch heute nicht so selbstverständlich ist wie für erklärte Burrneshas, unbehelligt von männlichen Besitzansprüchen zu leben.“ (Bianka Piringer, kino-zeit.de)
Deutschland 2024, 84 min, Albanisch mit deutschen UT
Regie: Kristine Nrecaj & Birthe Templin
WO/MEN erzählt die Geschichte von sechs Burrneshas, die sich aus unterschiedlichen Gründen entschlossen haben, die soziale Rolle von Männern zu übernehmen. Sie haben dies getan, um patriarchalische Strukturen zu umgehen, um frauenfeindlichen Übergriffen zu entgehen, um die Familie wirtschaftlich zu unterstützen, um eine Zwangsehe zu vermeiden und um frei zu sein. Unsere Protagonistinnen lassen uns an ihrem Leben und ihrer persönlichen Reise teilhaben. Sie sprechen über Freiheit und Unterdrückung und darüber, wie sie die Geschlechterschranken durchbrechen, indem sie entscheiden, wie sie leben wollen und dass sie leben wollen.
“Die Zahl der heute noch in Albanien und angrenzenden Balkanländern lebenden Burrneshas dürfte überschaubar sein. Die Zeiten, in denen Mädchen mit 16 Jahren zwangsverheiratet wurden und die Menschen das Gesetzbuch Kanun befolgten, das alle sozialen Regeln bis hin zur Blutrache auflistet, scheinen überwunden zu sein. Aber eine Frau, die sich heute für ein Singledasein entscheide, sei noch nicht gleich eine Burrnesha, erklärt Gjystina ihrer Nichte. Hierzulande sind die ‚eingeschworenen Jungfrauen‘, wie Burrneshas laut Wikipedia auch bezeichnet werden, nahezu unbekannt. (…) Die Filmemacherinnen fragen die Burrneshas, was sie über die Liebe denken, ohne das Thema Sexualität explizit zu benennen. Die Antwort kommt immer prompt: Burrneshas haben kein Interesse an Sex, fühlen sich aber in männlicher Gesellschaft wohl. Die Filmemacherinnen vermeiden Nachfragen zur sexuellen Enthaltsamkeit, geben sich mit vagen Hinweisen zu einem im Keim erstickten Kinderwunsch hier, einer unerfüllten Liebessehnsucht dort zufrieden. So respektieren sie zweifellos das soziale Tabu, dem sich die Burrneshas selbst mit ihrem Schwur verpflichtet fühlen. Gegen Ende des Films besucht Diana ein modernes Theaterstück über Femizide. An dieser Stelle wird deutlich, dass es für viele Frauen auch heute nicht so selbstverständlich ist wie für erklärte Burrneshas, unbehelligt von männlichen Besitzansprüchen zu leben.“ (Bianka Piringer, kino-zeit.de)
China 2024, 111 min, Mandarin mit deutschen UT
Regie: Jia Zhang-Ke
Fragmentarisches Langzeitporträt eines Chinas im Wandel. In seinem neuesten Werk blickt Meisterregisseur Jia Zhang-Ke zurück auf sein mehr als zwei Jahrzehnte andauerndes künstlerisches Schaffen. Aus Szenen früherer Filme sowie neu gedrehtem Material erstellt er eine Collage um eine Frau, die zwanzig Jahre lang nach einer spurlos verschwundenen Liebe sucht. Dabei wird sie zum Spiegel einer sich verändernden Gesellschaft – von 2001 bis heute.
„Mit seiner unvergleichlichen Fähigkeit, die komplexe soziale und kulturelle Landschaft Chinas einzufangen, präsentiert er uns einen nahezu dialoglosen Film, der seinen Figuren einfach frei und lose durch die gewaltige Landschaft Chinas folgt. Das Ergebnis ist ein faszinierendes Puzzle aus Geschichten und Emotionen sowie ein suggestives Stimmungsbild der raschen Modernisierung der Volksrepublik. Jia Zhangke kombiniert alltägliche Szenen mit poetischen Bildern des Dreischluchtenstaudamms, die er selbst vor vielen Jahren gemacht hat. CAUGHT BY THE TIDES ist damit auch ein Found-Footage-Film, dessen eigentliches Thema der Fluss der Zeit ist. So verbinden sich Geschichte und Geschichten zu einer eindringlichen Metapher auf den kollektiven Ausdruck von Hoffnung und Trauer in einem sich wandelnden China.“ (14films.de)
„Mit CAUGHT BY THE TIDES erweist sich Jia Zhang-ke abermals als einer der avanciertesten und vielschichtigsten Erzähler des chinesischen Kinos. Seine hier so fragmentarische Erzählweise bezieht sich ganz vielfältig auf seine eigenen früheren Filme (…) und zeichnet zugleich mit so beiläufig wirkenden wie präzisen Strichen ein Panorama der chinesischen Gesellschaft im Wandel, mit deutlich kritischem Ton, doch nur selten plakativ, bis er in der Zeit der Covid-Pandemie ankommt. Hier findet die unglückselige Liebe zwischen den inzwischen deutlich gealterten Qiao und Bin einen wunderbar pointierten, befreienden Schlusspunkt. Wie geschickt der Regisseur mit seinem Material ‚jongliert‘, wie treffend er historische Marker setzt und wie er aus scheinbar banalen Situationen – etwa der Begegnung Qiaos mit einem sprechenden Dienstleistungsroboter im Supermarkt – dichte Miniaturen erschafft, entwickelt eine Poesie, die das Vergehen der Zeit und auch die Beobachtung ihres Vergehens zum eigentlichen, tiefgründigen Thema des Films macht.“ (P. Seyboth, epd-film.de)
Barbara Morgenstern, Pionierin des lyrischen Elektro-Pop, arbeitet an einem neuen Album. In ihrer Wohnung entstehen erste Texte und Harmonien. Bei den Proben mit ihrer Band feilt sie an Arrangements. Es folgen die Aufnahmen in den legendären Berliner Hansa-Studios, Pressefotos, die Gestaltung des Plattencovers, ein erstes Musikvideo, die Tourplanung. Im Hintergrund gibt es Fragen: Wie experimentell darf das Album werden, wie politisch soll es sein, in welchem Format kann es live präsentiert werden? Am Ende steht Morgenstern auf der Bühne, um das erste Mal für ihre Fans die neuen Lieder zu spielen, die Lieder von „In anderem Licht“.
Mit zugewandtem, ruhigem Blick begleitet die Regisseurin Sabine Herpich in ihrem Film Morgensterns künstlerischen Arbeitsprozess von den ersten intuitiven Ideen bis zur Live-Performance. Die Entstehung des Albums gelingt, weil die einzelnen Stimmen aufeinander hören. Wie nebenbei entwickelt sich so das intime Porträt einer Künstlerin, für die Musik Rückzugsort, Trost und Freundschaft ist – und das Mittel der Wahl, um über die eigene Position in der Welt nachzudenken.
Deutschland 2024, 84 min, Albanisch mit deutschen UT
Regie: Kristine Nrecaj & Birthe Templin
WO/MEN erzählt die Geschichte von sechs Burrneshas, die sich aus unterschiedlichen Gründen entschlossen haben, die soziale Rolle von Männern zu übernehmen. Sie haben dies getan, um patriarchalische Strukturen zu umgehen, um frauenfeindlichen Übergriffen zu entgehen, um die Familie wirtschaftlich zu unterstützen, um eine Zwangsehe zu vermeiden und um frei zu sein. Unsere Protagonistinnen lassen uns an ihrem Leben und ihrer persönlichen Reise teilhaben. Sie sprechen über Freiheit und Unterdrückung und darüber, wie sie die Geschlechterschranken durchbrechen, indem sie entscheiden, wie sie leben wollen und dass sie leben wollen.
“Die Zahl der heute noch in Albanien und angrenzenden Balkanländern lebenden Burrneshas dürfte überschaubar sein. Die Zeiten, in denen Mädchen mit 16 Jahren zwangsverheiratet wurden und die Menschen das Gesetzbuch Kanun befolgten, das alle sozialen Regeln bis hin zur Blutrache auflistet, scheinen überwunden zu sein. Aber eine Frau, die sich heute für ein Singledasein entscheide, sei noch nicht gleich eine Burrnesha, erklärt Gjystina ihrer Nichte. Hierzulande sind die ‚eingeschworenen Jungfrauen‘, wie Burrneshas laut Wikipedia auch bezeichnet werden, nahezu unbekannt. (…) Die Filmemacherinnen fragen die Burrneshas, was sie über die Liebe denken, ohne das Thema Sexualität explizit zu benennen. Die Antwort kommt immer prompt: Burrneshas haben kein Interesse an Sex, fühlen sich aber in männlicher Gesellschaft wohl. Die Filmemacherinnen vermeiden Nachfragen zur sexuellen Enthaltsamkeit, geben sich mit vagen Hinweisen zu einem im Keim erstickten Kinderwunsch hier, einer unerfüllten Liebessehnsucht dort zufrieden. So respektieren sie zweifellos das soziale Tabu, dem sich die Burrneshas selbst mit ihrem Schwur verpflichtet fühlen. Gegen Ende des Films besucht Diana ein modernes Theaterstück über Femizide. An dieser Stelle wird deutlich, dass es für viele Frauen auch heute nicht so selbstverständlich ist wie für erklärte Burrneshas, unbehelligt von männlichen Besitzansprüchen zu leben.“ (Bianka Piringer, kino-zeit.de)
China 2024, 111 min, Mandarin mit deutschen UT
Regie: Jia Zhang-Ke
Fragmentarisches Langzeitporträt eines Chinas im Wandel. In seinem neuesten Werk blickt Meisterregisseur Jia Zhang-Ke zurück auf sein mehr als zwei Jahrzehnte andauerndes künstlerisches Schaffen. Aus Szenen früherer Filme sowie neu gedrehtem Material erstellt er eine Collage um eine Frau, die zwanzig Jahre lang nach einer spurlos verschwundenen Liebe sucht. Dabei wird sie zum Spiegel einer sich verändernden Gesellschaft – von 2001 bis heute.
„Mit seiner unvergleichlichen Fähigkeit, die komplexe soziale und kulturelle Landschaft Chinas einzufangen, präsentiert er uns einen nahezu dialoglosen Film, der seinen Figuren einfach frei und lose durch die gewaltige Landschaft Chinas folgt. Das Ergebnis ist ein faszinierendes Puzzle aus Geschichten und Emotionen sowie ein suggestives Stimmungsbild der raschen Modernisierung der Volksrepublik. Jia Zhangke kombiniert alltägliche Szenen mit poetischen Bildern des Dreischluchtenstaudamms, die er selbst vor vielen Jahren gemacht hat. CAUGHT BY THE TIDES ist damit auch ein Found-Footage-Film, dessen eigentliches Thema der Fluss der Zeit ist. So verbinden sich Geschichte und Geschichten zu einer eindringlichen Metapher auf den kollektiven Ausdruck von Hoffnung und Trauer in einem sich wandelnden China.“ (14films.de)
„Mit CAUGHT BY THE TIDES erweist sich Jia Zhang-ke abermals als einer der avanciertesten und vielschichtigsten Erzähler des chinesischen Kinos. Seine hier so fragmentarische Erzählweise bezieht sich ganz vielfältig auf seine eigenen früheren Filme (…) und zeichnet zugleich mit so beiläufig wirkenden wie präzisen Strichen ein Panorama der chinesischen Gesellschaft im Wandel, mit deutlich kritischem Ton, doch nur selten plakativ, bis er in der Zeit der Covid-Pandemie ankommt. Hier findet die unglückselige Liebe zwischen den inzwischen deutlich gealterten Qiao und Bin einen wunderbar pointierten, befreienden Schlusspunkt. Wie geschickt der Regisseur mit seinem Material ‚jongliert‘, wie treffend er historische Marker setzt und wie er aus scheinbar banalen Situationen – etwa der Begegnung Qiaos mit einem sprechenden Dienstleistungsroboter im Supermarkt – dichte Miniaturen erschafft, entwickelt eine Poesie, die das Vergehen der Zeit und auch die Beobachtung ihres Vergehens zum eigentlichen, tiefgründigen Thema des Films macht.“ (P. Seyboth, epd-film.de)
Russisch | Englisch | Schwedisch mit deutschen UT
Regie: Alexandros Avranas
Sergei und Natalia sind mit ihren zwei Töchtern von Russland nach Schweden geflohen und hoffen auf politisches Asyl. Katja, die jüngere Tochter, könnte als einzige die Misshandlungen bezeugen, denen der Vater ausgeliefert war. Doch die Eltern wollen ihr die Anhörungen bei der Migrationsbehörde nicht zumuten. Als der Asylantrag abgelehnt wird, fällt Katja ins Koma. Sergei und Natalia versuchen alles, um ihre Tochter wieder ins Leben zurückzuholen. Und suchen gleichzeitig nach einem Weg, um doch noch in Schweden bleiben zu können. (Filmfest Hamburg 2024)
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„QUIET LIFE ist ein ruhiger Film und ein stiller Aufschrei, großartig inszeniert und beeindruckend gespielt. Am Ende mag die Menschlichkeit siegen, doch hier ist sie hart und leidvoll errungen.“ (Britta Schmeis, epd-film.de)
„Diesmal ist es nicht die Spindel der bösen Hexe, sondern die unbarmherzige Bürokratie, die ein junges Mädchen in einen Dornröschenschlaf versetzt. Der Film QUIET LIFE erzählt die Geschichte einer russischen Flüchtlingsfamilie, die sich in Schweden um ihre Aufenthaltserlaubnis bemüht. In seinem distanziert-kühlen Drama zeichnet der griechische Regisseur Alexandros Avranas ein eindrucksvolles Bild des schwedischen Migrationssystems und beleuchtet dabei insbesondere das sogenannte Resignationssyndrom, das erstmals in den Neunzigerjahren dokumentiert wurde. Betroffen sind vor allem psychisch traumatisierte Kinder aus osteuropäischen Ländern, die als Reaktion auf die Belastungen des Migrationsprozesses in einen komatösen Zustand verfallen. Ihre Genesung kann Monate oder gar Jahre dauern und soll überhaupt nur möglich sein, wenn das Gefühl von Sicherheit innerhalb der Familie wiederhergestellt wird. Doch wie soll dies gelingen, wenn eine Abschiebung droht? Mit einer entrückten Atmosphäre und einem überzeugenden Ensemble fängt QUIET LIFE das verzweifelte Streben nach Normalität, Hoffnung und einem sicheren Leben ein.“ (Ulf Lepelmeier, filmstarts.de)
„Es ist unwahrscheinlich, dass QUIET LIFE in Russland gezeigt wird. Tschulpan Chamatowa verließ das Land nach Februar 2022. Sie lebt jetzt in Lettland und wurde in Russland wiederholt für ihre Äußerungen über Russland und den russisch-ukrainischen Konflikt kritisiert. Grigori Dobrygin, der bei der Berlinale den Silbernen Bären für seine Rolle in HOW I ENDED THIS SUMMER erhielt, lebt zwischen Berlin und Los Angeles. Im Jahr 2022 hat er sich offen für die Ukraine ausgesprochen. Doch wie ein Filmkritiker in Russland schrieb, spielt QUIET LIFE der russischen Propaganda in die Hände. Schließlich geht es darum, dass Russen, auch solche, die die russische Regierung kritisieren, im Westen nicht willkommen sind. Was sie dort erwartet, sind Bürokratie, Arbeitslosigkeit und andere Probleme. Gibt es dort überhaupt Hoffnung auf ein ruhiges Leben für sie? Das Finale des Films deutet es an.“ (Olga Silantjewa, mdz-moskau.eu)
Deutschland 2024, 84 min, Albanisch mit deutschen UT
Regie: Kristine Nrecaj & Birthe Templin
WO/MEN erzählt die Geschichte von sechs Burrneshas, die sich aus unterschiedlichen Gründen entschlossen haben, die soziale Rolle von Männern zu übernehmen. Sie haben dies getan, um patriarchalische Strukturen zu umgehen, um frauenfeindlichen Übergriffen zu entgehen, um die Familie wirtschaftlich zu unterstützen, um eine Zwangsehe zu vermeiden und um frei zu sein. Unsere Protagonistinnen lassen uns an ihrem Leben und ihrer persönlichen Reise teilhaben. Sie sprechen über Freiheit und Unterdrückung und darüber, wie sie die Geschlechterschranken durchbrechen, indem sie entscheiden, wie sie leben wollen und dass sie leben wollen.
“Die Zahl der heute noch in Albanien und angrenzenden Balkanländern lebenden Burrneshas dürfte überschaubar sein. Die Zeiten, in denen Mädchen mit 16 Jahren zwangsverheiratet wurden und die Menschen das Gesetzbuch Kanun befolgten, das alle sozialen Regeln bis hin zur Blutrache auflistet, scheinen überwunden zu sein. Aber eine Frau, die sich heute für ein Singledasein entscheide, sei noch nicht gleich eine Burrnesha, erklärt Gjystina ihrer Nichte. Hierzulande sind die ‚eingeschworenen Jungfrauen‘, wie Burrneshas laut Wikipedia auch bezeichnet werden, nahezu unbekannt. (…) Die Filmemacherinnen fragen die Burrneshas, was sie über die Liebe denken, ohne das Thema Sexualität explizit zu benennen. Die Antwort kommt immer prompt: Burrneshas haben kein Interesse an Sex, fühlen sich aber in männlicher Gesellschaft wohl. Die Filmemacherinnen vermeiden Nachfragen zur sexuellen Enthaltsamkeit, geben sich mit vagen Hinweisen zu einem im Keim erstickten Kinderwunsch hier, einer unerfüllten Liebessehnsucht dort zufrieden. So respektieren sie zweifellos das soziale Tabu, dem sich die Burrneshas selbst mit ihrem Schwur verpflichtet fühlen. Gegen Ende des Films besucht Diana ein modernes Theaterstück über Femizide. An dieser Stelle wird deutlich, dass es für viele Frauen auch heute nicht so selbstverständlich ist wie für erklärte Burrneshas, unbehelligt von männlichen Besitzansprüchen zu leben.“ (Bianka Piringer, kino-zeit.de)
China 2024, 111 min, Mandarin mit deutschen UT
Regie: Jia Zhang-Ke
Fragmentarisches Langzeitporträt eines Chinas im Wandel. In seinem neuesten Werk blickt Meisterregisseur Jia Zhang-Ke zurück auf sein mehr als zwei Jahrzehnte andauerndes künstlerisches Schaffen. Aus Szenen früherer Filme sowie neu gedrehtem Material erstellt er eine Collage um eine Frau, die zwanzig Jahre lang nach einer spurlos verschwundenen Liebe sucht. Dabei wird sie zum Spiegel einer sich verändernden Gesellschaft – von 2001 bis heute.
„Mit seiner unvergleichlichen Fähigkeit, die komplexe soziale und kulturelle Landschaft Chinas einzufangen, präsentiert er uns einen nahezu dialoglosen Film, der seinen Figuren einfach frei und lose durch die gewaltige Landschaft Chinas folgt. Das Ergebnis ist ein faszinierendes Puzzle aus Geschichten und Emotionen sowie ein suggestives Stimmungsbild der raschen Modernisierung der Volksrepublik. Jia Zhangke kombiniert alltägliche Szenen mit poetischen Bildern des Dreischluchtenstaudamms, die er selbst vor vielen Jahren gemacht hat. CAUGHT BY THE TIDES ist damit auch ein Found-Footage-Film, dessen eigentliches Thema der Fluss der Zeit ist. So verbinden sich Geschichte und Geschichten zu einer eindringlichen Metapher auf den kollektiven Ausdruck von Hoffnung und Trauer in einem sich wandelnden China.“ (14films.de)
„Mit CAUGHT BY THE TIDES erweist sich Jia Zhang-ke abermals als einer der avanciertesten und vielschichtigsten Erzähler des chinesischen Kinos. Seine hier so fragmentarische Erzählweise bezieht sich ganz vielfältig auf seine eigenen früheren Filme (…) und zeichnet zugleich mit so beiläufig wirkenden wie präzisen Strichen ein Panorama der chinesischen Gesellschaft im Wandel, mit deutlich kritischem Ton, doch nur selten plakativ, bis er in der Zeit der Covid-Pandemie ankommt. Hier findet die unglückselige Liebe zwischen den inzwischen deutlich gealterten Qiao und Bin einen wunderbar pointierten, befreienden Schlusspunkt. Wie geschickt der Regisseur mit seinem Material ‚jongliert‘, wie treffend er historische Marker setzt und wie er aus scheinbar banalen Situationen – etwa der Begegnung Qiaos mit einem sprechenden Dienstleistungsroboter im Supermarkt – dichte Miniaturen erschafft, entwickelt eine Poesie, die das Vergehen der Zeit und auch die Beobachtung ihres Vergehens zum eigentlichen, tiefgründigen Thema des Films macht.“ (P. Seyboth, epd-film.de)
Russisch | Englisch | Schwedisch mit deutschen UT
Regie: Alexandros Avranas
Sergei und Natalia sind mit ihren zwei Töchtern von Russland nach Schweden geflohen und hoffen auf politisches Asyl. Katja, die jüngere Tochter, könnte als einzige die Misshandlungen bezeugen, denen der Vater ausgeliefert war. Doch die Eltern wollen ihr die Anhörungen bei der Migrationsbehörde nicht zumuten. Als der Asylantrag abgelehnt wird, fällt Katja ins Koma. Sergei und Natalia versuchen alles, um ihre Tochter wieder ins Leben zurückzuholen. Und suchen gleichzeitig nach einem Weg, um doch noch in Schweden bleiben zu können. (Filmfest Hamburg 2024)
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„QUIET LIFE ist ein ruhiger Film und ein stiller Aufschrei, großartig inszeniert und beeindruckend gespielt. Am Ende mag die Menschlichkeit siegen, doch hier ist sie hart und leidvoll errungen.“ (Britta Schmeis, epd-film.de)
„Diesmal ist es nicht die Spindel der bösen Hexe, sondern die unbarmherzige Bürokratie, die ein junges Mädchen in einen Dornröschenschlaf versetzt. Der Film QUIET LIFE erzählt die Geschichte einer russischen Flüchtlingsfamilie, die sich in Schweden um ihre Aufenthaltserlaubnis bemüht. In seinem distanziert-kühlen Drama zeichnet der griechische Regisseur Alexandros Avranas ein eindrucksvolles Bild des schwedischen Migrationssystems und beleuchtet dabei insbesondere das sogenannte Resignationssyndrom, das erstmals in den Neunzigerjahren dokumentiert wurde. Betroffen sind vor allem psychisch traumatisierte Kinder aus osteuropäischen Ländern, die als Reaktion auf die Belastungen des Migrationsprozesses in einen komatösen Zustand verfallen. Ihre Genesung kann Monate oder gar Jahre dauern und soll überhaupt nur möglich sein, wenn das Gefühl von Sicherheit innerhalb der Familie wiederhergestellt wird. Doch wie soll dies gelingen, wenn eine Abschiebung droht? Mit einer entrückten Atmosphäre und einem überzeugenden Ensemble fängt QUIET LIFE das verzweifelte Streben nach Normalität, Hoffnung und einem sicheren Leben ein.“ (Ulf Lepelmeier, filmstarts.de)
„Es ist unwahrscheinlich, dass QUIET LIFE in Russland gezeigt wird. Tschulpan Chamatowa verließ das Land nach Februar 2022. Sie lebt jetzt in Lettland und wurde in Russland wiederholt für ihre Äußerungen über Russland und den russisch-ukrainischen Konflikt kritisiert. Grigori Dobrygin, der bei der Berlinale den Silbernen Bären für seine Rolle in HOW I ENDED THIS SUMMER erhielt, lebt zwischen Berlin und Los Angeles. Im Jahr 2022 hat er sich offen für die Ukraine ausgesprochen. Doch wie ein Filmkritiker in Russland schrieb, spielt QUIET LIFE der russischen Propaganda in die Hände. Schließlich geht es darum, dass Russen, auch solche, die die russische Regierung kritisieren, im Westen nicht willkommen sind. Was sie dort erwartet, sind Bürokratie, Arbeitslosigkeit und andere Probleme. Gibt es dort überhaupt Hoffnung auf ein ruhiges Leben für sie? Das Finale des Films deutet es an.“ (Olga Silantjewa, mdz-moskau.eu)
Mi. 04.06.
10:00 Uhr
Spatzenkino – Sommerzeit
– nur mit Voranmeldung! | reservierung@spatzenkino.de | Service-Telefon 449 47 50
Findus wettet mit den Hühnern, dass er den ganzen längsten Tag des Jahres wach bleibt. Aber das ist nicht so einfach. Regie: Mirko Dreiling, S/D 2021, Zeichentrickfilm, 12 Min.
Ich sehe was, was du nicht siehst
Es ist sommerlich heiß. Ingo und Mia langweilen sich, aber dann fällt ihnen das alte Spiel wieder ein. Los geht´s! Regie: Alexandra Nebel, D 2012, Realfilm, 9 Min.
Ringelgasse 19: Als sie alle Ferien hatten
Alle Kinder der Ringelgasse freuen sich auf ihre Sommerurlaube. Nur Willi bleibt zu Hause. Oder doch nicht? Regie: Susanne Seidel, D 2013, Zeichentrickfilm, 7 Min.
Mi. 04.06.
20:45 Uhr
Im Prinzip Familie
– Preview mit Filmgespräch | zu Gast: Daniel Abma (Regie), Johannes Praus (Kamera) | Vorbestellung empfohlen!
In einem Haus am Ufer eines idyllischen Sees, umgeben von dichten Wäldern, arbeiten drei Erzieher:innen im Schichtdienst in einer Wohngruppe. Die Kinder nennen sie Herr Wagner, Frau Wagner und Herr Gerecke. Kochen, waschen, einkaufen und die Kinder mit dem Kleintransporter zur Schule und Freizeitaktivitäten zu bringen, gehört ebenso zu ihrem Alltag, wie zuhören, trösten, auf dem Sofa kuscheln, Filmabende und Gute-Nacht-Geschichten vorlesen. Die Betreuer:innen wollen keine Ersatzeltern sein, und dennoch zeigen, wie sich ein familiäres Miteinander anfühlen kann.
Alle fünf Kinder, die hier leben, vereint vor allem eines: der Wunsch eines Tages nach Hause zurückzukehren. Dafür setzen sich die Erzieher:innen unermüdlich ein: sie sprechen mit Vormund, Eltern und Jugendamt, dokumentieren, organisieren, setzen gemeinsam Ziele und treffen Verabredungen – und sind nicht selten darüber enttäuscht, dass diese nicht eingehalten werden. Das erinnert an einen Kampf gegen Windmühlen, an den Grenzen eines überforderten Systems.
Was früher das Dorf war, ist heute der komplexe Apparat der Kinder- und Jugendhilfe. Spätestens seit der Pandemie gilt das Berufsfeld als systemrelevant, und dennoch bleibt die besondere wie herausfordernde Arbeit der Fachkräfte, ihr engagierter Einsatz zum Wohl der Kinder, meist unsichtbar. IM PRINZIP FAMILIE gewährt über ein Jahr lang einen intimen Einblick in den Alltag der Kinder- und Jugendhilfe und richtet den Fokus auf die Menschen im Hintergrund, die Tag für Tag daran arbeiten, den Kindern das zu geben, was sie am meisten brauchen: Geborgenheit und jemanden, der auf ihrer Seite steht.
Di. 10.06.
19:00 Uhr
Käuzchenkuhle
– Horst Beselers KÄUZCHENKUHLE: Buchpräsentation und Filmaufführung | Eine gemeinsame Veranstaltung von Eulenspiegel Kinderbuchverlag und DEFA-Stiftung
Jampolls Großvater verhält sich eigenartig und wird von einem mysteriösen Fremden bedroht. Was verbindet die beiden Männer, wovon niemand wissen darf? Und wonach sucht der Fremde so verbissen im Mummelsee? Jampoll und seine Freunde haben den Verdacht, dass ein Verbrechen passiert sein muss, vielleicht sogar ein Mord. Und alle Spuren führen zur düsteren Käuzchenkuhle…
Gleich zwei runde Geburtstage auf einmal gilt es für die Fans des DDR-Jugenbuchklassikers Käuzchenkuhle zu feiern. Autor Horst Beseler wäre am 29. Mai 2025 hundert Jahre alt geworden und das spannende Abenteuer rund um Jampoll, seine Freunde und die mysteriöse Käuzchenkuhle ist 1965, vor mittlerweile sechzig Jahren, zum ersten Mal erschienen. In den Schulen avancierte Käuzchenkuhle schnell zur beliebten Pflichtlektüre und auch heute noch begeistert der Jugendroman seine Leser. Die darin beschriebene Lebenswirklichkeit der Landbevölkerung in der damals noch jungen DDR mit Kosmonauten, Zündapp-Motorrad und Kälberfräulein mag für die Älteren einen sentimentalen oder historischen Wert besitzen, wird den jungen Lesern aber eher fremd sein. Doch das Geheimnis, dem die Kinderbande auf der Spur ist, beflügelt ihre Fantasie auch heute noch.
Anlässlich der beiden runden Jubiläen hat der Eulenspiegel Kinderbuchverlag den Jugendbuchklassiker, der seit Generationen seine Leser in den Bann zieht, neu aufgelegt. Vorgestellt wird Käuzchenkuhle von Ulrike Beseler-Jähne, der Tochter des 2020 verstorbenen Autors. Die 1958 geborene Künstlerin war selbst noch ein kleines Mädchen, als Horst Beseler Käuzchenkuhle schrieb. Über ihren Vater, die spannende Kriminalgeschichte und die Geschichten hinter der Geschichte wird sie viel Interessantes zu berichten wissen.
Im Anschluss an die Vorstellung der Neuauflage des Buches präsentiert die DEFA-Stiftung die Verfilmung von Horst Beselers Roman, die 1969 in den DDR-Kinos anlief. Regisseur Walter Beck, der zusammen mit Günter Kaltofen auch das Drehbuch verfasste, führte einige Änderungen im Vergleich zur literarischen Vorlage ein und besetzte seinen Film prominent mit Martin Flörchinger, Manfred Krug, Dieter Wien, Regina Beyer und Vera Oelschlegel. (Ilona Pfeffer / Mirko Wiermann)
Mi. 11.06.
20:00 Uhr
Ostpreußenland – 559km nach Kaliningrad
, OmdU – KineKiez OSTWÄRTS | in Anwesenheit des Regisseurs Andreas Voigt
Eine Reise in den Osten führt von Berlin über Gorzow in Polen, früher Landsberg, über Braniewo, einst Braunberg, in die russische Enklave Kaliningrad, das früher Königsberg war, bis nach Gwardejs an die litauische Grenze. Das nördliche Ostpreußen – bis 1945 deutsch, dann russisch, ein Ergebnis des letzten Krieges. Die Menschen entlang dieser Strecke erzählen ihre Schicksale, die fast nur von Flucht, Vertreibung und Weggehen bestimmt sind. Die einen verließen ihre Heimat in Richtung Westen, die anderen kamen aus dem Osten auf der Suche nach einer neuen Heimat. Und immer wieder kommen neue Flüchtlinge: Wera und Waldemar, die Russland-Deutschen, die Kirgisien verlassen mussten oder ein junges polnisches Paar, das nach Deutschland will. In einer russischen Fischfabrik sind die Frauen jetzt Aktionäre, Lohn allerdings haben sie schon lange nicht mehr erhalten und die Kinovorführerin Wera muss die Filmbühne bald schließen, wenn keine neuen Ersatzteile kommen. Ein VW-Manager hofft Autos in den Osten zu verkaufen. Vergangenheit und Gegenwart, Umbrüche und Kontinuitäten treffen aufeinander – ein Leben in Gegensätzen. (öFilm)